Beiträge von Lutz Walter

    Am Samstag steht FSV Barleben gegen 1. FC Union Berlin auf meinem Tourenplan. Ich bin von den Gastgebern akkreditiert worden und würde das Match gern in einem Audiostream kommentieren. Allerdings wird unser langjähriger Streamserver am 30. Juni 2017 abgeschaltet, das heißt, dass das Ganze "nur" eine heiß gestrickte Geschichte entweder über unseren Youtube-Kanal oder unsere Facebookseite wird - entsprechend der Bandbreite des UMTS dort. Außerdem bräuchten wir einen normalen Stromanschluss, die Barleber wollen sich bemühen, doch konnten einen Anschluss noch nicht zusagen. Lange Rede kurzer Sinn: Wenn wir morgen senden, dann schreiben wir's hierher und würden uns über den einen oder anderen Zuhörer (und entsprechendes Feedback) freuen. Dann wird's allerdings auch eine Testsendung. Wenn wir keinen Strom kriegen, dann können wir weder senden noch einen entsprechenden Hinweis posten.

    Der FC Sachsen löste sich inzwischen im Jahre 2011 auf.


    ...und der FC Sachsen nach der dritten Insolvenz aus dem Vereinsregister gelöscht wurde.


    Die beiden Aussagen sind falsch, denn der FC Sachsen existiert im Moment immer noch, die zweite Insolvenz von 2008 ist immer noch nicht abgeschlossen. Wer will, kann ihn (beziehungsweise die Rechte an ihn) mit seinen beiden Meistertiteln 1951 und 1964 zuzüglich dem Pokalsieg 1966 kaufen. Dann wär' das Chaos in Leipzig-Leutzsch perfekt.

    Der bauliche Zustand der Tribüne war laaaaange bekannt. Ich kann mich noch an Vorhaben von Fans aus dem Sommer 2001 erinnern, das Ganze zu ändern, doch damals wurde den verschiedenen Vorhaben inklusive eines Fantreffs in den Katakomben der Tribüne vom damaligen FC Sachsen ein Riegel vorgeschoben. Jetzt sollte es eigentlich besser sein. Denkt man. Allerdings steht momentan einzig und allein die erste Männermannschaft im Blickpunkt des Interesses. Da war Anfang des Jahres eine entsprechende Pressemitteilung des Vereins mit den Aussagen von "Alles für den Aufstieg zu tun" bis "keine Investitionen ins Stadion, bis bestimmte Voraussetzungen von der Stadt geschaffen werden". Ich hätte mir eigentlich mehr Initiativen pro Stadion beziehungsweise pro Gesamtverein gewünscht, um unter anderen die Stadt zu einem entsprechenden Handeln zu zwingen. Doch stattdessen geht alle Kraft in die Chance des Aufstiegs. Früher wurde das Ganze mit "Schnellboot in die Bundesliga" umschrieben. Wer diese Formulierung heute benutzt, um seine andere Meinung zum aktuellen Bestreben des Vereins zu äußern, wird von Vorständlern und Mitgliedern des Aufsichtsrates als A***** bezeichnet. Wer daraufhin den Verein nicht mehr unterstützen will, ist Netzbeschmutzer und Anti-Chemiker und ähnliches. Matzi, du kannst jetzt sagen, dass ich olle Kamellen aufwärme, stimmt, denn ich hatte dir alles schon persönlich gesagt.

    Wir haben eine Akkreditierung für das internationale Fußballspiel 1. FC Union Berlin gegen FC Utrecht (am Samstag ab 15.30 Uhr) erhalten und werden das Match als Audiostream auf übertragen.


    Die Eisernen wollen voordat scherpe start van het seizoen in die zweite Bundesliga noch einmal die eigene Leistungsstärke überprüfen. Sie erwarten met Nederlandse Football Club Utrecht een sterk team, das in der letzten Saison in der Eredivisie op de vijfde plaats stand. Een echte test für den Kultklub aus Köpenick. Er strebt selbst die verbeteren seines sechsten Tabellenplatzes an.


    Achtung: Wir können momentan unsere Homepage nicht aktualisieren, doch der Player (und die Anzeige im Player) funktionieren.

    Matzi, so einfach ist die ganze Geschichte nicht. So lange die BSG Chemie keinerlei Willen zur Kooperation zeigt, ständig den bösen Buben beim Verband sucht, ständig eine Schlammschlacht begonnen wird, werden Verbände so reagieren. Ob SFV oder NOFV, egal, die Chemiker werden in der nächsten Saison ihr (blaues) Wunder erleben, wenn sie selbst nicht beginnen, vor der eigenen Haustür zu kehren.


