Die Leader-Debatte

  • Die Leader-Debatte...


    Ein Thema, welches ja immer wieder - ob in den einzelnen Spielerthreads, im KGB Faden oder in den Spieldiskussionen - aktuell wird. Darum vielleicht mal ein eigenes Thema dafür.



    Ich finde schon, dass wir in unseren Reihen Spieler mit Leaderpotenzial haben.


    Kreilach
    Als Kapitän war er überfordert. Das lag aber nicht daran, dass er keine Verantwortung übernehmen wollte oder dem Amt grundsätzlich nicht gerecht wurde. Bis heute ist er einer der Spieler, die auf dem Platz Willenskraft ausstrahlen und in engen Spielen den Unterschied machen. Er hat viele wichtige Tore erzielt. War in Momenten, in denen mannschaftlich wenig lief, da (Aue auwärts), ist körperlich häufig präsent, lässt mal wen über die Klinge springen, wenn es notwedig ist. Er feuert die Mannschaft an und wirkt auf mich sehr ehrgeizig. Sein Ehrgeiz war vielleicht auch das Problem. Ich glaube als Kapitän wollte er zu viel. Er wollte alles richtig machen, wollte über all zeitgleich sein und wirkte gerade in den Diskussionen mit dem Schiedsrichter häufig übermotiviert. Vielleicht lag es an der mangelnden Erfahrung, vielleicht war es eine zu große Bürde, der Tuschenachfolger zu sein (zumal die Degradierung von Tusche ja auch in der Fanszene kritisch aufgenommen wurde), vielleicht lag es an der Sprachbarriere und auch der Zeitpunkt - Trainerwechsel, sportliche Talfahrt trotz Ambitionen war wohl nicht der glücklichste. Vermutlich kam Vieles zusammen.


    Seitdem er ins zweite Glied zurück ist, erscheint er jedenfalls befreit. Er ist sportlich einer der Topleute und unterstreicht, warum es damals nicht abwegig war, ihn zum Kapitän zu machen.


    Kessel
    Neuer Mann. Dafür bringt er einiges mit, was für mich zu einem Leader gehört. Auch er ist ein Mann für die wichtigen Momente, tritt wuchtig auf, hat Ausstrahlung und bewahrt meistens trotz der ihm eigenen Aggressivität einen kühlen Kopf. Guter Mann. Guter Kapitän. Auch wenn es sicherlich schwer ist gleich in der ersten Saison so viel Verantwortung zu übernehmen. Das wird.


    Leistner
    Sicherlich kein Lautsprecher. Dafür aber enorm präsent im Defensivverbund. Er kann auch mal den Mund aufmachen. Mit Daniel hat es ja öfter mal gekracht. Auch er weiß, wann man mal eine etwas ruppigere Gangart an den Tag legen muss. Seit dieser Saison ein enormer Stabilisator in der Abwehr.


    Pare
    Auf dem Platz ein Kämpfer vor dem Herren. Habe oft beobachtet, dass er nach aggressiven und erfolgreichen Tacklings auch mal den Mund aufgemacht hat. Mit seiner Erfahrung hält er den Laden sicher abseits des Platzes mehr zusammen, als Vielen bewusst ist.


    Poga
    Ohne Zweifel ein Lautsprecher. Der dirigiert die Abwehr. Aber es ist noch zu früh hier ein abschließendes Urteil zu fällen. Man wird sehen müssen, wie sich die Einsatzzeiten verteilen.


    Schönheim
    Schien mir lange auf einem guten Weg, aber durch private Probleme und Verletzungssorgen etwas in die hintere Reihe gerückt. Da muss man mal abwarten. Die Verlängerung damals war richtig, es sind aber viele Kleinigkeiten vorgefallen, die ihn von dem vorgezeichneten Weg haben abgebracht.


    Brandy
    Körperlich unfassbar präsent. Ein Vorbild an Einsatzfreude und Willen. Leider konnte er nicht an die gute Saison damals anknüpfen. Wenn er wieder etwas mehr Glück hat, sehe ich da auch Potenzial. Kommt aber eher über Aggressivität als über den "Lautsprecher".


