Beiträge von Flutlicht

    vor die alternative gestellt, ob ich gern ein zweitligaspiel um samstag 13.00 oder 20:00 ansehen würde, wäre ich tatsächlich für letzteres. ja, ein zusätzlicher Termin bedeutet mehr zerstückelung; aber einererseits dürfte es für die meisten zuschauer im Stadion keine rolle spielen, ob anderswo zeitgleich noch andere spiele stattfinden oder nicht.


    insofern finde ich diesen vorschlag in der praxis sogar gut, auch wenn er in der theorie meinen idealen widerspricht.


    EISERN

    Wie so oft: Ansichtssache. In Zeiten, wo man von der 1. bis zur 3. Liga jedes Spiel des eigenen Vereins live sehen kann, ist es vielleicht weniger wichtig, ob da jemand parallel spielt oder nicht als damals zu Radiokonferenz-Zeiten. Aber theoretisch könnte man ja mit dem Argument auf neun verschiedene Anstoßzeiten in der 2. Liga gehen. Es mag ja viel traditionelles Denken bei mir drinstecken, aber ich wüsste schon gerne zeitnah nach dem eigenen Spiel, wie die Konkurrenz gespielt hat und nicht mal irgendwann drei Tage später und alle zwei Stunden tröpfelt bis dahin ein neues Ergebnis rein. Ich persönlich halte nix von diesen Salami-Spieltagen.


    Zum Samstagabend selbst: Nee. Ich nicht. Ich gehe Samstagabend dann lieber mit dem beschwingten Gefühl des mittags erlebten Sieges abends noch irgendwo anders hin, was dann mal Samstagabends kein Fußball ist.

    Nicht ganz wenige der übrigen potentiellen Stadionbesucher haben ein Familienleben und mit Job und Familie findet dann das soziale Leben (also das außerhalb des Fußballs ;) ) doch eher am Samstagabend statt. Da wird es zu Hause vielleicht ungerne gesehen, wenn dann auf die Aussage: "Morgen sind wir bei Babsi und Otto die Antwort kommt: "Nee, ohne mich, da ist doch Regensburg - Paderborn".

    Und das Argument aus Gründen der internationalen Wettbewerbsfähigkeit mehr Geld zu benötigen sehe ich in der zweiten Liga eher nicht.

    In der Tat nicht ganz so sehr.


    Womit man mir hingegen theoretisch zum Thema "mehr Geld" argumentativ kommen könnte, ist die Hoffnung darauf, die Leistungsdistanz zwischen 1. und 2. Liga etwas zu schließen. Die Düsseldorfs und Nürnbergs dieser Welt wollen ja nach einem Aufstieg demnächst vielleicht nicht mehr jede Woche auswärts 0:7 und 1:7 verlieren. Wir, wenn es soweit ist, schon mal gar nicht.


    Die Frage ist nur, ob das ausgerechnet SO nun der so dermaßen durchdacht-richtige Weg ist.


    "Ey, was machst'n nächsten Samstagabend?"

    "Du, ich fahr mit Sandhausen auswärts nach Heidenheim!"

    "Boah! Cooooool!!!!"

    Nunmehr nach fast 52 Jahren ist für mich jedoch inzwischen ein Zeitpunkt erreicht, wo ich durch aufmerksame Beobachtung feststelle:

    Die künftigen, nachgeborenen Unioner werden (nehmen) unsere Geschichten und aktiven Erfahrungen mit wenig Empathie (wahr) betrachten.

    Sehr, sehr schade. Aber ist wohl leider, leider fast schon der Normalfall, dass sich viele Neufans welchen Vereins auch immer nur bedingt mit der eigenen Vereinsgeschichte und -kulturauseinandersetzen. Mir sind erschreckend viele junge Dortmund- Fans begegnet, die noch nicht mal die Basics wussten, nicht mal, was der Name Borussia bedeutet. Ich (!!) hab schon Jungschalkern sagen müssen, wie deren Vereinslied geht, erschreckend viele Junghannoveraner wissen nicht, wer erster Bundesligaaufsteiger aller Zeiten war und was an der Meisterschaft 54 so besonders war. Und so weiter. Abgesehen von Markranstädt-Fans fehlt da vielen das Wissen und das Interesse an Vereinshistorie.


