Beiträge von 1110Berlin

    Sehr geehrter Herr Tah,

    Sie haben sich in den landesweiten Medien mehrfach negativ über Spieler und Fans des 1. FC Union geäußert und jenen dabei Rassismus unterstellt. Das ist ihr gutes Recht, wenn auch moralisch fragwürdig. Ich meinerseits habe Sie während des gestrigen Spiels bei jeder Ihrer Ballberührungen ausgebuht und Ihnen so mein Missfallen gegenüber ihrem Verhalten verdeutlicht. Das ist mein gutes Recht – zumal ich meinerseits keinen dem Ihren vergleichbaren Zugang zu landesweiten Medien habe.

    Da sich an dieses Verhalten von uns beiden nun eine landesweite Diskussion darüber anschließt, wie „Rechts“ Spieler und Anhänger*innen des 1. FC Union sind, möchte ich Sie und Ihre Befürworter*innen (von „Bild“ bis St. Pauli) auf Folgendes hinweisen:

    Der Verein, für den Sie spielen und dessen Wappen Ihr Kollege Amiri so gern küsst, steht für ein Unternehmen, das der Welt unter anderem folgende „Segnungen“ gebracht hat:

    - Heroin

    - Chlorgas, Senfgas, Phosgen (erster Weltkrieg)

    - Zehntausende belgische Zwangsarbeiter (erster Weltkrieg)

    - Zehntausende osteuropäische Zwangsarbeiter (zweiter Weltkrieg)

    - Menschenexperimente in Auschwitz

    - Sarin, Tabun (zweiter Weltkrieg und später)

    - Agent Orange (Vietnamkrieg)

    - Glyphosat

    Wenn Sie und Ihre Kollegen Zeit und Gelegenheit haben, können Sie sich ja bei Ihrem Arbeitgeber mal nach einem Herrn Carl Duisberg erkundigen, der in der Firmenhistorie und der Geschichte der Stadt Leverkusen eine nicht unwichtige Rolle gespielt hat. Vielleicht auch nach einem Gerhard Schrader. Oder Sie recherchieren selbst – keine Angst, Sie müssen dazu nicht auf irgendwelche Verschwörungsseiten gehen, Wikipedia reicht völlig.

    Und ich stehe also unter Faschismus-Verdacht. Naja.

    Mein Vorschlag: Wir kommen jetzt alle mal wieder runter und packen die „ganz großen Keulen“ wieder ein. Sie reflektieren Ihr Auftreten und ziehen öffentlich Ihre Schlüsse, dann mache ich das auch. Die Reihenfolge wäre mir allerdings wichtig, immerhin haben Sie mit dem Sch… angefangen. Dann können wir uns alle wieder auf das konzentrieren, worum es eigentlich gehen sollte: Fußball.

    Herzliche Grüße von der Gegengerade der Alten Försterei

    Eines erstmal vorweg: Ich bin heute so heiser wie sonst nur nach den Spielen gegen Rattenball oder den Derbys gegen die Tante – ich glaube also, auf der GG meine Pflicht getan zu haben…
    Dass uns die Sachsen trotzdem unser Wohnzimmer weggenommen haben (und das sage ich bewusst und mit voller Absicht), war für mich dennoch weder überraschend noch tragisch.
    Denn ungeachtet allen Geredes von „Top 20“ und „Layenberger präsentiert Ingo Lenßen and Friends“ bin und bleibe ich der Auffassung, dass wir ein kleiner Verein sind. Und das ist auch gut so. Mehr erwarte und will ich gar nicht.
    Top 20 in Deutschland? Top 10 in der Region reicht mir völlig.