    Noch mal zu deinem Beispiel zum Urteil Chemie gegen Rapid Chemnitz, das eigentlich kein passendes Beispiel ist, denn beide Vereine hatten sich damals außergerichtlich verglichen. Da war die zweite Instanz (nach dem Einspruch der BSG Chemie zur ersten Bestrafung) ausgeschaltet worden. Ich habe darüber mit einem beteiligten Juristen gesprochen: Sie hätten in der nächsten Instanz am liebsten beiden Vereinen die Punkte abgesprochen, was allerdings durch den Vergleich formaljuristisch nicht mehr möglich war. Im neuerlichen Fall ist ein ähnlicher Vergleich - und dadurch die Ausbootung der Verbandsgerichte - kaum möglich.

    ...Klasse wie ihr zusammen haltet und aus Fehlern gelernt habt.


    Naja ... stimmt beides nicht ganz. Doch warum sollte das Ganze nicht genutzt werden, um mehrere Schritte in die richtige Richtung zu machen? Da habe ich leise Hoffnungen.


    JensM, bist du die 17, der mir mal Karten für die Europapokalspiele der Eisernen besorgt, mit dem ich die Spiele in der Nähe der Bornholmer gesehen habe? Dann fühle dich recht sportlich von mir gegrüßt! Schade, dass unser Kontakt eingeschlafen ist...

    The Leutzscher Welle, the first Fußballfanradio in Germany, Leichester City congratulates the championship in Old England, the motherland of football. A very big story! The underdogs, whose championship was against the presumption that Elvis Presley is still alive, much less likely, has become deserving champion. In a world where only money, money, money seems to rule, the team of Claudi Ranieri has all real football fans returned the faith of truth in the sport. Why thank you!

    Sorry Lutz, mach doch nicht diese Stimmung.


    Vielleicht hast du recht. Vielleicht ist dein "Stimmungsmachevorwurf" aber auch dieser Beißreflex, den beispielsweise die Vertreter superreicher Leute mit "deutscher Neidmentalität" zeigen, wenn ihnen ihre soziale Verantwortung angemahnt wird, oder manche Profi-Fußballer anstrengen, wenn ihnen entgegengehalten wird, dass sie eigentlich zu viel Schotter kriegen (siehe Sandro Wagner). Fakt ist, dass die Schmähungen von Riesa für die momentane Respektlosigkeit innerhalb des Vereines stehen - von oben bis unten. Fakt ist aber auch, dass in den vergangenen Monaten (von Außen her) keine positive Entwicklung der BSG Chemie mehr sichtbar ist - im Gegenteil - und Menschen, die darauf hinweisen, als "Stimmungsmacher" abgewatscht werden.

    Ich habe am Samstag meinen Sohn (13) nach Nürnberg chauffiert und musste ihn natürlich auch in den Fanblock begleiten. Doch da habe ich - trotz eines herben 2:6 - keinerlei verbale Ausfälligkeiten gegenüber den Spielern der Eisernen erlebt. Das soll bei den Grün-Weißen in Riesa gaaanz anders gewesen sein. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

    ...sehe ich mit der Gründung unseres Vorgängervereins kaum Lumpenproletariat (die sehr kommunistisch gewählt und organisiert waren) bei uns , sondern eher ein kleinbürgerlichen Verein in Köpenick, der sich aus einer soliden Facharbeiterschaft und Angestellten speiste ... Die Extremen hatten dadurch kaum Chancen, sich im Berliner Südosten durchzusetzen, keine Chance bei der "Alten Union" noch in DDR-Zeiten bei der "neuen Union".


    Ich habe es weiter gefasst, nicht allein auf das "Lumpenproletariat" bezogen und zähle weder Ferdinand Lassalle, August Bebel noch Karl Liebknecht zu dieser Kategorie. Ich hatte es irgendwo schon mal geschrieben: Für mich sind Vereine eine Ansammlung von Menschen, die eigene Wertevorstellungen haben, mir symphatisch oder unsympathisch sind, und keine Ansammlung von Pokalen und Meisterschaften. Die Extremen hatten bei Union kaum Chancen? Ich kenne die Eisernen seit den 70er Jahren (und deren Ruf). Damals waren schon "extreme" Kunden in der ganzen DDR unterwegs, die das Bild von Union Berlin prägten. Das war doch die Magie, die die Köpenicker versprühten!