    Fürstner
    Man hat viel erwartet, aber das erste Jahr war nicht seins. Es ist schwer als neuer Spieler, der selbst noch Findungsschwierigkeiten hat, ein Leader zu sein. Ähnlich wie bei Daube glaube ich aber, dass man Spielern, die so viele Jahre bei einem Verein waren, nach einem Vereinswechsel etwas Zeit geben sollte. Wobei ich in Fürstner mehr Potenzial zur Führungskraft sehe, als bei Daube. Gestern hat man ab und an gesehen, was in Fürstner steckt. Er hat die Jüngeren schon ab und an dirigiert.



    Die Aussage, wir hätten keine Leader, möchte ich so also ungern stehen lassen. Ich glaube das Problem ist, dass wir uns bislang stetig im Umbruch und - aus diversen Gründen - immer wieder in neuen Findungsphasen befanden. Was man aber auch gesehen hat: In der Rückrunde haben wir uns immer wieder gefunden.


    Ich glaube, wenn es bei dem ein oder anderen mal etwas besser läuft, offenbaren sich auch die Führungsstärken der Spieler. Ich bin mit Blick auf die neue Saison nicht so pessimistisch. Wenn wir den Kader einigermaßen zusammenhalten, dann kann das was werden. Stürmer sind meist nicht so schwer zu integrieren. Vermute mal da kommt wieder ein "junger Wilder". Steven, Chrissie, Brandy und Co integrieren den schon. Einen erfahrenen Mann im besten Fußballalter (27-30) könnten wir aber gebrauchen. Vielleicht einen vom Format Markus Karl (wenn auch nicht unbedingt ihn). Der würde sicher noch mal etwas mehr Struktur reinbringen.

  • Deine Analyse zeigt eine grundlegende Ursache für dieses Thema.


    Fehlende Konstanz der wichtigsten Bausteine. ..Mannschaft und Trainer.


    Da ist es auch für als Leader geholten Spieler schwer bis unmöglich sich als solche zu präsentieren.

  • Sorry rw, aber von den von Dir Benannten ist mMn nur Spucki (und vielleicht noch Poga) einer mit leader -Fähigkeiten. Ohne sportliche Konstanz aber leider auch ungeeignet. Bei Kreislauf sehe ich nicht, dass er diesen mitreißenden Willen ausstrahlt, Simon hat zuviel mit sich selbst zu tun. Benny ist zu ungestüm und Micha zu intelligent. Alles Gute Jungs und ich freue mich, dass wir sie haben. Aber leader???


    Schnatterer will ich hier aber auch nicht sehen.

  • Man kann ja unterschiedlicher Meinung sein. Ich habe hier zweifelsohne auch mal eine optimistische Lesart an den Tag gelegt. Was zeichnet denn für dich einen Leader aus? Vielleicht liegt da ja bereits unsere Differenz?

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  • Wie jut is denn Damirs Deutsch?


    Oder sollen wir lieber von Führungsspielern reden?

    7.9.96 Union:Energie= 0:4-Ick kam, Ick sah, ick war valiebt!
    Mir ejal wie Ihr meine Tante nennt. Ick nenn se Hertha!
    Berlin, Berlin Eisern Berlin!

  • Wie jut is denn Damirs Deutsch?


    Oder sollen wir lieber von Führungsspielern reden?


    Damirs deutsch ist für jemanden der hier seit 3 Jahren lebt sensationell..


    Schätze mal er ist mind. B2 wenn nicht sogar A1. Sage ich der beruflich und privat mit Ausländern zu tun hat die hier teilweise länger sind als er.


    Deswegen hatte ich Damir ähnlich wie Düwel als Kapitän gesehen, als Wink, wie lernen und Fußball zusammenpassen - hut ab.

  • Für mich ?
    Dass er deutsch spricht.


