Real Madrid - 1. FC Union Berlin

  • Heute zum ersten Mal wieder hier online seit wir Donnerstag Abend zurück gekommen sind, will ich auch noch kurz meinen Senf dazu geben - das Meiste ist ja bereits geschrieben.


    Wir meiden solche Fanmärsche grundsätzlich - die Erfahrung zeigte leider zu oft, dass es dort Ärger und Probleme gab (ob berechtig oder unberechtig sei jetzt mal völlig aussen vor) und auch der Einlass im Mob sehr viel schwieriger wurde. Wir sind wegen dem Spiel und der Mannschaft da und nicht um uns in der Stadt zu profilieren. Aber das kann/muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden und dass das "Reisekader-Foto" jedes Mal geil aussieht, will ich gar nicht abstreiten. Wir waren auch kurz zu Schauen am Treffpunkt, Leute begrüßen, Mütze gekauft und dann aber los.


    Dadurch waren wir auch rechtzeitig am Stadion und hatten überhaupt keine Probleme am Einlass. Auch ein Ticket mit falschem Namen vor Ort umschreiben zu lassen ging innerhalb von wenigen Minuten und absolut unkompliziert. Es war allerdings absehbar, dass es dauern würde, wenn der Fanmarsch ankommt, da wirklich jeder Ausweis kontrolliert wurde. Und das mit der Polizei nicht zu spaßen sein würde, war auch deutlich zu spüren.


    Zur Stimmung im Stadion wurde eigentlich alles geschrieben- die Heimfans absolut enttäuschend und dass wir sie trotz fehlender Ultras mit unserem Wechselgesang mehrfach zum Pfeifen gebracht haben, sagt schon sehr viel.


    Was mich aber an dem ganzen Abend mit Abstand am Meisten geärgert hat, war dass ich im Block von Unionern beklaut wurde. Ich hatte das Reisekader-Bascap hinter mir auf meinem Sitz, halb in meine Jacke eingewickelt hingelegt. In der Halbzeitpause war noch alles da, aber nach Spielende war das Basecap aus der Jacke verschwunden. Natürlich haben wir überall geschaut, ob es runtergefallen ist (was eigentlich nicht möglich war, da es ja ein bisschen eingewickelt war), aber es war nirgendwo zu finden. Das finde ich wirklich erbärmlich. Ein Basceap für 10,-€ - kein großer finanzieller Wert - aber für mich eben ein Emotionaler - wegen dem Bacecap UND wegen der Erkentniss, dass Unioner Unioner bestehlen. Ich bin heute noch fassungslos und zutiefest enttäuscht - gibt es denn gar keine Ehre mehr?

    "Union immer im Herzen getragen, schaust du nun herab auf den heiligen Rasen. Ruhe in Frieden Forchi" ;(

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  • Iich bin schon aus organisatorischen Gründen recht zeitig vom Platz weg, da war von der Szene noch nichts zu sehen oder hören. Die Märsche brauche ich auch nicht mehr und sehe zu, vor dem großen Haufen im Stadion zu sein. Hat in Malmö schon gut geklappt und in Madrid noch besser, da war nämlich keiner vor mir im Stadion:D Daher habe ich von den Problemen vor Ort auch nichts direkt mitbekommen.
    Ich fand die Option ca. 45 Minuten entspannt auf den Einlass warten deutlich besser als 90 Minuten in der Menschenmasse zu warten.

    Bei allem was passierte muss eigentlich in allen Szenarien aufgearbeitetet werden, wie ein rechtzeitiger Einlass für alle Gästefans grundsätzlich gewährleistet werden kann. Mein "Einlaufselfie" ist um 16:55 Uhr gemacht worden, der Einlass begann also auch erst 10 Minuten vorher. Wie man dann 4000 Leute durch die 6 Kontrollen durchlaufen lassen will, muss mir erst einmal einer berechnen.

