Wir alle sind noch immer auf irgendeine Weise mit den Ereignissen von vor 80 Jahren verbunden – sei es durch unsere Großeltern und Eltern, durch die turbulenten Jahre nach dem Krieg, die Teilung Deutschlands oder das Leben in einem gespaltenen Land. Die Spuren dieser Zeit sind bis heute sichtbar: Lücken im Stadtbild, Wohnungsmangel in Berlin (ganze Viertel existieren nicht mehr), Einschusslöcher an alten Hausfassaden, verblasste Wandinschriften in dunklen Kellern.
Noch Anfang der 2000er konnte ich durch Köpenick spazieren und Einschusslöcher in den Fassaden sehen. Der Krieg und Machenschaften waren real. Der Krieg wurde erbarmungslos geführt und wir sind gerade mal ein bis zwei Generationen davon entfernt. Es gibt sogar Unioner, die all das am eigenen Leib erfahren mussten.
Deshalb, aus Anstand und aus Respekt vor unserer Geschichte, sollte man dieser Zeit gedenken. Wenn ich daran denke, was meine Großeltern erlebt haben – unvorstellbar. Ich gedenke nicht nur ihnen, sondern auch all jenen, die damals nicht auf der „richtigen“ Seite standen, weil sie „anders“ waren und dafür mit ihrem Leben zahlten.
Wer sich darüber lustig macht, es verhöhnt oder gar meint, sein eigenes Leben heute sei schlimmer als die Zustände damals oder denkt, es wäre Links-Woke-Scheiße – bitte, wenn das eure Meinung ist, dann viel Spaß damit. Aber erwartet keinen Applaus und glaubt nicht, dass ihr damit im Recht seid.
Und wenn sich Unioner nach dem Spiel an Fremdenfeindlichkeit ergötzen, dann muss das angesprochen werden. Denn es ist Teil des Spieltags und es widerspricht allem, wofür unser Verein steht.
Zum Spiel
Das war für mich das beste Spiel seit Langem und das sogar ohne Tor! Starkes Pressing, saubere Pässe, konzentrierte und gut durchdachte Spielzüge. Natürlich hat uns die schwache österreichische Filiale und ein Schiri, der das Spiel laufen ließ, in die Karten gespielt. Aber allein dieser Wille – 90 Minuten lang jeden Zweikampf suchen, pressen, Lösungen finden – das hat mir richtig gefallen!