Ich möchte nicht glauben, dass der Verein seine Fans ignoriert. Je zahlreicher wir werden, desto eher geraten die Verantwortlichen in Zugzwang.
Sie werden in den Mails auch über die beiden betreffenden Themen hier im Forum informiert, weshalb ich davon ausgehe, dass sie sich dazu bewegen werden, hier die Meinungen derjenigen zu lesen, die ihr Geld im Stadion lassen und die häufigsten Besucher der offiziellen Webseite sind.
Als das Dach zur Farce wurde, haben sie den Vertrag gekündigt und sich anderweitig orientiert. Da ich also auch davon ausgehe, dass im Vertrag über die offizielle Webseite steht, dass es gewisse Mindestanforderungen an Sportwerk gibt, die von Seiten der Fans als absolut nicht erreicht betrachtet werden, sollte es auch in diesem Fall eine Möglichkeit geben, sich anders zu orientieren.
Die alte Seite mag stilistisch nicht up2date gewesen sein, konnte dennoch alles bieten, was das Fanherz begehrte. Eine gerundete Ecke hier, ein Web2.0-Element da und unsere Seite hätte optisch jedem Bundesligisten zur Ehre gereicht. Ich lege beinahe meine Hand dafür ins Feuer, dass auch sie zumindest eine Art CMS im Hintergrund hatte, bei dem da Einpflegen neuer Inhalte keine allzu große Hürde war.
Apropos CMS. Ich selbst bevorzuge sowohl privat als auch beruflich die saubere Programmierung per Hand, aber Tools wie Typo3 und andere CMS sind mit ein wenig Aufwand auch dermaßen individuell zu gestalten, dass es nicht vorkommen muss, dass die Webseite eines für die Kreativität und individualität der Fans bekannten Bundesligisten sich so präsentieren muss, wie es eine Agentur vorschreibt, die ihre hässlichen, werbeübersähten Layouts in Dutzenden unter die Vereine bringt.
Ich denke, ich stehe nicht allein, wenn ich glaube, dass allein ein visuelles Update der alten Seite mit all seinen Funktionen eher das gewünschte Ziel erreicht hätte. Wenn mir mein Haus nicht mehr gefällt - warum auch immer - reiße ich es doch nicht ein, sondern renoviere es.
Ich bin mal ein wenig ketzerisch und vergleiche diese Seite mit einem Vereinsheim. Du kommst also nach einem schweren Tag in dein Vereinsheim und möchtest dich bei einem schönen kühlen Blonden mit deinen Vereinsfreunden austauschen. Was war auf dem Platz los, was sagt die Konkurrenz und was passiert so neben dem Platz? In deinem Vereinsheim fühlst du dich wohl, triffst deine Freunde, erfährst das Neueste vom Neuen und bist gern gesehen. An der Wand hängt eine Tafel, auf der du deinen Spieler des Tages ankreuzen kannst, daneben die aktuelle Tabelle und Infos zum nächsten Gegner. Selbst der Nachwuchs hat ein eigenes Brett mit Infos an der Wand. Kurzum, du kannst nach 2 Wochen Afrika-Urlaub in dein Vereinsheim kommen und bist schnell wieder auf dem Laufenden über deinen Lieblingsverein. Auf und neben dem Platz.
Und jetzt sage mir einer, er fühlt sich in diesem neuen Vereinsheim wohl. Wir Fans sind abgesehen von der Verbundenheit zum 1. FC Union eigenständige Persönlichkeiten mit eigenen Geschmäckern und eigenen Meinungen. Warum sind sich hier plötzlich so viele einig darüber, dass dieses neue Vereinsheim unmöglich unser Vereinsheim sein kann? Wiseo braucht es keinen 24 Stunden, rund 200 Stimmen zu mobilisieren, die sich ihres beliebten Vereinsheimes beraubt sehen? Weil dieses Mal nicht daran zu rütteln ist, dass der Verein gepatzt hat.
Ich bin leider kein Fan, der bei jedem Spiel, dafür aber seit September 1979 dabei ist. Ich bin nicht daueraktiv in der Fanszene, aber ich habe meine Phasen. Ich tue sicherlich nicht viel, habe aber den Anspruch, wenn ich etwas tue, dann muss es krachen. Als der Senat sich geweigert hat, uns das Gelände zu überlassen, war ich da und habe bei der Aktion "sei Berlin" für die AF geworben. Ergebnis war eine Einladung vom rosa Riesen und die Ernennung zum "Offiziellen Botschafter für die Stadt Berlin" (2007). Als die Briefaktion gestartet wurde, war mir klar, dass der Aufwand und das Porto Hemmschwellen sind und habe mit pro-AF.de eine Onlinevariante ins Internet gestellt (2008). Ergebnis davon waren 5.690 Einträge aus der ganzen Bundesrepublik und selbst von AF-Freunden aus Übersee. Abgeschickt haben die Beschwerdemails mehr als 4.400 Menschen. Daher glaube ich, einen kleinen Teil dazu beigesteuert zu haben, dass wir es am Ende doch noch geschafft haben, den Senat davon zu überzeugen, uns das Gelände zu überlassen. Die neue AF steht. Auch ich habe gebaut, bin dafür extra aus dem Ausland gekommen. Jetzt haben wir war ein neues schickes Wohnzimmer, dafür wurde aber unser virtuelles Aushängeschild zerstört. Und wieder sehe ich mich gezwungen, für meinen Verein einzutreten. Dieses Mal nicht für das Stadion, sondern für unsere Außendarstellung. Ob das nun klappt, was ich tatsächlich sehr hoffe, oder nicht, werde ich danach erst einmal wieder in der Versenkung verschwinden und mich meiner kleinen spanischen Mannschaft (Unión Deportiva Almería) widmen, die wie Union Berlin ein kleiner aber feiner, rot-weißer Verein in einem kleinen Stadion ist. Wenn ich merke, Union Berlin oder seinen Fans widerfährt etwas, geht es die rot-weißen Fahnen schwingend durchs Internet.
Eiserne Grüße vom Doppel-Unioner.