    Bei Union hat das noch eine andere Dimension, da ich gerade bezogen auf die Fans keinen Verein in Deutschland wüsste, dessen Geschichte so spannend, einzigartig und für den Verein so prägend ist. Eine Beschäftigung mit der Geschichte müsste eigentlich Grundvoraussetzung sein und automatisch obendrein zu glänzenden Augen führen. Ich denke und hoffe nur, man kann Deinen Satz nicht verallgemeinern. Es gibt hoffentlich sehr wohl genügend Viele, die das Interesse aufbringen und die Geschichte Unions und seiner Fans sehr wohl zu würdigen wissen. Anders kann und will ich es mir auch nicht vorstellen.

    Der mit dem sportlich erfolgreich hat mir gefallen.^^ Union war noch nie wirklich sportlich richtig erfolgreich. 1968 mal abgesehen.8):schal: Die Leute kommen aber nicht nur zu Union wenn es gut läuft.

    Eben. Das ist das Schöne und möge es so bleiben, dass Union Fans gewinnt, die sich nicht gleich wieder abwenden, wenn es mal nicht läuft. Ja klar - "sportlich erfolgreich" ist höchst relativ. Aber vorletzte Saison krachend laut ans Tor der 1. Liga geklopft, letzte zumindest passabel gestartet, jetzt ungeschlagen bei starker Konkurrenz, das ist ja nun nicht nichts. Die Stadion-Ausbaupläne zeigen ja, wo die Reise einmal hingehen soll und wenn man sich da nicht finanziell übernimmt, dann dürften die Zukunftsaussichten was die Aufstiegshoffnungen angeht, günstig sein. Möge dann Union weiter Fans gewinnen (muss und wird man ja auch, wenn sich der Ausbau der Hütte lohnen soll), aber hoffentlich solche, die eventuelle Rückschläge treu und weiter anfeuernd hinzunehmen bereit sind. es gibt genügende Vereine, da wäre genau das stärkstens zu bezweifeln.

    Ich tippe mal, die Anmerkung war eher hypothetischer Natur und ist der Emotionalität geschuldet, die so ein Beitrag wie der von Flutlicht auslösen kann und die andere (auch mich) eben zu anders gearteten emotionalen Statements veranlasst hat. Aus meiner Sicht vollkommen harmlose und zulässige Meinungsäußerung und sicher von El Bundy auch nicht wirklich böse, sondern eher skeptisch gemeint. Fasse ich zumindest so auf und kann ich sogar nachvollziehen. Das ist eben auch die durchaus erwünschte Heterogenität, die so viele - nach eigener Aussage ja auch der werte Neu-User Flutlicht - an Union schätzen.


    Übrigens hat El Bundy ja nicht mal ausgeschlossen, dass sie nicht trotzdem noch Freunde werden KÖNNEN. Wäre dann halt erst Liebe auf den zweiten Blick. :):beer

    So möchte ich dann die letzten Beiträge mal nutzen, um allen von Euch, die auf mein Geschreibsel in irgendeiner Form reagiert haben, aufrichtig zu danken. Es hat mich in jedem Fall sehr gefreut, ich empfand die Begrüßungen und das Willkommen als sehr herzlich. Die beiden vielleicht etwas skeptischeren Rückmeldungen schließe ich dabei, analog zu IronsToms Gedanken und Ausführungen, ausschließlich mit ein. Denn auch die zurückhaltenderen Stimmen beinhalteten ja explizit ja sehr wohl Willkommensgrüße und ehrliche Rückmeldungen dürfen auch gerne mal skeptisch sein. Ob man sich dann persönlich, wenn einen dann der Zufall im Block oder am Bierstand doch mal zusammenführt, doch ganz gut versteht, kann man ja da überprüfen und das auch besser als nach zwei Postings.