    Und wenn der Einlass 3h vor Spielbeginn stattfinden würde, gäbe es Leute die das wahrnehmen würden. Ist natürlich eine Frage des Personals, aber es ist ja nun nicht das erste Mal dass es zeitlich eng wird, wenn man nicht gerade 2,5h vor Spielbeginn vor Ort ist. Im Oly ist das ja auch immer problematisch.

  • Wir sind wegen dem Spiel und der Mannschaft da und nicht um uns in der Stadt zu profilieren.

    Sehr gute und richtige Worte. Danke. :thumbup:


    Auch wenn ich SEHR selten bis gar nicht mehr auswärts fahre, spricht es mir aus der Seele, Sichtstörung im Block durch Fahnen inklusiv !

  • Mein Fazit vom Madrid-Trip:
    Es ist eine absolut schöne Stadt mit freundlichen Einwohnern. Auch die Polizei war weit vorm Spiel (gegen 11 Uhr im Süden der Stadt) noch zu Späßen aufgelegt:
    Ihrem "Viva Real Madrid" konterte ich mit einem "Eisern Union", kurz danach steckten sie inna Einbahnstraße hinter nen Müllauto fest - Karma ist ne Schlampe! ;)

    Um den Platz herum (sind durch mehrere Zufahrtsstraßen gelaufen) war einfach nur der Hammer, alles rot, ausschließlich glückliche Menschen! Nach der Cap-Ausgabe haben sich bereits viele auf dem Weg zum Stadion gemacht. Das war rückblickend wohl keine schlechte Entscheidung....
    Wir sind noch da geblieben und dann nach dem Reisekaderbild Richtung Metro. Auch hier war die Polizei noch ruhig, trotz des Massenandranges... Bahnfahrt ging fix, war aber auch auf Grund der Wärme in den Zügen besser so...

    Aber ab Plaza Castilla wurde die Stimmung dann spürbar angespannter, nicht nur bei den Cops. Auch wenn sie noch über manche Dinge (wie ein Verkehrsschild auf 5. Ebene zu bekleben/ pinkeln am Baum oder Zaun) hinweg sahen... Hier warteten wir das erste Mal sehr lange.
    Dann ging es weiter, um dann kurz vorm Stadion (unnötig) nochmal sehr lange (gefühlt 20 Minuten) warten zu müssen. Jetzt kippte die Stimmung bei vielen. Vor allem als dann direkt vorm Stadion fast gar nix mehr ging.... Dann ging es stoßweise weiter und da muss ich sagen, haben wir halt auch son bissel unseren Anteil an den ganzen Scheiß der folgte.
    Warum bitte muss von hinten geschoben werden? Und schieben ist echt freundlich ausgedrückt... Schon mal was von Massenpanik gehört? Lasst da mal einen oder zwei stürzen, das ist lebensgefährlich!!! Auf den Video ist auch zu sehen, wie es genau danach extrem angespannt wurde....

    Hier wurde ich auch von meinem Begleitern getrennt. Die Kartenkontrolle war dann ein Witz (kein Scanner, dafür Taschenlampe). Die Personenkontrolle war dafür um so genauer. So viele Hunde im Stadion habe ich auch noch nie erlebt, hatte aber das Gefühl, dass die eher zur Abschreckung da waren....
    Zum Glück war ich dann rechtzeitig am Platz, meine Begleiter leider nicht, so wie viele andere auch. Erst zur Halbzeit waren wir wiedervereint...
    Während der Pause noch Tusche getroffen, wo ich mich fast nicht getraut habe ihn anzusprechen, so angepisst war er! Wir haben kurz das Erlebte ausgetauscht und noch ein Foto gemacht. Danach ging es zurück in den Block, wo auf einmal gar nicht mehr nach den Karten geschaut wurde... Zweite Hälfte das beste aus der Situation gemacht und bis zum Ende gezittert! Als das späte Tor gefallen ist, hat es sich so angefühlt, als ob kurzzeitig der Stecker gezogen wurde... Trotzig und dennoch stolz gings dann musikalisch weiter.
    Weils so schön war sind wir danach wieder zur Puerta zurück und haben dort den Abend ausklingen lassen.