    Ich sehe mit ein bisschen Sorge, dass (von wem auch immer) Erwartungen an uns (Fans wie Mannschaft) gestellt werden, deren Sinn mir nicht ganz klar ist und die viele von uns auch gar nicht erfüllen können/wollen.
    Und wenn dann die wirklich „großen Jungs“ kommen (und dazu muss man Dresden einfach auch mal rechnen), dann zeigen sie uns eben, was ne Harke ist. Gegen Sandhaufen mögen wir dominieren, das ist keine Kunst – aber warten wir ab, was passiert, wenn Stuttgart kommt. Oder Pauli, oder nächstes Spiel die Karlsruher Ersatz-Bertha. Oder wenn wir doch mal ein Pflichtspiel gegen Dortmund oder Bayern haben… Stimmung in der Alten Försterei? Najaaaa…
    Worauf ich hinaus will, ist eigentlich nur, dass wir Gefahr laufen, den „Sechzger-Weg“ zu gehen. Uns selbst zu überschätzen, weil wir ja der besonderste Verein der Welt sind. Und an dieser Hybris später dann ganz fürchterlich zu scheitern. „Tolle Stimmung“ ist gleich mehr Eventies ist gleich mehr Einnahmen. Schön soweit. (Wenn man denn auf mehr Einnahmen besonderen Wert legt). AAAABER: Mehr Eventies ist eben auch gleich weniger Stimmung ist gleich weniger Eventies und ist letztlich gleich weniger Einnahmen… DAS ist meiner Meinung nach die Zwickmühle, in die wir zu tappen drohen. Denn wenn man sich erstmal an Geldflüsse auf hohem Niveau gewöhnt hat, ist der anschließende Sturz nur umso schmerzhafter. Wer’s nicht glaubt, kann gerne mal in Aachen oder Cottbus nachfragen.

    Und ich erlaube mir die Frechheit, an dieser Stelle eventuelle Eventie-Leser darauf hinzuweisen, dass es in Berlin ein historisches, großes und mit einigem architektonischen Reiz ausgestattetes Stadion gibt, wo man gepflegt sitzen, mit dem Smartphone spielen und Erstligafußball gucken kann. Das gibt’s auch Kinderecken und Gewinnspiele und Klatschpappen und so. Ein lohnendes Ausflugsziel für die ganze (Friedrichshainer oder Prenzlberger) Familie… Nicht so prollig, verqualmt, unbequem und besoffen wie die Försterei.

    Darüber hinaus: Ich habe keine Ahnung, ob und wenn ja, warum es zwischen Verein und Ultras knirscht – aber auch auf der Waldseite war es schon mal lauter, energischer und (vor allem) spielbezogener. Man mag das – wie es einige hier getan haben – auf die Eventies schieben. Das kann ich nicht beurteilen. Aber das irgendetwas anders war gestern – das meine ich bemerkt zu haben…

    Und abschließend: Janine ist unersetzlich. Nicht nur als Mensch (sie war einer von den ganz, ganz wenigen Leuten, die im wirklichen Wortsinne „Gute Menschen“ sind), sondern auch als Teil des Union-Geistes, der Familie im besten Sinne. Die Welt ist ein Stückchen dunkler jetzt, ohne sie. Und mein Verein ein Stück ärmer.

    Doch, doch, ich finde schon, dass diese Diskussion genau hierher gehört, in die Werte meines Vereins. Weil ich es nämlich durchaus nachvollziehen kann, dass jemand seine Schwierigkeiten mit „Denunziantentum“ hat, zum Beispiel weil er/sie zu Ost-Zeiten in den „Genuss“ dieser Art von „Mitmenschlichkeit“ gekommen ist. Gerade unser Verein sollte sich stets daran erinnern, dass in unseren Reihen Leute stehen, denen bei der Einsicht ihrer Stasi-Akten so einiges in punkto Freundschaft und Vertrautheit verloren gegangen ist. Das hat diejenigen schwer getroffen und deshalb sollten wir nie vergessen, dass die individuelle Freiheit und deren Schutz in unserem Verein uns ein hohes Gut sind.
    Und darauf folgt jetzt auch von mir kein großes „Aaaaber…“, sondern ein dicker, fetter Punkt.