    Ich verfolge das Geschehen um Chemie jetzt nicht tagtäglich... Aber du machst da grade ein ganz schönes Fass auf, oder? Abgesehen davon, dass es nur die halbe Geschichte ist (Beteiligung durch Chemnitz macht die Geschichte aber im vollen Bild auch nicht schöner, klar) ist der Schritt von Ultras, die von den Ordnern nicht aufgehalten werden, zu Ordnern, die Gäste angreifen, doch ein ziemlich großer. Wenn ich die Statements damals falsch verstanden habe: gern berichtigen.


    Ich habe die Geschichte vor Ort erlebt: Es ist tatsächlich so, dass ORDNER einen Offiziellen von Chemnitz an die Wäsche wollten, der weder gegen Gesetz noch Stadionordnung verstoßen hat. Erst daraufhin wollten die Chemnitzer nicht mehr antreten, weil sie sich nicht sicher fühlten. Das, was du hier wiedergibst, ist die zurechtgebogene Darstellung der BSG Chemie, um den Schaden zu begrenzen. Natürlich soll allein der Schiedsrichter für oder gegen einen Spiel entscheiden. Allerdings haben auch ORDNER gewisse Aufgaben zu erfüllen, ob ehrenamtlich oder nicht, und dürfen keine Übergriffe starten, nur, weil er prügelnde Ultras fotografiert hat.

    Wassermann: Auch Vereinsarbeit ist immer politisch (gesellschaftlich), da brauche ich mir lediglich die ganze Vereinsgeschichte mit den Anfängen zu Zeiten der industriellen Revolution anschauen. Mit den Vereinen wollten die einfachen Menschen ein Gegengewicht zum herrschenden und alles verschlingenden Manchester-Kapitalismus schaffen. Die Art und Weise, wie Union Berlin sein Vereinsleben propagiert, ist politisch, ist praktisch im Sinne der Vereinsväter aus dem vorletzten Jahrhundert, im Gegensatz zu Rasenballsport, der das Vereinswesen verballhornt. Ich finde es richtig, dass in der alten Försterei ein breiter Konsens bezüglich politischer Parolen besteht - aber auch dieser Konsens ist Politik.


    Zum Geschehen in Leutzsch: Ich nehme das weiterhin als Richtungsstreit innerhalb des Vereins wahr. Erst zeigen Zuschauer eine eindeutig politische Losung, die eigentlich gegen die Vereinsregeln verstößt, dann gehen diese Zuschauer auf andere los, die einen Spruch rufen, den sie selbst als "verboten" einstufen.


    Doch ist dieses "Nur ein Leutzscher..." tatsächlich rechtsaußen? Ich stelle mir gerade vor, eine Gruppe von Chemiefans würde eine Gegendemonstration zu LEGIDA mitmachen und diesen Spruch allen HOONARAS dort entgegenschmettern. Der wortwörtliche Inhalt des Spruches würde "Ihr seid keine Deutschen!" bedeuten. Dann würde "Nur ein Leutzscher..." einen linken Kontext erhalten.


    Ich sehe das Skandieren von "Nur ein Leutzscher..." beim besagten Sachsenligaspiel als provokante Unwillensbekundung des Spruchbandes an. Das verlinkte Statement dieses Herrengedecks ist ebenfalls sehr fragwürdig: Es ist einerseits sehr politisch, es fördert keinesfalls das Zusammenrücken der Fans, und andererseits habe ich persönlich von diesem Herrengedeck vor diesen Zeilen noch nie vorher gehört. Komisch.


    Es geht um Auslegung von Vergangenheit, welche Sichtweise die einzig Richtige ist, um Zurechtweisung, wer letztendlich der wahre Chemiker ist. Die Vereinsführung ist selber in diesem Wirrwarr gefangen. Das aktuelle Hickhack ist meines Erachtens nur die Spitze des Eisbergs.


    Eine andere Baustelle: Im letzten Herbst hatten Ordner einen Chemnitzer Fotografen durch den Sportpark gejagt, der hatte Bilder von einer Schlägerei mit einheimischen Fans fotografiert, die gelöscht werden sollten. Die BSG Chemie streitet momentan vor dem Sportgericht um die Punkte, da Rapid Chemnitz nach der Hetzjagd nicht angetreten war. Es gibt einige Fakten, die für die Leutzscher sprechen. Allerdings fragt niemand, mit welchem Recht ORDNER einem Offiziellen an die Wäsche wollten. Auch hier werden Recht und Gesetz sehr willkürlich ausgelegt.