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  • Krasse Bilder vom Einlass. Bin ooch sehr entspannt in Gruopo 3 oder 4 reingelassen worden, da waren die Cops noch so jut drauf, dass ick noch durchjelotst wurde, weil Trennung jenau zwischen Madame und mir stattfand. Unaufgefordert, von janz alleene.


    Aber klar, da ahnten wir bereits, dass das für die, die jetzt erst am Stadion ankommen, heikel werden könnte.

    Fazit: Madrid schöne Stadt, Real keen schöner Club.

    Fun Fact: Im Duty Free Madrid werden jefälschte Parfüms verscherbelt. :rofl:

  • Da der Abend nichts sonderlich spannendes für mich bereithält vielleicht mal eine andere, etwas kuriose Erfahrung...


    Ich bin am Tag der Auslosung in den Urlaub nach Rumänien aufgebrochen (verneigt euch vor 15 gemachten Stadien!:hail;)) und wie die Tage so vergingen hab ich immer mehr dieses Spiel im Kopf gehabt...


    Also google angehauen...die üblichen Agenturen gefunden und bei einer einfach mal geschaut wie die (echten) Bewertungen so sind. Die waren soweit in Ordnung und nach einigem innerlichen hin und her schließlich ernsthaft den Chef angerufen, ob der Urlaub nicht auch 2 Tage länger gehen kann. Konnte er. Karte mit sehr mulmigen Gefühl geholt...Flüge umgebucht, Zimmer in Madrid reserviert und innerlich versucht nicht an mein armes Konto zu denken...


    Vorspultaste: Am Tag vor dem Spiel, ich schon in Madrid, bekomme ich ne Mail, dass ich ein Upgrade auf "VIP GOLD" bekommen habe. Soviel Mühe würde sich kein Scam machen (der Preis selbst ist allerdings schon Scam genug) und am Spieltag selbst auf meinen persönlichen einstündigen Fußmarsch zum Stadion gemacht. Innerlich betend und hochnervös...


    Vor dem Eingang noch mit 2 älteren Herren in rudimentärem Spanisch gequatscht und am Einlass funktionierte alles reibungslos. Bändchen bekommen und dann hab ich gemerkt, wie es sich eigentlich anfühlt als "reich" wahrgenommen zu werden.


    Allerlei Buffet, sehr viele, sehr hilfsbereite Menschen (und das waren die sicher nur, weil ich so sympathisch bin;)) und so 90 Minuten vor Anpfiff das erste mal den Platz inspiziert und ne Runde gedreht.


    Das Stadion leider doch sehr modern, hatte gehofft, dass es nur etwas renoviert wurde - habe aber hinterher mehr gelesen und es ist im Grunde ein völlig neues. Einigermaßen riesig, ja. Erinnert aber eher an ein US-Stadion in dem football gespielt wird.


    Ich war in der Nähe der Ultras von Real die einen exakten Bereich hatten. Schon ein Sitz daneben wieder "normale" Leute. Tat ein wenig weh zu sehen, zumal im Grunde außerhalb dieses Blockes niemand mitgemacht hat. Die eigene Mannschaft wurde beschimpft und teilweise sogar ausgepfiffen. Ganz merkwürdige Erfahrung die ich echt selten mache. So wenig Spiele schaue ich ja nun auch nicht im Jahr.


    Der Union-Block kam die meiste Zeit doch relativ gut rüber im Stadion, ist natürlich auch etwas schwerer oben in der Ecke. Dazu auch die fehlenden Banner etc. die anzeigten, dass irgendwas nicht stimmte oder vorgefallen sein muss (wurde ja von Leuten beschrieben die näher dran waren).


    Habe einigermaßen versucht mich zurückzuhalten, konnte mir aber kleineren Jubel bei Rönnows Paraden und den Pfostentreffern nicht verkneifen - war aber anscheinend alles ok, hat niemand Anstoß dran genommen.