    UND ZUGLEICH hat da dieser Jemand auf Facebook eine rote Linie überschritten. Auf eine Art und Weise, die so unmenschlich, feige und bestialisch ist, dass es mir zugleich die Tränen in die Augen treibt und sich mir die Fäuste ballen. Bei aller Verschiedenheit der Meinungen, bei allem politischen Widerspruch, egal wo man steht – das Verhalten dieses Menschen kann man weder tolerieren noch gar gutheißen (das hat im Übrigen meiner Meinung nach auch der Wassermann nicht getan – aber vielleicht gibt es in der Auseinandersetzung mit ihm einen Subtext, den ich nicht kenne). Weil dieser Mensch – ich scheue fast davor zurück, ihn so zu bezeichnen – sich jedoch mit dem Logo meines Vereins schmückt und also auch mit mir verwechselt werden könnte, möchte ich es hier noch einmal deutlich schreiben (auch an alle aktuellen LeserInnen, die nicht regelmäßig oder aktiv in diesem Forum sind):
    Seine Aussagen auf Facebook tat er NICHT IN MEINEM NAMEN. Nicht in meinem Namen als Mensch, nicht in meinem Namen als Deutscher, nicht in meinem Namen als Berliner und schon gar nicht in meinem Namen als Unioner.
    Ich will auch gar nicht für andere sprechen, indem ich ihn aus der Union-Familie ausstoße, aber ich kann sagen: Wo der dabei ist, mach ich nicht mit. Egal auf welcher Seite der steht – ich bin auf der anderen.
    Mein Mitgefühl gilt der Familie des Kindes und ich möchte mich – sollte Sie dies interessieren und jemals erreichen – ausdrücklich dafür entschuldigen, dass jemand Ihre Trauer und die Menschenwürde ihres Kindes so mit Füßen getreten hat. Dass er zugleich den Namen des Vereins, den ich liebe, missbraucht und in den Schmutz gezogen hat, verkommt neben Ihrem Leid zur Nebensächlichkeit.
    In Scham, Trauer und Wut
    Eisern

