Alles anzeigenInteressante Sicht von Florian Wichert (stellvertretener Chefredakteur t-online):
"Wenn es Jürgen Klinsmann an etwas nicht mangelt, dann sind das Visionen. 2006 wollte er mit Deutschland Weltmeister werden, 2008 mit dem FC Bayern eine titelreiche Ära einleiten und "jeden Spieler besser machen", 2011 kündigte er eine Fußball-Revolution an, die aus den USA eine Weltmacht machen werde. Erreicht hat er davon: nichts. Nun will Klinsmann in "drei bis fünf Jahren" mit Hertha BSC um Titel mitspielen. Raten Sie mal, was daraus wird? Genau. Wieder nichts.
Ein Trainer mit Flausen im Kopf, ein zweifelhafter Investor Windhorst, der sowohl privat als auch mit seiner Unternehmensgruppe 2003 schon mal Insolvenz anmelden musste sowie ein durchschnittlicher Manager Preetz – in dieser Konstellation will der Hauptstadtklub spätestens nächste Saison nach Europa und dann ganz oben angreifen. Selten hat der Begriff Utopie besser gepasst als hier.
Allein der Kader ist qualitativ weiter von der Bundesliga-Spitze weg als Ersatztorwart Kraft von der Nationalmannschaft. Da werden auch Transfers von Xhaka, Götze UND Draxler noch lange nicht ausreichen. Will Hertha wirklich an die Spitze, braucht es Geduld – und Knowhow von jemandem wie Ralf Rangnick. Der weiß, wie man einen Verein mit Geld dorthin bringt, wo Hertha hin will."
Zusammenfassend zu den Hertha-Aktivitäten sage ich es mal mit meinen eigenen Worten so: Hertha BSC ist mit dem gesammelten Klinsmann-PR-"Gedöns", dem neuen, personell erweiterten Klinsmann-Tross (oder "Staff" im 'neudeutschen' Klinsmann-Sprech) und der damit verbundenen vereinsinternen Umstruktierung im Hinblick auf noch größere Investorenabhängigkeit nicht wirklich auf eine seriöse, nachhaltige Geschäftspolitik umgeschwenkt.
Ich sehe viel kurzfristige Effekthascherei, aber ein nachvollziehbares sportlich strukturelles Konzept kann ich zumindest bislang nicht erkennen. Auch der HSV hat sich jahrelang überhoben, auch an zu teuren Transfers , an einem permanent überteuerten Kader, an ständigen Trainerwechseln ohne ein erkennbares nachhaltiges Spielsystem (p.s. Das scheint sich unter Trainer Hecking gerade etwas zu ändern...) . Dies ist der Vergleich oder die Analogie, die mir gerade zu Hertha einfällt... Ob der Verein einen ähnlichen Umweg über die 2.Bundesliga einschlagen wird, wie der HSV, bleibt natürlich abzuwarten. Aber es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, kostspielige Fehler zu machen.
Von Worten und großen Ambitionen allein wurden jedenfalls auch in der Vergangenheit von anderen Vereinen keine grossen Titel oder EC-Plätze errungen - eher Luftschlösser gebaut. Und bisher ist es wirklich erstmal viel heisse Luft und Verbalakrobatik.
Mal schauen, wann der kurzfristige Klinsi-Effekt verpufft, den es aktuell zumindest ansatzweise (noch) geben mag.
Der "Union"-Stachel im eigenen Fleisch muss schon sehr tief sitzen bei der Hertha.