Alles anzeigenAlles anzeigenIch bin überhaupt kein Freund vom Durchgesinge. Das ist auch von dem, was man mit dem Support bezweckt, nicht sinnvoll, sondern in erster Linie Selbstdarstellung. Die kann man gerne nach Schlusspfiff zelebrieren. Vorher hat man einen anderen Job.
Kleiner Exkurs:
Nach der Wahrnehmungspsychologie bewerten wir akustische Reize, die wir wahrnehmen, u. a. danach, ob wir auf sie Acht geben müssen oder sie ausblenden können. Jeder, der an einer S-Bahn-Strecke oder in der Einflugschneise wohnt, wird wissen, was ich meine.
Bedeutet für uns:
Aus genau diesen Gründen nehmen wir (dh auch die Spieler) Gesänge, wenn sie brachial losgehen, erst einmal sehr deutlich wahr, während ein Singsang immer weiter in den Hintergrund gerät. Ein absolutes Negativbeispiel dafür ist der Support des FC Bayern - die Lieder werden viele Minuten runtergedudelt, und wenn sie schon längst unterhalb der Wahrnehmungsschwelle verschwunden sind und man hört dann wieder aktiv hin, merkt man, dass die genau das Gleiche singen wie vor 5 Minuten auch schon. Die verausgaben sich total, aber verfehlen gewaltig den Zweck (so der Zweck Support und nicht Selbstdarstellung ist...). Ich meine irgendwo sogar mal gelesen zu haben, dass sich Bayernspieler dahingehend geäußert haben, dass sie die Gesänge teilweise nur noch wenig wahrnehmen.
Bedeutet für den Support: Das Entscheidende ist wechselnde Lautstärke; plötzliches Auslösen von Aufmerksamkeit. Positivbeispiel ist - sorry - Dynamo Dresden (auch wenn es letzten Sonntag eher mau war): Dort werden Gesänge teilweise abwechselnd leise und laut durchgesungen, geht der laute Durchgang los, reißt es auch die Tribünen mit, weil es alle mitkriegen, dass da gerade ein Gesang losgeht.
Wenn also Durchsingen, dann bitte variabel und nicht ständig dasselbe. Das strapaziert nur die Stimmbänder, hat aber nicht einmal ansatzweise den gewünschten Supporteffekt. Ich mag zwar auch das Morgengrauen-Lied, aber den Effekt eines "Eisern! - Union!"-Wechselgesangs wird es nie erreichen. Laut ist nicht gleich laut. Lieber 10 verschiedene Lieder mit Pausen dazwischen (dann kann sich die Aufmerksamkeit wieder neu sammeln und wir sind offen für neue akustische Reize) als die vermeintlich tolle Leistung zu bringen, 45 Minuten "durchgesungen" zu haben. Das ist was für Selbstdarsteller, hat aber mit Anfeuern, was das eigentliche Ziel der Gesänge sein sollte, nur noch wenig zu tun. Der beste Support ist der, der krachend losgeht und so zu allen durchdringt. Spätestens nach 2 Minuten sollte aber ein Lied beendet werden, wenn es strukturell nicht so angelegt ist, dass es in wechselnder Intensität und Lautstärke gesungen wird.
Bin gespannt auf Kommentare hierzu.
Kann es sein, dass du nicht mit in DO warst?
Korrekt. Familiär verhindert.