    Lieber Norbert Düwel,

    ungefähr ein Jahr ist nach unser aller Sieg über dieda aus Leipzig ins Land gegangen. Und die Luft für Sie als Cheftrainer ist immer noch/schon wieder dünn. Woran das liegt, kann ich persönlich nicht sagen, dazu habe ich weder genug Ahnung vom Fußball (jedenfalls, was Training, Taktik und Mannschaftsaufstellungen belangt) noch kenne ich jeden Einzelnen Ihrer Kritiker persönlich.
    Es scheinen sich aber doch eine Menge Leute auf Sie eingeschossen zu haben und das sicher nicht immer ohne Grund. (Wobei ich sehr wohl zwischen sachlicher Kritik und hinterhältiger Internet-Nörgelei unterscheide – Letztere klammere ich hier einfach mal aus.)
    Allerdings habe ich da so ein Gefühl…
    Manchmal denke ich mir so, dass dieser massive Widerspruch zu allem, was Sie tun, sagen oder unterlassen, gar nicht mal unbedingt mit Ihnen zusammenhängt, sondern eher die Spitze eines Eisberges ist, der (entschuldigen Sie das ungeschickte Wortspiel) durch die Alte Försterei und die angrenzenden Gebäude treibt.
    Sprich: Man kritisiert Ihr taktisches System und meint damit, dass man eigentlich lieber Uwe Neuhaus behalten hätte. Oder man prügelt verbal auf Sie und Ihre Presseauftritte ein und meint damit eigentlich Christian Arbeit und seine mediale Omnipräsenz als „Mister Union“. Oder: Man kritisiert Ihre Einkaufspolitik und meint damit, dass man doch lieber wieder Spieler „a la Tusche“ im Team hätte, die „volksnäher“ sind, die man auch mal privat trifft usw. Vielleicht nimmt man Ihnen auch übel, dass Sie mit Ihrer Zielvorgabe „1. – 6. Platz“ Union in der öffentlichen Wahrnehmung wieder ein Stück nach „oben gerückt“ haben, mehr in Richtung der „Anjas und Tanjas“, die dann zuhauf in die AF strömen und mit ihren Smartphones herumwedeln, während wir „Eingeborenen“ für sie „traditionelle Kriegstänze“ aufführen. Oder oder oder…
    Will sagen: Vielleicht ist es ja so, dass man Sie instinktiv dafür verantwortlich macht, dass sich Union irgendwie immer weniger wie Union anfühlt. Dass es sich von der vielgelobten (und medial ausgiebig kolportierten) „Familie“ hin entwickelt zu einem stinknormalen Fußballverein. Dass man hier immer weniger selber machen darf/muss und mehr konsumieren soll. Um ein weiteres schräges Bild zu versuchen: Lange Zeit war man es hier gewohnt, seinen eigenen Film zu drehen. Und plötzlich sieht man sich mehr und mehr in die Rolle eines Kinobesuchers gedrängt. Nur – wenn das so ist, dann darf man sich auch nicht wundern, wenn sich die Zuschauer plötzlich wie Zuschauer verhalten („Ich hab hier Eintritt bezahlt, da kann ich auch was für mein Geld erwarten… Was für ein Scheißfilm von einem Scheißregisseur mit Scheißschauspielern… Ich hau jetzt hier ab, das guck ich mir nicht bis zum Ende an…“). Und eben nicht mehr wie Protagonisten, die zur Not auch mal Schnee fegen oder gar Blut spenden.
    Wie gesagt, das ist nur so ein Gefühl. Und es ist ebenso ein Gefühl, dass man Ihnen das alles ganz anders geschildert hat, als Sie hier anfingen. Dass Sie irgendwann zu Anfang der letzten Saison sehr überrascht waren von dem Gegenwind, der Ihnen hier entgegenschlug und dass Sie diese Verunsicherung gegenüber den Medien und auch uns Fans nie richtig abgelegt haben. Dass Sie sich deshalb hinter einem dicken Panzer verschanzen. Und dass Ihnen deshalb auch viele Fehler unterlaufen – von übertriebener Schiri-Schelte bis hin zu aufgeregten Wechselspielen in der Startformation. Alles nur Gefühle meinerseits, untersetzt durch nichts als Mutmaßungen und wenig Kenntnis von Fußball-Realitäten.
    Und dennoch habe ich eine – dringende – Bitte an Sie: Machen Sie den Spielern klar, dass „Unioner sein“ heißt, sich überdurchschnittlich zu engagieren. Viele bei uns auf den Rängen haben in ihrem Leben hart kämpfen müssen (oder tun das noch heute) um über die Runden zu kommen, nicht zu zerbrechen oder ihre Träume nicht zu verlieren. Und weil dies so ist, sind wir dankbar für jeden, der uns auf dem Platz beweist, dass er dasselbe tut. So, genau so und nur so erwirbt man sich hier Respekt.
    „Kämpfen und Siegen!“ heißt es. Mir persönlich reicht das Kämpfen meist schon aus. Besonders jetzt.
    Viel Glück uns allen am Freitag.

    Lieber gary,
    ich mach das ja nur sehr ungern so persönlich im Forum, aber: Bist Du dir ganz sicher, dass Du mit Deinen Infos hier so öffentlich hausieren gehen solltest?
    Dass Du damit nicht noch mehr Verunsicherung in den Kader hinein trägst? So nach dem Motto: „Warum soll ich als Spieler denn überhaupt machen, was der Trainer sagt, wo er doch nächste Woche sowieso weg ist?“ „Was soll ich als Trainer mir über den ganzen Sch…verein überhaupt noch einen Kopf machen, wenn die mich doch eh alle loswerden wollen?“ „Warum soll ich als Verantwortlicher überhaupt noch versuchen, das öffentliche Bild des Vereins positiv zu beeinflussen, wenn ohnehin alle vertraulichen Infos postwendend detailliert öffentlich gemacht werden?“
    Versteh mich bitte nicht falsch, dass hat gar nichts mit Dir und Deinem Verhältnis zu ND zu tun (das ich respektiere, wenn auch vielleicht nicht teile), sondern eher mit Deiner Öffentlichmachung von offensichtlich internen Gesprächen.
    Ich möchte nämlich gern, dass unsere Leute auf dem Platz mal wieder ein Spiel gewinnen. Und das schaffen sie m.E. am besten, wenn sie mit möglichst freiem Kopf agieren können (soweit das derzeit überhaupt möglich ist). Postings wie Deine letzten sehe ich in diesem Zusammenhang allerdings nicht besonders konstruktiv…