    Wenn ich ehrlich bin, hätte ich eigentlich noch deutlich mehr kritische Stimmen einkalkuliert. Das hätte ich auch verstanden. Wenn man, wie viele von Euch, seit Jahren und Jahrzehnten dabei ist, vielleicht sogar vor 1989 wegen seiner Verbundenheit zu Union schon mal mit der Obrigkeit angeeckt ist, wenn man am Stadion mitgebuddelt hat, wenn man Kilometer auswärts und Jahre des sportlichen Auf und Abs mitgemacht hat, dann verstehe ich, wenn einer sagt: "Nu mach mal halblang Männeken und bleib erstmal ein paar Jahre bei der Stange und dann kannste reden". Wenn einer sagt: "Ach gucke, jetzt gelten wir als Kult und sind sportlich erfolgreich, jetzt kommse überall aus ihren Löchern und wollen sich mit im rot-weißen Sonnenschein suhlen.", könnte ich das sehr gut nachvollziehen und deswegen, wie gesagt, habe ich deutlich mehr Skepsis erwartet, habe aber zu meiner SEHR großen Freude viel Herzlichkeit und Willkommen erhalten. Danke dafür.


    Weil ich aber mit eben dieser Skepsis gerechnet habe, ging es mir gewiss nie um "Selbstdarstellung". Es geht mir nicht darum, als Neuer nun gleich zum Union-Literaten mit Eichenlaub und Schwert gewählt zu werden.


    Meinen Eingangsbeitrag habe ich ursprünglich in sehr ähnlicher Form nur per Mail an den Verein geschrieben. Wer das da überhaupt gelesen hat, weiß ich nicht, ich wollte nur einige Dinge, die mir sehr positiv aufgefallen sind, zurückmelden und beschreiben. Irgendwann dachte ich beim Durchlesen des Forums, dass unsere Geschichte vielleicht der ein oder andere hier entweder einfach nur unterhaltsam oder vielleicht auch informativ finden würde.


    Immerhin steht gerade ein Stadionumbau vor der Tür. Als Langzeitunioner würde ich mich da fragen: 37.000??? Wer soll denn da alles kommen? Erstens quantitativ und zweitens qualitativ. WEN ziehen wir an? Warum? Wie sind die? Kommen jetzt irgendwelche Neu-Mode-Hurra-Union-ist-Kult-Fans, die nach drei Niederlagen am Stück wieder gehen und einem vorher die ganze Atmosphäre versauen? Oder wissen die wirklich, wer und was wir sind und tragen diese Traditionen auch weiter?


    Dass wir zwei Hanseln nicht repräsentativ sind, weiß ich selber. Ich wollte nur eben einfach mal hallo sagen und den Interessierten mitteilen, warum man weit weit weg von Berlin vom Verein so fasziniert werden kann, dass man Fan wird. Und zwar wohlüberlegt, nicht weil man mal Zweiter ist und nicht, weil einer sagt, das sei jetzt "Kult" (letzteres würde mich fast eher abschrecken).


    Auf meinen Sohn bin ich da ehrlich gesagt schon reichlich stolz. Man kann sich als junger Kerl sehr leicht den aktuellen Meister oder den Besitzer der größten Fankurve als Verein aussuchen. aber vollkommen bewusst einen Zweitligisten ohne riesigstes Titelpotenzial wählen, weil einem andere Werte wichtiger sind - finde ich sehr, sehr schneidig.


    Wenn ich meinerseits jemandem zu blumig schrieb, mag er es so empfinden. Es ging mir aber erstens sehr bewusst um das Nennen der Vorzüge, warum man auch spätberufen Union-Fan werden kann, vielleicht kommt auch noch eine überwältigte Frischverliebtheit dazu, alles o.k.

    Dennoch nochmal für eventuelle Skeptiker: Ich hab mich durchaus verdammt intensiv mit dem Verein befasst. das ist keine lustige Strohfeuer-Laune, der ich hier gerade nachgehe.


