Alles anzeigenAlles anzeigenWie gesagt: ein Fussballstadion war noch nie ein Hort der Sachlichkeit. Und ich hab noch nicht erlebt, dass sich hier mal schon jemand so schützend vor irgendeinen Schiedsrichter gestellt hätte und die dürfen sich noch was ganz anderes anhören als "Auf Wiedersehen!", selbst wenn sie absolut richtig entschieden haben. Da wird dann wohl mit zweierlei Maß gemessen.
Wenn mir dasselbe wie Schnatterer passiert wäre, hätte ich bestenfalls mit den Schultern gezuckt.
Es ist nichts passiert, was in 1000 Stadien (unseres eingeschlossen) nicht schon Millionen Mal passiert ist. Auch mit verletzten Spielern.
Auch die Spieler untereinander sind ja nicht zimperlich.
Was ist nun an Herr Schnatterer so besonders? Straßenfussballer? Ach so. Na dann... Dann sollte man alles zurücknehmen. Das "Auf Wiedersehen!" war falsch. Also: ich will Schnatterer ausdrücklich nicht wiedersehen.
Lieber Unionfux , ich kann in vielen Beiträgen die Du hier schreibst oft auch meine Gedanken wiederfinden. Oft streitbar, oft lässig, aber immer mit dem analytischen Blick .
Ich habe zur 10. Spielminute vom Sonnabend aber eine komplett andere Meinung und nehme da auch gerne die rot-weiße Brille ab.
Ich stand am Sonnabend direkt hinter dem Tor Wuhleseite und was da von einem Fan aus dem Block der "Sachsenadler", sowie von einigen anderen Zuschauern um mich herum gerufen wurde, dass war unter aller Sau. Das habe ich dem "Sachsenadler" auch direkt zu verstehen gegeben.
Aber hier geht es nicht um eine vermeintliche Sachlichkeit oder Korrektheit, die natürlich nicht früher und schon gar nicht heute, und nicht nur in den Fußballstadien abhanden gekommen ist oder nie vorhanden war. Das kenne ich alles aus eigenem erleben.
Aber wo ist die Schmerzgrenze oder wann beginnt dann das Fremdschämen bei Dir?
Und wenn Du schon mit Hilfe eines Krankenschein gewinnen willst, dann sieht es wirklich finster aus.
Was der Unterschied zwischen einem Schnatterer oder einem Fußballgott ist, die Frage beantwortest Du seit geraumer Zeit Woche für Woche selbst.
Ich verstehe schon, was du meinst, natürlich. Ich gebe auch zu, dass ich einen Schnatterer gern in unseren Reihen wüsste und seine Qualitäten sind unübersehbar.
Wie gesagt: den Aufschrei hab ich hier nie gehört (gelesen), wenn der Schiri beschimpft wurde, ob grundlos oder nicht.
Das Fremdschämen lege ich vor Betreten des Stadions ab, aus verschiedenen Gründen.
Mir geht es auch nicht ums Verteidigen, mir geht's um Relativieren.
Der Spieler Schnatterer hat sich ein wenig Häme (eben auch geboren aus einer gewissen Erleichterung) zu seinem Muskelfaserriss (kein dreifacher Beinbruch oder Kreuzbandriss!!) anhören müssen, ja, fair ist vielleicht anders. Wo ist der Skandal?
Will ich mit Hilfe eines Krankenscheins gewinnen? Nun, ja, wenn starke Spieler beim Gegner gesperrt oder verletzt sind, dann löst das keine Bestürzung bei mir aus. Sollte es?
Ich hab nichts gerufen, bei mir wird selten jemand beschimpft, aber es ist auch nichts passiert, was mich so nachhaltig entsetzt. Das Spielfeld da unten ist nicht das richtige Leben, es ist eine Bühne. Da lag nicht der Privatmann S., sondern der gegnerische Spieler S., dem nichts Gravierendes passiert ist. Und der die Geschichte gar nicht wahrgenommen haben wird.
Meinetwegen können den noch alle so verehren, wenn er wieder mal zwei Tore gegen uns macht. Aber hier kommt mir doch ein wenig viel political correctness ins Spiel, warumauchimmer. Hier ist keine Entgrenzung passiert, das war nicht der Untergang des Abendlandes. Von der Gewichtung eine Unsportlichkeit, wie sie in 90 Minuten da unten auf der Bühne dutzendfach vorkommt.
Und weswegen ich niemanden zur Ordnung rufen würde, zumindest nicht in einem Fussballstadion.
Wenn das schon zur öffentlichen Diskussion taugt, dann haben wir noch viel vor uns.