    Ich stehe vor einem Berg von Rätseln…
    Kann Norbert Düwel „Abstiegskampf“? Keine Ahnung… Weiß er es selbst? Wenn ja, woher weiß er es? Woher weiß irgendjemand das? Kann er am Ende vielleicht sogar NUR „Abstiegskampf“? Und das stellt sich jetzt erst heraus?
    Was ist das überhaupt – „Abstiegskampf“? Beginnen da alle Spiele mit minus zwei Toren? Will man da plötzlich IMMER gewinnen? Warum ist das ein Unterschied zu anderen Tabellensituationen? (Warum) will man da NICHT immer gewinnen?
    Wer von unseren Spielern kann „Abstiegskampf“? Puncec, Schönheim, Haas, Quiring – hatten die schon mal „Abstiegskampf“? Leistner ist letzte Saison abgestiegen – kann der jetzt „Abstiegskampf“ oder eben NICHT? Tusche spielt jetzt in der dritten Liga – kann/könnte der „Abstiegskampf“?
    Wenn DZ verkündet „Mit aller Gewalt – Klassenerhalt“: Was bedeutet das für die Spieler? Kratzen, beißen, Haare ziehen? Mehr Elfer schinden? Mehr brutale Fouls a la Younga vs. Bochum? Müssen die Spieler jetzt 100% Leistung geben? (Warum) haben sie das nicht bisher getan? (Warum) hat ihnen niemand (inklusive Präsi) gesagt, dass 100% Leistung notwendig sind, damit man für diesen Verein spielen darf?
    Und gesetzt den Fall, Norbert Düwel wird gefeuert – was passiert dann? Werden wir dann plötzlich alle (inklusive der ND-Kritiker) schlagartig einstimmig „jaaaaanz ruuuuhiich“? Kommt dann Uwe Neuhaus zurück? Kann der „Abstiegskampf“? Oder kommt ein anderer Trainer? Wer? Jemand aus diesem Forum? Oder doch jemand professionelles? Aber: Wer tut sich diesen Job an? Und: Kann der dann „Abstiegskampf“? Kann z.B. ein Jürgen Klopp „AK“ (ist der nicht mit Mainz mal abgestiegen)? Oder ein Mourinho? Ein Büskens, ein Neururer? Sind die nicht alle mal mangels Erfolges irgendwo gegangen worden?
    Und was heißt das eigentlich für uns als Fans? Müssen wir im „AK“ mehr Bier trinken (wegen Umsatzsteigerung für die AF)? Oder weniger (wegen gesteigerter Support-Disziplin und geringerer Becherwurf-Gefahr)? Darf man mehr rauchen (wegen der erhöhten Nerven-Belastung)? Oder soll man weniger (damit man die Hände zum Klatschen frei hat)? Sollen wir die Mannschaft mehr supporten („Festung AF“) oder weniger („Liebsentzug“)? Dürfen wir die Schiris mehr beschimpfen oder sollen wir doch lieber viel netter zu ihnen sein? Dürfen sich besonders befähigte Fans selbst einwechseln? (Also, ich würde nicht einmal die Erwärmung überleben…)
    Und, gesetzt den Fall, wir steigen doch ab – müssen dann die Verantwortlichen für die Trainerab-, Um- und Neubesetzung gehen? Allen voran DZ? Und wenn DZ dann weg ist – kommt dann doch die „Hakle-Feucht-Arena“? Werden wir dann umbenannt in „Dildo King Coepenick“? Die Vereinsfarben werden umgewandelt in Blau-Schwarz? Kriegen wir eine Stadionhymne von Frank Zander?
    Fragen über Fragen…
    Oder halte ich es vielleicht auch in Zukunft wie bisher – schreien bis zur Heiserkeit, unqualifizierte Empörung gegenüber dem Schiri und den gegnerischen Spielern, Bier trinken, rauchen und jubeln, wenn es Grund dazu gibt? „Eisern Union“ wenn es schlecht läuft und „Eisern Union“ wenn es gut läuft? Und nach dem Spiel ist vor dem Spiel und die Hoffnung stirbt zuletzt?
    Und jeder Unioner ist ein „Fußballgott“?