    Nach dem Spiel noch einige Zeit auf dem Platz verweilt, bis ein Ordner mich aufforderte zu gehen. Bin dann auch nicht mehr in den VIP-Bereich gegangen, sondern hab mich auf den Heimweg gemacht und unterwegs in Ruhe was gegessen.


    Fazit: Ich bereue es nicht, da ich diesen Sommer 20-jähriges bei Union habe und auch diese ganze vierte-Liga-Stadionbau-Schnurre drinhängt. Selbst im Grunde aber Teil des Problems im modernen Fußball zu sein, indem man solch einen Weg zur Karte nimmt (so kurios die Erfahrung durch das Upgrade auch gewesen ist) beschäftigt mich schon auch noch.


    Soviele Spiele mit solchem Rang werden realistischerweise nicht mehr folgen, für den once-in-a-lifetime-kick würde ich aber vermutlich wieder so entscheiden. Auch wenn es mich innerlich doch zumindest anreisst....

  • So, ick hab ja lang mit mir jehapert aber ick schreib mal och mein Reisebericht. 💪🏻


    Aber Vorsicht, der Text wird wohl länger als die Schlangen 1989 beim Begrüßungsgeld und könnte selbst Veritas in Depressionen stürzen!!!


    Mittwoch 01:30 Uhr, der Wecker klingelt, müde aber euphorisch heisst es noch schnell duschen und die 7 Sachen packen. Eigentlich nur 5 - Portemonnaie, Zigaretten, Tickets, Schlüssel, Wasser. Was braucht es für ein 48 Stunden schon mehr!? Gut, der Gedanke ohne Gepäck und Wechselschlüppe zu reisen törnt nicht nur meine Frau ab. Aber scheiss drauf, 🎶Madrid ist nur einmal im ….. Leben 😅

    Pünktlich um 02:00 Uhr steht mein Begleiter vor der Tür und ab geht’s nach Prag. Die Fahrt ist unspektakulär aber die Freude steigt mit jedem gemachten Kilometer. Wie geplant sind wir um 06:00 Uhr, im Terminal. Von den dort anwesenden Personen sind gefühlt die Hälfte Unioner. Jede Eisern- Begrüßung sorgt für Gänsehaut. Die Freude an etwas Größen, etwas einmaligen teilzunehmen ist fast erdrückend. Auch erkennt man sofort an der Kleiderwahl wer Karten für welchen Bereich im Stadion hat. In Gesprächen tauscht man sich über Reiserouten und Verweildauer auf. Unser Flug geht dann um 08:20 Uhr nach Bordeaux. Mit an Board, zwei weitere Unioner die mit Flixbus, Abfahrt 0:40 Uhr BER, nach Prag gereist sind. Sportliche Jungs!

    Um kurz vor 11:00 Uhr erreichen wir Bordeaux (Schönefeld 2.0.) Das spektakulärste sind hier die Weinreben die direkt am Ausgang gepflanzt sind. Tja, was macht man jetzt vier Stunden im Nirgendwo? Essen ist eine gute Idee, da ich aber nicht bereit bin 9,-€ für ein kaltes eingepacktes Kühlschrank-Baguette zu bezahlen, fällt die Entscheidung auf Bier. Wenn Sudeltour, dann schon richtig! Ich rede mir das erste Bier noch schön: ”Vielleicht kannst du dann im Anschlussflug im Flieger schlafen?!“

    Ist natürlich Quatsch, aber an irgendwas muss man ja glauben. Und spätestens nach dem zweiten Bier sind die Gedanken über eine adäquate Lebensweisen verloren gegangen. Bei lustigen Gesprächen mit unseren neuen Glaubensbrüdern stellen wir fest, das unsere Großväter uns noch vom Krieg erzählt haben. Wir, als überzeugte Pazifisten, werden unseren Enkeln von Europapokalabende in Madrid berichten. Was ein Wahnsinn, ist das noch mein Union?

