Nachwuchsleistungszentrum

  • Lennard Maloney ist nicht im DFB-U19 Kader für die EM-Qualifikation in Nordrhein-Westfalen (18. bis 28. März 2018). Er ist aber auf Abruf [Quelle: https://www.dfb.de/u-19-junioren/team-und-trainer ].


    Unabhängig von der Personalie L.Maloney muss ich mit Blick auf den U19-Kader wieder einmal sehr irritiert feststellen, dass von 20 Spielern sage und schreibe 11 Spieler (also 55%) im Januar geboren sind. 18 von 20 Spielern (90%) sind im ersten Halbjahr (Januar bis Juni) geboren. Das ist der pure Wahnsinn.


    Mit dieser Philosophie möglichst alte Spieler aufzustellen, beweist der DFB einmal mehr seine Kurzsichtigkeit. Entscheidend ist für den DFB scheinbar weniger das Potenzial eines Spielers, sondern die Ergebnisse. Das ist aber kein neues Phänomen. Das gab es unter Matthias Sammer und vorher auch schon.


    Die Kurzsichtigkeit beginnt aber auch schon viel früher. Auch viele Trainer der E-, F-und G-Jugend praktizieren das bereits unterbewusst. Denn hier macht sich ein Altersunterschied von knapp einem Jahr zwischen Januar und Dezember am meisten bemerkbar, weil es in der Relation zum Alter besondere Vorteile bringt. Ein 8-Jähriger ist physisch und psychisch einem 7-Jährigen im Schnitt weit voraus und bringt bessere Spielresultate. Es gibt leider genug Jugendtrainer, die bereits so früh auf Ergebnissen gepolt sind. Man kann das an jedem Wochenende auf deutschen Fußballplätzen beobachten. Die „Kleinen“ quirligen bekommen oft weniger Spielzeit als die großen Latten…


    Es ist empirisch nachgewiesen, dass also gerade Spieler des vierten Quartals oder insbesondere Dezember-Kinder deutlich unterrepräsentiert sind im deutschen Fußball. Der Grund ist eindeutig. Dezemberkinder bekommen weniger Förderung, geringeres Feedback und haben deshalb eine höhere „Dropout-Quote“. Das heißt sie hören statistisch gesehen öfter auf oder schaffen den Sprung in den Leistungsfußball nicht.


    Am Ende gehen dem deutschen Fußball so Talente verloren. Auch für den 1. FC Union wäre das übrigens eine Möglichkeit Dinge anders zu machen als die breite Masse. Früher war es automatisch so, dass wir bestimmte Talente aus dem vierten Quartal abgegriffen haben, die woanders nicht so schnell aufgefallen sind (ein Riesenvorteil, Stevie!). Da gab es noch die Philosophie auf kleine, schmächtige Spieler zu setzen.


    Skrzybski, Quiring, Menz und Zejnullahu als Jugendspieler mit den meisten Zweitligaeinsätzen sind alle im vierten Quartal geboren. Kein Zufall. Wir sollten sehr gerne wieder Spieler aus dem vierten Quartal in unser NLZ holen. So früh wie möglich.


    Zur näheren Vertiefung, wer auf das Thema Lust bekommen hat:


    „relative age effect“:

    https://spielverlagerung.de/20…den-bestraft-der-verband/

    http://www.zeit.de/sport/2015-…kinder-dfb-jugendfussball

  • Svenne, da musste dann aber auch unterscheiden, ob du Nachwuchstrainer im Leistungssportbereich oder im Breitensport bist. Mit den Einsätzen/Alter gebe ich dir Recht. Aber der Trainer eines Leistungszentrums/Landesebene hat vermeintlich mehr Druck (haha), als der Trainer, der im "Normalbereich" unterwegs ist.

    Ich habe immer alle Spieler allePositionen spielen lassen (man kann sich garnicht vorstellen, gegen welche Widerstände man da bei den Eltern ankämpfen muss) und jeden Spieler der da war, auch eingesetzt. Ist aber nicht immer einfach, zum einen willste nicht immer verlieren und zum anderen musste dich als Trainer wirklich trauen und deiner Philosophie treu bleiben!