    Wie auch immer: Ganz, ganz, ganz herzlichen Dank für die vielen Rückmeldungen, für Euer herzliches Willkommen, auch für vereinzelte ehrliche Skepsis. Hat mein Bild von Union und seinen Fans bestätigt - eigentlich sogar noch übertroffen.

    Sommer 2017 . Hertha oder Union? Eigentlich alles in Deinem Text sagt mir, dass da nie wirklich eine Wahl bestand und die Dinge sich wohl genau so zusammengefügt haben, wie es sein sollte. ;)

    Vollkommen richtig. Es bestand nie eine Wahl.

    Sagen wir mal so. Ich wollte zwar meinem Sohn nie einen Verein aufzwingen und für wen er sich dann entschieden hätte, das hätte ich natürlich in meiner gnadenlosen Toleranz akzeptiert. Mit der Ausnahme, dass ich ihn aus heimatkulturellen Gründen im Falle von Eintracht B. und aus tiefer innerlicher Überzeugung im Falle von Weinrot Hohenschönhausen natürlich hätte enterben müssen, aber irgendein Risiko ist ja immer.


    Aber natürlich ist es ja einem Vater nicht verboten, vollkommen unverbindlich ein paar Angebote zum Kennenlernen legendärer Vereine anzubieten.


    Wäre ich in jener Woche alleine in Berlin gewesen, hätte ich mir durchaus beide Spiele angesehen. Liverpool siehste ja nun auch nicht alle Tage live und gegen Hertha habe ich auch nix, ich findse eben nur gähnend langweilig. Da ich inzwischen ziemlich überzeugt davon war, dass sein Lieblingsclub nur aus Berlin kommen KÖNNE, habe ich demzufolge, um da einer völlig falschen Entscheidung vorzubeugen, das Hertha-Spiel tunlichst vermieden. Natürlich waren wir also einzig und allein in der wunderschönen Immergrünen. Da er sofort danach hinreichend infiziert war, hätten wir zwar Liverpool dann theoretisch doch trotzdem gefahrlos mitnehmen können. Hamwa aber nich.

    Was mich ein bisschen wundert ist, dass noch keiner hier nach dem monetären Gegenwert einer hochenergetischen Spielfeldillumination gefragt hat ;)

    Stimmt. Also für den Fall, DASS mal einer fragt, habe ich besagten Gegenwert mal flugs recherchiert.

    Wir entnehmen der Recherche, dass "eine Stunde Flutlicht in einem Top-Stadion(!)" für geschätzt 92,80 Euronen zu haben ist.


    Wir natürlich haben mehr als ein Top-Stadion, wir haben eine Kathedrale des Rundlerdertums. Da verdreifachen wir mal den Ansatz auf 3*92,8= 278,40

    Unter Verwendung eines Rechenschiebers und einiger Eckdaten halten wir fest:


    *Eine Stunde Beleuchtung: 278,40

    *Mehrlichtsteuer 19%: 52,90

    * Stundenlohn des diensthabenden Flutlichtanknipsers: 20,00

    * Nebenkosten (Wartung, Reparaturen etc.) 41,90

    --------------------------------------

    Zwischensumme 393,20 (pro Stunde)


    Nehmen wir an, wir funzeln fünf Stunden pro Abendspiel (1,5 Stunden vor dem Spiel, ca. 2 Stunden Spiel, 1,5 Stunden Sieg feiern), dann haben wir...

    ...Moment....


    5 x 393,20 = ….. 1966 €

    (War ja eigentlich klar)


    Für Union leuchte ich aber umsonst.