    Ich glaube es bei einigen Vereinen schon gesehen zu haben, dass so ein Führungsspieler nicht alle Sprachen in einem Team bedient (wird bei uns auch mal so sein). Wichtig iss uffen Platz und da kann der Kollege stottern oder Bayrisch reden, hauptsache er hat Körpersprache und reißt mit.

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  • Ein Leader zeichnet aus, dass er "da ist" und Zeichen setzt wenn die anderen aufgerüttelt werden müssen oder grad versagen. Das muss ein Käptn nicht unbedingt, sondern ggf. eher ausgleichend eingreifen.


  • Damirs deutsch ist für jemanden der hier seit 3 Jahren lebt sensationell..


    Schätze mal er ist mind. B2 wenn nicht sogar A1. Sage ich der beruflich und privat mit Ausländern zu tun hat die hier teilweise länger sind als er.


    Hä, wo machst du denn den Beruf? A1 ist die erste Sprachstufe, danach A2, B1, ... C2 ist dann die kremige Oberkrönung, zumindest in D.

  • Das ist ja alles ganz schön, @RoterWedding, allein: du siehst das, und das ist ja legitim, zu positiv.
    Plötzlich haben wir ja die ganze Mannschaft voller Leader. Davon war aber zu oft zu wenig zu merken.
    Wenn ich alle unsere Spieler sehr wohlwollend beurteile, dann schmelzen unsere Probleme wie Schnee in der Sonne. Dann brauchen wir nicht mal einen Ersatz für Wood. Ging's gegen den Meister Freiburg denn nicht auch prima ohne ihn?


    Wir haben, aus unterschiedlichen Gründen, Spieler, die die einen oder anderen Eigenschaften für einen Leader mitbringen, aber trotzdem in der Summe kein Leader sind, weil letztendlich ein oder zwei Komponenten fehlen.
    Als Leader wird nur der wirklich anerkannt (zumindest auf dem Platz), dessen Fähigkeiten unumstritten und überdurchschnittlich sind (da fallen einige der genannten Spieler schon mal aus). Dazu muss man die mentalen Fähigkeiten mitbringen, eine stringente Leistungskonstanz und auch einen gewissen Grips (der hat z. B. Tusche etwas gefehlt...). Bei uns hat der eine dies und der andere das, aber man braucht eben alle Eigenschaften zusammen für den oder die Leader. Und so jemand fehlt uns.


    Und eine tadellose Saison hat kaum jemand bei uns abgeliefert. Am ehesten Leistner und Wood. Nicht einmal Kreilach, obwohl ich ihn zweifellos als wichtigen Spieler sehe, der auch noch beidfüßig schießen kann und ebenso gefährlich mitm Kopf ist. Kein übler Stürmer (hat hier schon mal jemand behauptet), aber zu oft tauchte er dann doch etwas unter, wobei ich mir sicher bin: hätte er stärkere Kollegen im Mittelfeld, dann würde da noch ne Menge gehen.


    Mein Wunsch wäre wirklich einer, der sowohl als Spiellenker, Ideengeber, Taktgeber funktioniert, der den Ball fordert, der Chef auf dem Platz sein kann, der "Vati", an dem sich einige aufrichten können. Und den sehe ich in der momentanen Mannschaft nicht, nicht in erforderlichem Maß. Das ist irgendwie gut gegangen, auch wenn ich uns weiterhin stagnieren sehe.
    Nicht missverstehen: ich will nicht alles schlechter machen als es ist (nein, wirklich!!), aber im Hochgefühl des 6. Platzes (aber immer noch unter 50 Punkten!) und unserer Förstereifestungsserie alles zu rosig zu sehen, das bringt uns nicht weiter.
    Es gibt genug Vereine, da wird auch alles so lange zu nett gesehen, bis es schließlich nach hinten losgeht. Beispiele gibt es davon zuhauf.


    Ich hoffe auf drei Spieler (Abwehr, Mittelfeld, Angriff), die uns wirklich weiterbringen, die unsere Qualität merklich erhöhen. Wir haben lauter prima Jungs, die auch ganz ordentlich kicken können, aber das zur Genüge. Ein bisschen mehr Überdurchschnitt tut not.