    Wir müssen uns wieder am Bauarbeiterdenkmal treffen! Ich war gegen Eintracht Braunschweig in der alten Försterei und habe wieder die Atmosphäre und den Verein bewundert. Jetzt drängelt mein Sohn, nach Nürnberg und gegen Freiburg zu fahren. Allerdings befürchte ich, für den letzten Spieltag keine zwei Karten zu kriegen. Ich sehe auch, dass man miteinander reden MUSS, befürchte aber, dass das Reden mit den herrschenden Umgangsformen (vor allem von wichtigen Leuten her) nicht funktioniert. An den Schaltstellen sitzen zu viele, die keine Kritik vertragen und keine Weitsicht besitzen.


    Ich erinnere mich immer wieder an die Entwicklung (in Kurzform) in den letzten 15 Jahren zurück: In Leutzsch waren eigentlich nur noch ältere Herrschaften, die eine altersmäßige und geistige Auffrischung brauchten, dass der Verein eine Perspektive kriegt. Da waren die ultimativen Diablos mit ihren Choreografien, ihrem Singen und ihrem Einsatz herzlich willkommen. Allerdings brachten sie einen "Alleinvertretungsanspruch" mit. Sie wollten plötzlich den älteren Fans alles vorschreiben, das Singen befehlen und unter anderem die Öffentlichkeitsarbeit - die praktisch Fans machten - an sich reißen. Damals wurden massenweise Arbeitsgruppen gebildet. Doch das Ganze funktionierte nicht, weswegen der damalige FC Sachsen in mehrere, zum Teil diametrale Lager verfiel.


    In dieser Situation tauchten die Österreicher auf. Sie wollten den FC Sachsen retten ääääh übernehmen. Bedingung außer Änderung der Vereinsphilosophie und Vereinfarben: Die Opposition im Verein (die Ultras) loswerden. So passierte die Aufsplittung in FC Sachsen/SG Leutzsch einerseits und BSG Chemie andererseits. Allerdings dauerte der Prozess ziemlich lange, so dass die Österreicher lieber Markranstädt kauften.


    In Leipzig-Leutzsch blieben zwei getrennte, sich gegenseitig bekriegende Vereine zurück. Es begann ein Rattenrennen, das schließlich die BSG Chemie gewann. Der Sieger braucht, um einstige Stärke und Attraktivität zu kriegen, aber auch Zulauf von der Gegenseite, die vorher zum FC Sachsen/SG Leutzsch gegangen sind oder komplett weg waren. Die wollen selbstverständlich ihre Ansichten und Erfahrungen nicht am Stadiontor ablegen und zahlende Kundschaft sein (da können sie bequemer zu den Österreichern gehen). Da ist das Problem vom Anfang wieder da, das dringend gelöst werden muss. Es geht eher um Mitbestimmung, wie gestalte ich einen Verein, wie gehe ich miteinander um, als dieses Rechts-Links-Mitte-Oben-Unten.


    Doch ich selbst bin aus der Nummer raus. Ich lasse mich nicht von Funktionären diffamieren, bloß, weil mich einige Entwicklungen stören und ich diese Störungen auch benenne. Es gibt Wichtigeres als dieses ständige Leutzscher Theater im Leben.

    Ach Matzi, ich verstehe deinen Frust, doch die ganze Geschichte auf die politische Ebene zu schieben, finde ich wenig zielführend. Vielmehr wurde in der letzten Zeit vergessen, den Verein als solches und gemeinsam weiterzubringen. Stattdessen wird ausschließlich auf den Aufstieg in die Oberliga gesetzt. Kritiker werden eleminiert und - beispielsweise vom stellvertretenden Aufsichtsrat - öffentlich als A***** tituliert. Aus diesem Grund werde ich wohl in absehbarer Zeit keinen Fuß mehr in den Sportpark setzen. Äußerlich wird diese Krise in einem Rechts-Links-Konflikt sichtbar. Ich empfinde das Ganze eher als Protest gegen die aktuelle Vereinsentwicklung.


    Das von dir erwähnte Buch empfinde ich ebenfalls als kontraproduktiv in dieser Richtung (ich sage es, obwohl ich's noch nicht gelesen habe). Es ist ja eine ganze Reihe solcher Bücher erschienen. Ich hätte es jedenfalls besser gefunden, wenn viele Autoren - analog dem Buch über Lok Leipzig - mitgeschrieben hätten. Dann wären viele verschiedene Ansichten drin gewesen. So ist alles aus der Sicht eines einzigen polarisierenden Fans verfasst worden.