    Lieber Norbert Düwel,
    eigentlich hätten Sie zu diesem Verein besser passen müssen als irgendjemand sonst. Ein No-Name. Ein bodenständiger Typ. Ein Fußballverrückter. Ein Arbeiter. Einer, der schon Einiges von der Welt gesehen hat, aber noch bei Weitem nicht Alles. Eigentlich…
    Aber das gilt eben nur, wenn man die Maßstäbe anlegt, die für diesen Verein vor einiger (manche würden sagen: vor langer) Zeit gegolten haben.
    Seit ich Union begleite (1999) ist dieser Verein für mich stets eine Baustelle gewesen. Ein mehr oder weniger organisiertes Chaos, bei dem jede/r der/die wollte, mit Hand anlegen konnte oder gar MUSSTE. Ein Fußballclub, dessen Spielern man in der Wuhlheide beim Joggen begegnen konnte, der auf einer Baustelle (oder permanent auswärts) spielte, der seinen Fans nicht nur Mitsprache- sondern sogar Mitarbeitsrecht einräumte und so weiter. Getragen von einem Haufen „positiv Bekloppter“, die im Wortsinne bluteten für Union, die demonstrierten, Theaterstücke aufführten, zum Weihnachtsliedersingen ins Stadion einbrachen und überhaupt allerlei Dinge mit- und füreinander organisierten, die eigentlich so gar nichts mit Profi-Fußball zu tun hatten (Drachenbootrennen, Fanclub-Liga, Alte Försterei 2, Eiserne Hilfe, Aniridie-Spenden…). Das war ziemlich cool, nach außen sehr sympathisch und sportlich auch noch eine Erfolgsgeschichte. Und: JA, dieser sportliche Erfolg ist eng mit den Namen Neuhaus und Mattuschka verbunden.
    Nun aber ist die Baustelle langsam aufgeräumt und das Haus fertig. Und siehe da, es ist ein schönes Haus geworden. So schön, dass nun viele darin wohnen wollen. Die Einen, weil sie überzeugt sind, dass sie sich das durch ihr Engagement verdient haben, die Anderen, weil es das coolste Haus weit und breit ist (inklusive Wohnzimmer).
    Und genau da sehe ich das Problem. Denn all das hat mit Ihnen, Herr Düwel, eigentlich gar nichts zu tun – sie stehen „nur“ mittendrin in einer entscheidenden Umbruchphase des Vereins. Wahrscheinlich war Ihnen gar nicht klar, dass der Trainer des 1.FC Union schnell zu den meistgehassten Männern dieser Stadt zählen kann. Weil Union EIGENTLICH eben NICHT vom politischen Mainstream unterstützt wird, NICHT der Liebling der Medien ist, sich NICHT unreflektiert dem Kommerz unterwirft. Dass das anders aussah, als Sie hierher kamen, kann man Ihnen nicht zum Vorwurf machen. Aber es war eben nur ein Zustand der Duldung, niemals der wirklichen Akzeptanz. Man nahm Union eben wie es war, weil wir ja SPORTLICH ERFOLGREICH waren. Und genau diese "begrenzte" Akzeptanz schließt mittlerweile eben auch große Teile der eigenen Fanszene ein. Einige Grundsätze, die hier einst in Stein gemeißelt schienen („Pfeife nie die eigene Mannschaft aus!“ „Mach nie einen aus dem Team zum Sündenbock!“) gelten heute einfach nicht mehr – in die „Union-Familie“ haben viele neue Mitglieder eingeheiratet, die ganz eigene Werte und Ansprüche mitbringen.
    Ich weiß nicht, ob Sie zu den Spielern „durchdringen“ – ich bin ja in der Kabine nicht dabei. Ich weiß nicht, ob Ihr taktisches System grundsätzlich falsch ist oder die Spieler dafür nicht gut genug. Ich war nicht bei der Auseinandersetzung mit Tusche dabei… Ich weiß eben vieles nicht, was da im Profi-Bereich abläuft. Aber ich weiß zwei Dinge ganz genau: 1. Ich möchte derzeit nicht mit Ihnen tauschen. 2. Wir, Sie, ich und unser Verein, spielen nicht „FIFA“ auf der Playstation, sondern stehen mitten im realen Leben. Wir können nicht beliebig das Personal tauschen oder einfach das Spiel neu starten. Wir müssen mit dem klarkommen, was da wirklich ist und da irgendwie wieder raus kommen.
    Dieses Bewusstsein für die Realität schließt übrigens auch folgenden Satz mit ein: Union wird nie mehr sein, was es früher war. Ob man das nun doof findet oder toll…
    Ihnen, Herr Düwel, wüsche ich jedenfalls ein dickes Fell, sportlichen Erfolg und die Fähigkeit, all den Müll, der da gerade im Netz über Ihnen ausgeschüttet wird, zu ignorieren.
    Und sollten Sie als Trainer bei uns scheitern (was ich – leider – für nicht unmöglich halte), dann werden Sie mir auf jeden Fall als der Trainer in Erinnerung bleiben, mit dem wir RBL bezwungen haben. Denn DAS haben wir gemeinsam geschafft. Wir alle.