    Darüberhinaus können wir ja noch alle feste die Daumen drücken, dass Daube und Fürstner plötzlich gewaltig ausm Knick kommen, dass Kessel konstanter spielt, Brandy wieder mehr ist als der Kämpfer und das Tor wieder trifft, Skrzybski mehr als drei Tore machen kann, Zejnullahu endlich mehr aus einen Fähigkeiten macht, Nikci ohne Verletzungen bleibt, Thiel und Schönheim nach den Verletzungen endlich durchstarten, Puncec nicht nur ab und an ein guter Verteidiger ist, Pogatetz zur Stammelf gehört, Trimmel endlich mal zeigt, warum er Käptn von Rapid Wien war und Parensen sich etwas mehr mit dem Ball und seinen spezifischen Eigenschaften anfreundet. Das Daumendrücken schadet nicht und vielleicht erfüllt sich ja sogar eine ganze Menge dieser Hoffnungen. Aber nur optimistisch hoffen könnte wieder zu wenig sein.
    Und dass alle zusammen sauberer passen und antizipieren und das Wort Laufweg nicht als Fremdwort begreifen und nicht zuletzt um etwas mehr Geschwindigkeit, darum kann sich ja Keller vielleicht kümmern... Ja, machste, Jens?

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  • Ganz wichtig für einen Leader ist das er Stammspieler ist.


    Wenn der Mr. X ein Leader ist, ist er zwangsläufig, bis auf ganz wenige Ausnahmen, auch ein Stammspieler. Meiner Meinung nach braucht man gar nicht versuchen irgendwelche Eigenschaften in ein Profil zu drücken, da die Leadermentalität selbst eine Eigenschaft ist. Für mich ist das eine Art Aura und Mentalität, welche ein Spieler von Hause aus mitbringt. Polter war für mich bspw. ein solcher Spieler im Format: Nie aufgeben, antreiben und Mitspieler mitreißen, eine gewisse Mentalität an den Tag legen, wenn nötig selbst die Initiative in Form eines Alleingangs (spielerisch, wie auch weisungstechnisch) übernehmen. In der jetzigen Mannschaft vereint solcherlei Eigenschaften lediglich das komplette Mannschaftsgefüge. Einen astreinen Leader haben wir derzeit nicht.

    "Das Fußballspiel ist rituelle Jagd, stilisierter Kampf und symbolisches Geschehen." (Desmond Morris)

  • die leader-diskussion führt völlig an den wichtigen dingen vorbei.
    sag mir doch mal jemand, wer der leader bei freiburg ist, oder bei mainz, oder bei dortmund oder bayern.
    der heutige fußball braucht keine häuptlinge...

    1/22/-/7=30


    Der Produkt schläft nie. Der Produkt wird nie müde. Der Produkt ist immer vor der Kunde in die Arena. Der Produkt schießt Tore schweißfrei.

  • "leader" ist in der tat begrifflich missverständlich. den einen anführer braucht man heute nicht mehr. schnatterer ist so gesehen ein unikat. was man aber weiterhin braucht ist mentalität - mentale stärke im kopf - die schmerzhaft in nürnberg oder auch in duisburg vermisst wurde.


    es fehlte uns nicht ein leader - aber es fehlte uns an leuten, die vorangehen, wenn es eng wird.


    gerade der umstand, dass wir eine so große Diskrepanz zwischen auswärts und zuhause hatten, zeigt mir, dass wir auch vom kopf her nicht stark genug waren für ganz oben. das ist m.e. die wichtigste stellschraube für die kommende saison.


    EISERN

    Nach 20 Jahren sage ich dem Unionforum "Lebewohl". Ein Ort, wo sich manisch auskotzende Hater alle anderen Diskussionen überlagern, die sich auch nicht zu schade sind, mit Stasi-Methoden gegen Leute vorzugehen, die eine andere Meinung haben, ist nicht (mehr) mein Ort.

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