    Übrigens auch interessant die Unterlagen der DFB-Talentförderung!

  • Das Jammern der Eltern, auch hier im Forum ;), ist gerade in höhere Ebene viel stärker. Ist ihre Engel doch bewiesenermaßen ein kleiner Messi.... 8)


    Und auch der Druck auffe Trainer/Leitung größer, da die Jungs viel leichter weg sind.

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  • Das Jammern der Eltern, auch hier im Forum ;), ist gerade in höhere Ebene viel stärker. Ist ihre Engel doch bewiesenermaßen ein kleiner Messi.... 8)


    Und auch der Druck auffe Trainer/Leitung größer, da die Jungs viel leichter weg sind.

    Damit haste bei ca. 6 Mio. Turbovati*Muttis aber sowas von verschissen, die drehen dir Knilch jetzt garantiert die Ventile aus dem Rad raus:radeln:........:wurst:

  • moppi


    Leistungsbereich beginnt für mich vor allem erst ab der D-Jugend. Ist ja bei Union auch so (NLZ erst ab U12). Union rekrutiert vor allem zur D-Jugend aus dem Breitensport, weil es auch vorher, wenn die Kids sich noch im Grundschulalter befinden, keinen großen Sinn ergibt. Es gibt zwar auch heute schon Eltern, die mit ihrem U8-Kind aus Nauen zu uns kommen. Aber das ist eher die Ausnahme. Insofern würde ich da von E- bis G-Jugend keinen großen Unterschied machen wollen.


    Der Kinderfußball ist für mich also immer irgendwo Breitensport und hat zwangsläufig einen Einfluss auf den späteren Leistungsbereich. Siehe Drop-Out-Quote oben. Natürlich ist ein Trainer auch immer in dem Zwiespalt den Kids auch mal Erfolgserlebnisse zu bescheren. Aber es wird eben oft übertrieben. Gerade weil es eben so schwierig ist nicht ergebnisorientiert zu denken. Weil alle den Erwachsenenfußball im Kopf haben. Gerade die Eltern, die von Jugendausbildung oft wenig verstehen.


    Es ehrt Dich, dass du anders agierst, aber im Schnitt geht es doch gerade im Breitensport eben oft nicht um Entwicklung, sondern nur ums Gewinnen. Als Trainer eines Dorfvereins ringst du auch um Anerkennung. Da geht es oft um Prestige zum Dorfnachbarn. Da brauchst du auch mal Ergebnisse, damit du zu einem gut besetzten Hallenturnier eingeladen wirst usw... Das sind Tendenzen, die ich immer wieder erlebe. Meine Erfahrungen zeigen mir gerade im Breitensport diese Bevorzugung von Älteren oder auch biologisch entwickelteren Spielern. Im Leistungssport hängt es von der Vereinsphilosophie ab. Stimmt schon, dass da viele Verein Ergebnis-orientiert agieren. Bei Union aber ist man in der Vergangenheit sehr bewusst damit umgegangen und hat es lange Zeit in Kauf genommen - egal in welchem Alterbereich - eben nicht vorn in der Tabelle mitzuspielen.

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  • Hier ein interessanter Artikel über die Jugenarbeit im Berliner Jugendfußball, auch über Union.


    Jugendfußball

    Ein sehr schöner Hintergrundartikel, wie ich finde. Im Grunde zeigt sich hier auch die Veränderung ggü. früheren Zeiten. Gleichzeitig kann man ganz gut erkennen, woher die vermehrten psychischen Probleme bei Spielern herrühren. Wenn da theoretisch schon früh Kindheitstraumata verteilt werden, wundert einen das nicht.

    "Das Fußballspiel ist rituelle Jagd, stilisierter Kampf und symbolisches Geschehen." (Desmond Morris)

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  • Warum fällt mir in diesem Zusammenhang der alte, nicht belegte, Wilhelm-Busch-Spruch ein?


    "Drum prüfe, wer sich (länger) ewig bindet, ob sich noch was Besseres findet!"

    „Du kannst jeden belügen, aber nicht die Fans.

    Es war mir eine Ehre, danke für die Anerkennung.“


    Damir Kreilach

    Geht nicht, gibt´s nicht!

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