    Irgendwie vergeht die Zeit dann doch recht schnell und es heißt Boarding, Next stop Madrid. Der Check-In erfolgt schnell und problemlos. Doch halt, plötzlich rennt mir ein Security-Mitarbeiter hinterher. Er probiert mir mit seinem fünf englischen Vokabeln zu vermitteln das er mich kennt. Also nicht mich, Union. Er weiß das wir heute gegen Real spielen und wünscht mir Glück. Was für ein Moment, ich bin gefühlt am größten Provinzflughafen der Welt und einem Franzmann ist es wichtig mit zu sagen, er kenne Union. Gänsehaut breitet sich aus… und da ist sie wieder, diese Frage: ist das alles noch mein Union?

    80 Minuten später landen wir in Madrid und der Flughafen ist genau das Gegenteil von Bordeaux, riesig, fast schon amerikanisch…….


    Wir landen in Madrid 16:25 Uhr, 20 Minuten zu früh. Gut, der Pilot spielt mit seinen Kollegen noch ”Du kriegst mich nicht“. So rollen wir noch weitere 10 Minuten über diverse Start- und Landebahnen, um schließlich doch an einem Terminal anzudocken, Gangway inklusive. Ich hatte extra Sitze in der zweiten Reihe gebucht, da unser Zeitfenster nur 2 Stunden bis zum Spiel betrug. Da das Boardpersonal aber wirbelte, wie Kati Witt in Sarajevo, waren wir bereits nach zwei Minuten aus der Maschine. Auf den schier endlosen Gängen Richtung U-Bahn check ich noch schnell die Route. Die Fahrzeit beträgt mittlerweile 57 Minuten statt wie noch gestern ursprünglich 27, verdammte Zeitverschiebung. Der erste Gedanke ist Taxi, meine Begleitung bringt Uber ins Spiel. Tatsächlich stehen in der Nähe Pedro und seine Schergen und scheinen nur auf uns zu warten. Bei 16,-€ und 19 Minuten Fahrt rufen wir Deal und buchen. F...Y.. Zeitverschiebung.💪🏻


    Nach 15 Minuten befinden wir uns im Stau. Rien ne va plus - oder das Imperium schlägt zurück.

    Auf dem Gehweg sehen wir die ersten Unioner und wir beschließen auszusteigen und den restlichen Weg zu gehen. Pedro bestätigt unsere Entscheidung und zeigt aufs Navi. Es sind zwar noch 1,2 km aber nur weil er bis zum nächsten Kreisverkehr muss um zu wenden. Und dann steigen wir aus und sehen es, versteckt hinter Bäumen, so plötzlich und unerwartet steht es da , das Estadio Santiago Bernabéu.

    Hyhophyse und Hyperthalanus produzieren Endorphine am Anschlag. Im Zeitraffer denk ich an Jahre der Bedeutungslosigkeit, verstorbene Weggefährten die das nicht mehr erleben können, spüre Dankbarkeit das erleben zu dürfen, untermalt vom noch immer anhaltenden Unglauben. Ich bekomme feuchte Augen, Gänsehaut, bis ein Hupen mich ins hier und jetzt zurückholt. ……Was ein Trip!!

    Wir gehen über die Straße und kommen zeitgleich mit dem

    Fanmarsch an, welche von viel Polizei und berittenen Einsatzkräfte begleitet werden. Die Ordnungsmächte geben mir mit ihren Schlagstöcken unmissverständlich zu verstehen das ich mich wegbewegen soll. All das stört mich aber nicht, bin ich doch zu sehr euphorisiert. Wir gehen weiter Richtung Stadion, am Heimbereich neben dem Gästeblock gehen ganze Scharen von Unioner in voller Montur ins Stadion. Ich beobachte das Geschehen interessiert und tatsächlich scheint es keine Probleme beim Einlass zu geben, gut so. Weiter geht’s für uns auf die Ostseite. Auch hier beobachten wir erstmal bei einer Hopfenschorle den Einlass. Schnell kommt man mit anderen Unionern ins Gespräch. Es sind genau diese Momente die wohl lange nachwirken. Die Geschichten zur Kartenbeschaffung, welche verrückten Ideen zur Umsetzung führten. Die Geschichte von einem der seine Beziehung auf‘s Spiel setzte und im Urlaub einfach von Mailand nach Madrid flog, nur um dieses Spiel zu erleben. Welche Strapazen einige auf sich nahmen, ob mit dem Flixbus in 39 Stunden angereist oder eine Nacht durchfeiern am Ballermann. All das macht die Magie dieses Spiels, das Gefühl einer Gemeinschaft die gerade etwas historisches erlebt aus. Wir sind uns alle einig, wir werden hier heute vielleicht von Real verprügelt, aber dieses Spiel kann uns keiner mehr nehmen.

