• Gutes Interview, sowohl fragen- als auch antwortseitig.

    Und ja, Keller hat seinen Anteil am bis heute anhaltenden Erfolg - wir haben unter ihm angefangen, dass schnelle Flügelspiel als dominantes und erfolgreiches Offensivsystem einzuführen und ja, er hat schon Selbstbewusstsein (mit Hang zur Übertreibung) ausgestrahlt und in unsere Mannschaft implantiert.

    Das tut immer gut.

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  • EX-TRAINER JENS KELLER„Was Union geleistet hat, ist unmenschlich“


    Interview mit dem ehemaligen Coach der Eisernen

    Jens Keller (r.) stand in 54 Pflichtspielen an der Seitenlinie bei UnionFoto: picture alliance / Sport Moments/Gora


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    SENDEN Von: SEBASTIAN KARKOS 21.06.2023 - 17:26 Uhr

    Auch er ebnete den Weg des

    1. FC Union in die Bundesliga! Von Sommer 2016 bis Dezember 2017 war Jens Keller (52) Trainer bei den Eisernen. Es folgten für ihn Engagements in der 2. Liga in Ingolstadt (Februar 2018 bis April 2019) und Nürnberg (November 2019 bis Juni 2020). Heute staunt Keller über die Entwicklung der Köpenicker.

    BILD: Herr Keller, als Sie 2016 bei Union begannen, hieß das Ziel die Bundesliga. Nun spielt der Verein in der Champions League… Keller: „Enorm, unglaublich, was da geleistet wurde. Die Champions League ist ein absolutes Highlight. Nur schade, dass das Stadion noch nicht ausgebaut ist.“

    BILD: 2017, bei der Präsentation der Pläne in der Alten Försterei, waren Sie noch Trainer. Keller: „Ich kann mich erinnern, wie wir auf der Tribüne saßen. Tolle Pläne, tolle Visionen. Von den Zuschauern gibt es das auch her. Wenn man auf Dauer konkurrenzfähig sein möchte, dann muss man auch ein paar VIP-Logen mehr haben.“

    BILD: Für die Königsklasse wird Union wohl ins Olympiastadion ziehen müssen. Ein Nachteil? Keller: „Ja. Die Enge, die Fans. Diese positive Fan-Kultur habe ich in keinem anderen Verein erlebt. Für die Gegner wäre es in der Alten Försterei schwerer.“

    BILD: Trauen Sie Union auch in der Champions League Überraschungen zu? Keller: „Union muss man sehr viel zutrauen! Auch, dass sie das eine oder andere Highlight setzen.“


    BILD: Viele sagen, dass Ihre Verpflichtung damals wichtig war, weil Sie Union mit ihrer Art Selbstbewusstsein eingeimpft haben. Gehen Sie mit? Keller: „Das ist meine Art. Wenn ich irgendwo hinkomme, will ich erfolgreich sein. Ich kam zu Union, um aufzusteigen. Das war mein Ziel. Ja, ich denke, es hat dem Verein damals gutgetan. Und es wurde dann auch optimal weitergeführt. Union steht jetzt am Gipfel. Die Champions League ist ein absoluter Traum.“

    BILD: Ist es wirklich der Gipfel? Oder geht noch mehr? Keller: „Seien wir realistisch! Was Union jetzt geleistet hat, ist unmenschlich. Die Meisterschaft wäre der nächste Schritt, aber ich glaube nicht daran, dass das Potenzial dafür da ist. Schon die erneute Qualifikation für die Europa League wäre sensationell.“


    „Fischer und Ruhnert haben einen tollen Job gemacht“

    BILD: Bei Union läuft’s. Dank Trainer Urs Fischer und Manager Oliver Ruhnert? Keller: „Sie haben einen tollen Job gemacht, aber als ich da war, waren wir ja auch nicht so weit von der Bundesliga entfernt. Sie haben die Entwicklung sehr, sehr gut weitergeführt, viele richtige Entscheidungen getroffen, gerade was das Personal angeht. Schön, dass Union so marschiert.“

    BILD: Als Ruhnert 2017 nach Köpenick kam, waren Sie Trainer, er zunächst Scout. Sie kannten sich von Schalke. Keller: „Ja, er war schon im Nachwuchs erfolgreich. Oliver hat ein sehr gutes Netzwerk, kennt sehr viele Spieler und beschäftigt sich viel mit seiner Aufgabe. Das ist ein großes Plus. Wenn man sieht, was für Profis geholt wurden, auch aus der 2. Liga, die eingeschlagen haben! Er hat ein gutes Gespür für Spieler, ist sehr durchsetzungsstark, was seine Ideen angeht.“

    BILD: Wie bewerten Sie Urs Fischer? Keller: „Sehr unaufgeregt, ruhig, sachlich. Er hat ein gutes Gespür für eine Mannschaft.“

    BILD: Kapitän Christopher Trimmel sagte kürzlich, dass Sie 2016 eine wichtige Rolle gespielt haben, dass er überhaupt in Berlin geblieben ist. Hat er recht? Keller: „Damals spielte mit Benjamin Kessel der Kapitän auf der Position. Wir hatten also zwei starke Spieler für die rechte Seite. Da kamen Munack (der damalige Geschäftsführer Sport Lutz Munack – d. Red.) und Schulte (Helmut Schulte, seinerzeit Kaderplaner – d. Red.) und sagten: ‚Wir müssen Trimmel abgeben.‘ Da habe ich geantwortet: ‚Das machen wir erstmal nicht, ich möchte ihn mir anschauen.“ Auch, weil Böni (Co-Trainer Sebastian Bönig – d. Red.) sagte: ‚Guck dir beide an‘. Dann bin ich zum Entschluss gekommen, dass wir Trimmi unbedingt halten müssen. Ich glaube, es war nicht die schlechteste Entscheidung. Kessel hat sich dann in der Vorbereitung verletzt. Und als er zurückkam, war Trimmi einfach zu stark.“

    BILD: Was zeichnet Trimmel aus? Keller: „Ein guter Typ, der in Kabine wichtig ist. Positiv ehrgeizig, sein rechter Fuß ist stark.“

    BILD: Ende 2017 mussten Sie gehen bei Union. Damals überraschend. Haben Sie später mit Präsident Dirk Zingler noch einmal Kontakt gehabt? Keller: „Das Thema ist erledigt, seitdem gibt es keinen Kontakt mehr. Schade. Ich habe mich sehr wohlgefühlt, aber so ist es im Geschäft.“

    Jens Keller 2017 mit Co-Trainer Sebastian Bönig (r.), der immer noch bei den Eisernen tätig istFoto: picture alliance / Eibner-Pressefoto

    BILD: Apropos Geschäft. Wann sieht man Sie wieder auf der Trainerbank? Keller: „Ich weiß nicht, ob es überhaupt noch einmal dazu kommt! Es gab nicht die Anfragen, bei denen ich dachte: ‚Ich muss da einsteigen.“ Ich will nicht irgendetwas machen. Wenn etwas Tolles kommt, würde ich natürlich noch einmal auf die Bank wollen. Bisher war es nicht so.“

    BILD: Letzte Frage: Union spielt kommende Saison in der Königsklasse. Ihr Ex-Klub Schalke in der 2. Liga. Was sagt das einem? Keller: „Dass Union viel richtig gemacht hat und Schalke nicht in den letzten Jahren. Diese Entwicklungen waren nicht abzusehen.“



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  • Eine Mannschaft braucht Druck und Disziplin, beides kommt nur vom Trainer. Denken Sie daran, wie es in einem Klassenzimmer zugeht, wenn der Lehrer verschwindet.