    Licht.png

    und dazu noch: nenn mir mal einen anderen dir bekannten verein, wo sich fans von denen mit einem "speziellen code", mit einem vereinsbezogenen wort grüßen können? eben mit einem EISERN :schal: immer wieder schön zu beobachten, wenn sich unioner "irgendwo im nirgendwo" erkennen und so grüßen und andere, die mit diesem gruß mal rein gar nix anfangen können, ziemlich komisch gucken. eisern? häää? 8)

    Da haste sowas von recht. Ist mir sowohl "aktiv" als auch "passiv" auch schon passiert und das ist schon echt gediegen. Dürfte es in der Tat nur bei Union geben:thumbup:

    "und Namen wie meinetwegen "He-He-He Martha BSE" haben muss." :pump


    :rofl: Eiserner Gruß von einem Hertha-Unioner (seit1996) , der mal FC Kölle-Fan (15 Jahre) war,... watt et nich allet jibt :crazy

    Nix für ungut :)

    Gegen die Blauweißen habe ich nicht im geringsten etwas, ich beklage da immer nur so ein gewisses Gefühl einer gepflegten Langweiligkeit. Ich war mal in der Olympiaschüssel als Hertha am letzten Spieltag noch um den Einzug in die Champions-League spielte. O.k., das Spiel muss aus blauweißer Sicht in höchstem Maße fade gewesen sein, ein sehr blasses 0:0 gegen Hannover. Aber es ging ja für Hertha dennoch um etwas und dann war da ne Atmosphäre wie bei mir im Kühlschrank im Gemüsefach. Da war ich formvollendet geplättet und hatte einen Grund mehr zu den ohnehin vorhandenen 2000 Gründen, dem Sohn als ersten Besuch in einem Hauptstadtstadion Köpenick und nicht Westend anzutragen ;).

    Köln hingegen finde ich stimmungsmäßig ja hingegen durchaus passabel und in meinem niedersächsischen Wohnörtchen gibt es sogar nen FC-Fanclub. O.K. - Stimmung haben sie ja. Aber für das Singen des Vereinsliedes extra ne Fremdsprache lernen - für mich wäre das ja nix...:P.


    Eiserne Grüße zurück!

    Schöner Text!


    Eigentlich alles schön und ne tolle Geschichte. Was man dazu sagen muss ist, dass es manchmal wichtig ist, dass Neue einem erzählen was toll ist, weil man vieles als Normal hinnimmt.
    Ich musste mal rauskürzen, was mich am meisten zum Nachdenken gebracht hat, bzw was man eben als Normal hinnimmt und was einem wirklich das Gefühl gibt, Teil etwas besonderem zu sein... Danke auch für den Denkanstoß.

    Freut mich wirklich sehr, dass mein Text diese Wirkung auf Dich hatte.

    Ich selber habe viel, viel, viel über ähnliche Fragen nachgedacht, nur eben von der "anderen" Position aus.


    Es ist ja nun mal in den allermeisten Fällen so, dass man sich den Verein seines Herzens in sehr jungen Jahren aussucht. Man ist eigentlich noch viel zu jung, um vom Fußball wirklich Ahnung zu haben. Man hat sich halt für irgendeinen Verein entschieden und bei dem bleibt man dann. Entweder lebenslang aus tiefer Überzeugung oder irgendwann in der Leidenschaft etwas nachlassend, aber wechseln kommt ja schließlich nicht in Frage. Das ist nun mal in der Gemeinschaft der Rundledergläubigen verpönter als seine Frau zu verlassen, seine Kinder zu verstoßen oder als Papst dem Katholizismus abzuschwören,


    Aber der Blick auf das Geschehen ändert sich eben zuweilen, wenn man älter wird. Irgendwann fragt man sich vielleicht: Hättest Du Deinen Verein, von dem Du immer der Auffassung warst, er sei nun dass geilste überhaupt, auch gewählt, wenn Du anderswo aufgewachsen wärst? Was ist mir am Fußball, was ist mir an meinem Verein eigentlich wichtig? Was ist gerade an ihm einzigartig und toll?


    In Hannover zum Beispiel gab es mit der Zeit Veränderungen, die mir wie Kröten vorkamen, die ich zu schlucken hatte. Das kam so schrittweise und man schluckt ja lange auch wenn einem nicht alles passt. Aber irgendwann kam die Frage bei mir ganz konkret auf: "Angenommen, Dir würde jetzt einer die Reset-Taste drücken - welchen Verein würdest Du heute auswählen, wenn Du neu wählen müsstest? "


    Die Antwort war mir vollkommen klar und sehr eindeutig: Union Berlin.