    Gegen 18:15 Uhr gehen wir zum Einlass, welcher problemlos klappt. Denn hier wird jeder reingelassen, Kleiderordnung spielt keine Rolle. Wobei die Kleidung eher aus der Konserve zu kommen scheint. 90% tragen ein weißes Real-Trikot, welche sich nur vom Namen der Beflockung unterscheiden. Am Eingang Treff ich auf sieben Bellinghams. Da es aber überall Querulanten und Rebellen gibt, tragen die restlichen 10% halt eine andere Farbe. Preislich macht dies aber keinen unterschied und im ortsansässigen Fanshop bezahlt man 175,-€ fürs Trikot, der Bellingham kostet dann nochmal 20,-€ extra (vielleicht gerade im Angebot 🤔) Schöne neue Welt…..

    Aber ich drifte ab, also mit Vollgas zurück zum Thema.

    Nachdem der Einlass klappte hieß es nun wandern, weil man für sein 95,-€ ja auch was erwarten darf. Also 6 Etagen und 3 Zwischenetage später nehmen wir unsere Plätze ein. Unser restlicher Reisekader bestand aus fünf Leuten, um uns noch ca 10-15 andere Unioner, welche alle ohne Probleme den Weg ins Stadion gefunden haben. Wir machten noch schnell diverse Fotos bevor der historische Moment gekommen war. Die CL-Hymne….. erneut Gänsehaut! Das Spiel begann und schnell sprach sich rum, das die Ultras nicht anwesend waren weil sie ihr Material nicht reinbekommen haben…..



    Das Spiel verlief dann doch wie zu erwarten, auch wenn wir die erste Halbzeit noch gut dagegenhalten konnten. Gefühlt 60 Chancen, 47 Ecken, Latte, Pfosten und Rönnow. Immer wieder Rönnow! Mein Vordermann rief nach jeder vereitelten Chance, nach jedem gewonnen Zweikampf…. „So muss das“ Wäre es nicht so spannend gewesen, hätte man es schon als nervig empfinden können. Für die die mit Union nichts am Hut haben muss es ein fürchterliches Spiel gewesen sein, für mich war es pure Leidenschaft, purer Wille, pures Union.

    Und dann war sie da: die Nachspielzeit, es schien möglich den Herzinfarkt doch noch zu entgehen und hier gar historisches zu erleben. Bis zur 94‘ , bis 90 Sekunden vor Ende. Als so ein Bellingham tatsächlich noch das Tor erzielt. Fuck,leere,….. Ich hab Wut auf all diese Typen im Block, die das ganze Spiel über gefilmt haben und sich jetzt Feiern. Die jetzt Stimmung machen aber die vorigen 94 Minuten nur Nüsse gegessen haben. Dieses Stadion ohne Seele, ohne Banner, Fahnen, Emotionen.


    Dann erfolgt der Abpfiff und während ich noch probiere meine Gefühle zu regulieren, passiert etwas unerwartetes. Meine Sitznachbarn erheben sich und geben mir die Hand, sie gratulieren für einen tollen Kampf und gutes Spiel. Eine Geste des Respekts und des sportlichen Gedankens.


    Nun sitz ich nicht oft im Heimbereich der gegnerischen Mannschaft und vielleicht sollte dieses Verhalten auch einfach Normalität sein…..