    Ich persönlich halte die Aktion NICHT für "verbrannt". Ganz im Gegenteil - ich rechne eher damit, dass nach diesem Presse-Hype (von "Handelsblatt" bis "Frankfurter Rundschau") am Sonntag um 13.30 Uhr in so ziemlich jeder zweiten "Sky"-Kneipe in Deutschland genau UNSER Spiel zu sehen sein wird. Zumindest für die ersten zehn Minuten ... Um so wichtiger wäre es m.M., dass wir das wie geplant durchziehen. Zum Beispiel, um zu beweisen, dass wir WIR sind - und auch, um andere weiterhin zu ermutigen, "gallische Dörfer" zu sein.

    Wir können ihm gar nicht oft genug zeigen, dass wir das nicht mit uns machen lassen.
    Also, ick weeß nich, ickweeß nich...
    Ignorieren ist ja wohl eigentlich die Höchststrafe für so einen, denk ick mir...
    Schlimm ist für mich vor allem, dass er mit seiner Wowi-Attitüde von Berlin und seinem Hochglanz-Gequatsche von Union hier so manche (eigentlich sinn- und anspruchsvolle) Diskussion erst ins Extreme treibt oder andere Themen einfach abwürgt, weil keener mehr Bock hat, auf "den da" zu reagieren.
    Und schlimm ist m.M.n. auch, dass Leute wie "der da" auch im Stadion immer öfter auftauchen...
    A propos Stadion - Ick würd ihn ja gerne mal im Stadion treffen & mit ihm reden (NUR reden!!!). Aber da isser wohl nicht allzu oft, leider...
    Und zurück zum eigentlichen Thema: Ick komm aus Pankow. Dit is die Hauptstadt von Berlin...

    @Meister: Vielleicht ist das ja jetzt ein bisschen humorlos, aber: Wenn ich Deine 5 Säulen nehme und ersetze Liedgut, Schlachtrufe, Vereins- und Stadionname durch andere (Schalke, Frankfurt, wasweißdennich...) - dann gelten diese "Säulen" doch auch für alle anderen, oder? (Naja, für viele andere jedenfalls...) Wo bleibt denn da das UNION-Spezifische? Das, was uns eben - jenseits von Trikotfarben usw. - von anderen unterscheidet? Das ist in meinen Augen genau die "Beliebigkeit", die ich nicht so gerne erleben würde...
    Da muss es doch noch mehr geben...

    Okay... Ähem...