    Niemanden sonst. Nicht mal ansatzweise. Das heißt nicht, dass ich meiner Heimatstadt und den 96ern nun völlig abgeschworen hätte. Natürlich nicht, das fände ich auch unredlich. Aber ich habe eben in langen, langen Denkprozessen erkannt, dass der Heimatverein nicht immer derjenige sein muss, der zu einem selbst am besten passt.


    Gründe, die mich beim FCU vom Sympathisanten zum Fan gemacht haben sind z.B.:


    1.) Hier hast Du das Gefühl, ernst genommener Teil von etwas sein zu können. Nicht Kunde. Nicht Besucher. Sondern Unioner. Da sitzt nicht der allmächtige Vorstandsboss da oben, der den Verein als Investitionsobjekt ansieht, als Aktiengesellschaft im Rundledertretgeschäft, als Geldanlage oder sonstwas und er wünscht auch nicht angebetet zu werden. Wenn hingegen der Präsident früher selber mal in der Kurve stand und eigentlich noch immer Fan ist - schon mal gut.

    Als mein Sohn seinen Mitgliedsausweis abholte, da hat man nicht, wie ich das von einem Dortmunder Borussen zum Beispiel mal ganz anders hörte, ihm seinen Ausweis seelenlos gegeben, ihm generös einen Kugelschreiber überreicht und wieder seiner Wege ziehen lassen.

    Nein, der Junge wurde begrüßt und willkommen geheißen als Teil einer Gemeinschaft. Und als er noch ein bisschen im Zeughaus einkaufen war und eine Tasche suchte, kam die gute Frau mit und sagte ihm: "Hier guck mal. Da ist der Text vom Intro unserer Hymne aufgedruckt. Das ist so schön, da könnte ich jedes Mal heulen". SO geht das. Hier sind keine seelenlosen Angestellten. Hier kommt ein wirkliches Gemeinschaftsgefühl rüber. Wenn das so ist, dann reißen sich die Fans eben auch schon mal den Arsch für den Verein auf und gehen bluten und das Stadion umbauen. Ist ja für uns und nicht für den Oligarchen da oben.


    2.) Liebe ist hier nicht abhängig von Erfolg. Ja, wir alle sehen lieber Siege statt Niederlagen. Aber kriegen wir auf'n Hut singen und lieben wir trotzdem. Pfeifen können die Schiedsrichter und die Fans der anderen, aber nicht wir. Wenn abgestiegen werden sollte, steigen wir eigentlich gar nicht ab, sondern wechseln die Spielklasse und da treten sie auch gegen den Ball. Das ist für mich einer der ganz wichtigen Punkte. Liebe kennt keine Liga. Wenn dein Leben so trist ist, dass Du Dich nur gut fühlst, wenn Dein Verein gerade gewonnen hat, und wenn Du das Erlebnis Fußball auch nur dann genießen kannst, dann herzliches Beileid und geh zu Bayern München.


    3.) Union ist einerseits kein Massenphänomen. Ich WILL auch gar nicht Fan dieser Erfolgsvereine sein. Bei nem Unioner weiß ich, dass ihm ziemlich genau klar ist wo er ist, dass es nicht Titel hagelt, dass Wege auch mal steinig sind und Rückschläge und Wiederaufstehen das sind, was Fußball erst ausmacht und woraus man auch für das Leben lernt. . Andererseits sind wir auch nicht wenige. In Sandhausenstärke im Auswärtsblock zu stehen ist ja nun auch nicht der Gipfel der Erotik.


    4.) Es ist das geilste Stadion des Planeten. Punkt. Ich möchte bitte ein Stadion, das von seiner ganzen Atmosphäre nach Fußball dünstet. Ich möchte nicht auf mein Stadion zugehen und das Gefühl haben, da hat ein Außerirdischer sein Ufo falsch geparkt. Fußball. Tribünen (gerade), Flutlichtmasten, viele Stehplätze. Draußen ne anständige Wurst, Bier, keine elektronischen Bezahlkarten. Ein schönes Zuhause ohne unwichtigen Schnickschnack. Ja, es gibt auch andere nette Stadien im Lande. O.k., Dortmund ist natürlich n Tempel, schon recht. Aber mir schon gerade in der oberen Abteilung ne Ecke zu gewaltig. Die Alte Försterei hat Charisma, Flair und Charakter. Schlicht und ergreifend einen Charme, den eine 80.000-er Wuchtbrumme dann schon so nicht mehr hat. Die Alte Försterei aber schon und das wird sie auch nach dem Umbau.