    Vielleicht!! Vielleicht hab ich einfach zu viel Spiele besucht, zu viele Erfahrungen gesammelt. Doch genau dieser Moment zeigt, das Fußball doch verbinden kann, der auch ohne Fantrennung und Polizeiwillkür seine Berechtigung hat.

    Der Gedanke tröstet und ich stelle fest, das ich gerade in diesem Moment mein Union wieder gefunden habe. Mein Verein, der in der letzten Minute doch noch Versagen kann. Die Trauer ist verflogen und ein Blick ins Stadionrund zeigt mir das es schön war das alles erlebt zu haben, ich aber hoffe, das Union niemals so wird.

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  • Patriot - danke:thumbup:


    ... Ich hab Wut auf all diese Typen im Block, die das ganze Spiel über gefilmt haben und sich jetzt Feiern. Die jetzt Stimmung machen ( und keine 5 Minuten später weg waren ?() aber die vorigen 94 Minuten nur Nüsse gegessen haben. Dieses Stadion ohne Seele, ohne Banner, Fahnen, Emotionen.


    ... ich aber hoffe, das Union niemals so wird.


    Wir saßen auch im Heimbereich, und

    das waren genau meine Gedanken.


    Und zu deinem letzten Satz - das gleiche ging mir schon mal durch den Kopf :/ beim letzten Spiel in München, im dritten Oberrang X/ hier her, alle 14 Tage :sleeping:nee nee nee, dann lieber gleich Couch.


    Alte Försterei = Kultugut :schal:

  • Zille Junior

    die Polizei/der Verein Real hat mal eben tausende Unioner im Gedränge stehen lassen und den Einlass fast gestoppt - es war eine gefährliche Situation, die auch zu Verletzten und sogar Toten hätte führen können. Dem willst du dich nicht wirklich einen Büchsenwurf von einem Honk entgegensetzen. Das rechtfertigt nichts und wird sich auch nie verhindern lassen.

    Die Situation kann man auch folgendermaßen herunterbrechen: Das Heimpublikum durfte unbehelligt, weitestgehend unkontrolliert und entspannt das Stadion betreten. Werden die Unioner und Unionerinnen, die diesen Weg gewählt haben/wählen mussten, bestätigen können und spiegelt auch meine Erfahrungen als Gast im Heimbereich im Santiago Bernabeu wieder. Die Gästefans, die eine andere Farbe trugen, zumeist von woanders herkamen, wurden komplett anders behandelt. Diese grundsätzliche Andersbehandlung war in Madrid nicht neu, aber insbesondere im Verhältnis besonders frappierend - adAF werden Heimfans auch noch kontrolliert. Die grundsätzliche Ungleichbehandlung aufgrund unterschiedlicher Herkünfte (und meinetwegen noch Ideale) wird in allen Kontexten außerhalb des Fußballs als Diskriminierung, oder wenn unterschiedliche Herkünfte betroffen sind, oftmals Rassismus genannt. Zum Glück bin ich nur Fußballfan und bin es gewohnt, dass im Umfeld eines Stadions oder auf dem Weg dorthin/von dort Menschenrechte, nunja, umgedeutet werden.


    Man stelle sich vor, ein Italiener mit einer 63€ Sitzplatzkarte (bemerkenswert, dass in diesem Vergleich nicht einmal mehr der Preis heraussticht) für ein Villazon-Konzert würde vor der Oper Madrid so behandelt werden. Aber nein, der Schal macht den Unterschied zwischen Tier und Mensch.


    Eisern!

    "The only way this bloody thing is going to work properly is if we all inter-marry and screw each other blind"

    Lemmy Kilmister

  • Ja, ich denke schon, dass ein Realfan in Mailand oder Dortmund anders behandelt wird, als in Madrid. Und das ist der Punkt. Zu deinem zweiten Satz verkneife ich mir angesichts der älteren Herrschaften und Kinder, die keine Möglichkeit hatten als über diesen Zugang das Spiel zu besuchen, den Kommentar.

    "The only way this bloody thing is going to work properly is if we all inter-marry and screw each other blind"

    Lemmy Kilmister

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