    Nach langer zeit des "Im-Hintergrund-Herum-Hängens" hab ich mich nun doch entschlossen, hier meinen Senf dazu zu geben, denn ich finde diese Werte-Diskussion wirklich spannend. Allein, dass es so etwas überhaupt gibt, macht Union für mich zu einem besonderen, eben zu meinem Verein.
    Das meiste, das in diesem Thread geschrieben wurde, könnte ich so ziemlich gleich unterschreiben. Leider kann ich noch keine Zitate bringen, ich bin ja noch neu... :|
    Immerhin scheint mir, dass ein kleinster gemeinsamer Nenner existiert, nämlich, dass Union eben nicht nur ein Fußball-Verein ist, sondern das "wahre" Union eben genau außerhalb der Spieltage statt findet: durch gelebte Solidarit "da draußen", durch nervenzerfetzende Diskussionen (auch) hier im Forum, durch Übernahme von Verantwortung für den Verein, durch Mittun usw. Jede/r hier weiß ja im Prinzip, wovon ich rede.
    Ich denke, unser Verein ist so wie er ist, weil wir uns aus den verschiedensten Wurzeln speisen:
    Da sind die, die im Osten den Widerstand gelebt haben. Für mich die wichtigste Wurzel, weil her die viel gepriesene "Non-Konformität" unseres Vereins her kommt - und zwar schon zu Zeiten gelebt, wo es noch wirklich für Gesundheit und Leben gefährlich sein konnte, "dagegen"zu sein.
    Nicht wenige, die auch schon eeeeewig dabei sind, hatten und haben mit "Widerstand" eher wenig am Hut: Union ist und war eben ein geiler Verein mit extrem spannenden Leuten und einer einzigartigen Stimmung. (Eigentlich war ja auch schon eine selbst organisierte geile Stimmung zu Ostzeiten ein "Akt des Widerstandes", aber ich will nicht spitzfindig werden)
    Dann gibt es sicher noch eine ganze Menge Leute, die einfach Unioner (geworden) sind, weil sie aus Köpenick kommen und das hier einfach mal so dazu gehört(e).
    Nach der Wende kamen eine ganze Menge "Verrückter" dazu, die wiederum vom "Underdog-Sein" (NICHT: "Underdog-Image") fasziniert waren.
    Und dann die, für die "Fußball Pur" im Vordergrund steht.
    Und die Kinder von all denen. Und die Enkel...
    In den letzten Jahren allerdings ist mit dem (sportlichen und kommerziellen) Erfolg aber eben auch eine "neue Wurzel" dazu gekommen. Und das führt mich zu meinem Problem: Manchmal, wenn ich am Spieltag an meinem Stammplatz (GG) stehe, komm ich mir vor wie im "Haribo-Familienblock" - Eventies, Friedrichshainer Muttis mit ihren Kindern, besoffene BWL-Studenten, die mal so richtig die Sau rauslassen wollen, Touris, die alles "soooo supergeil!" finden... Keine Schals, keine Stimmung, aber das Smartphone immer im Anschlag.
    Ja, ich weiß: dies gilt bei Weitem nicht für alle "Neuen" und ich geb mir ja auch Mühe, dass sie sich bei uns wohl fühlen. Leben und leben lassen... Aber ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass sie in den letzten Jahren immer mehr werden und dass darunter die Stimmung im Stadion leidet. Und dass außerhalb des Stadions (mein größtes Problem!) durch die Mehrheit von ihnen kaum ein Zugewinn entsteht (vgl. "Solidarität")
    Ja, wahrscheinlich ist das einfach der Lauf der Welt und ja, wahrscheinlich brauchen wir sie (und ihre Kohle) - aber wenn wir uns hier über Werte unterhalten: Für wen gelten die und wie transportieren wir sie so, dass sie auch von denen gelebt werden, die jetzt oder in Zukunft dazu kommen? Gelten solche Werte nur für eine "ausgewählte Handvoll von Stamm-Unionern" (und wer sind die?) und wären wir dann nicht irgendwie ein anderer Verein? Sind die, die sich um Werte, Inhalte, Personalien, das Stadion usw. kümmern (in jedem Sinne) überhaupt relevant (oder stellvertretend) für den Verein? Oder sitzen wir am Ende selbst einer Image-Blase auf, die irgendwann zu zerplatzen droht?


    Ich glaube, wir stehen an einem echten Scheideweg und wir müssen höllisch aufpassen, dass es uns nicht zerreißt und wir irgendwo in Beliebigkeit enden. Das ist meine Sorge und deshalb hab ich mich hier so eeelendig lang ausgekotzt...