    5.) Ich persönlich mag die Gesänge bei uns. Find ich schön, finde ich individuell. Nicht die immergleichen Melodien, nur mal eben auf den jeweiligen Verein umgemünzt. Und die Lieder sind nicht nur da, die werden sogar gesungen. 90 Minuten lang. Auch bei Rückstand. Und zwar nicht nur von einer Viertelkurve. So muss das.


    6.) Den Umgang anderen Fans gegenüber finde ich vergleichsweise angenehm respektvoll. Finde ich persönlich gut. Die hiervon getätigten Ausnahmen, insbesondere dem Viertligisten gegenüber, allerdings auch.


    7.) Ich darf hier sein, wer und was ich bin. Es ist egal, ob ich Arbeiter, Akademiker, sonstwas bin, wenn ich hier stehe. Der Verein kommt mir zudem nicht mit betreutem Denken und empfiehlt mir, was ich weltanschaulich oder politisch zu denken habe. So lange hier keiner dem Extremismus in welcher Richtung auch immer frönt, ist es o.k. Es werden zwar soziale Projekte gefördert (gut!) aber man geht damit nicht so penetrant hausieren, dass es dann schon wieder nur wie ein Marketinggag wirkt.


    8.) Die Hymne ist die schönste Hymne auf Erden. Ich kann ja leider nur selten zu Hause dabei sein, aber dafür lobt fast jedesmal das Sky-Männlein zu Spielbeginn die einmalige Atmosphäre und fast jedesmal ist er so respektgebührend, dass er während des Einlaufs mal die Klappe hält. Das schafft nun auch nicht jeder Verein.


    9.) Veränderungen werden moderat umgesetzt oder - das kann ja auch mal schön sein - gar nicht. Das Logo zum Beispiel ist unverändert seit 1966. Keiner mauschelt alle drei Jahre dran rum, um jetzt eine viel tolle hippe neue Außenwirkung zu haben.

    Und wenn mal Änderungen kommen, dann finde ich die angemessen moderat, durchdacht und im Sinne der Fans. Man kann über den Stadionausbau auf 37.000 diskutieren. Ich persönlich finde es richtig und freue mich darauf, aber auch deswegen, weil der Umbau harmonisch und meiner Meinung nach fanorientiert passiert. Viele Stehplätze, ein Gesamtbild, was den Jetzt-Zustand recht harmonisch weiterentwickelt. Und es wird eben auf Heiligtümer geachtet. Das manuelle Anzeigehäuschen zum Beispiel bleibt und das muss auch so.

    Vor allem: Das Stadion heißt Alte Försterei und nicht anders. Ich finde so etwas wichtig, ich will nicht in die Glücksgas-, Playmobil-, oder Trolli-Arena.

    Union ist ein professioneller Fußballverein und steht auch dazu. Alles andere wäre verlogenes Gesülze, Geld spielt im Profisport natürlich ne Rolle.

    Aber eben nicht um jeden Preis. Man muss nicht jeden Taler annehmen und seine Seele verkaufen, nur weil einem einer die Scheinchen hinhält. Es gibt Grenzen, die man nicht überschreiten sollte, nur weil einer sagt "wir müssen den Stadionnamen verkaufen und uns jeden Freistoß von einem Sponsor präsentieren lassen, sonst sind wir nicht konkurrenzfähig" muss das noch lange nicht stimmen. Es ist immer ein Spagat zwischen Tradition und Moderne, Sponsoren- und Faninteressen. Meiner Auffassung nach gelingt der Union am besten und am ehrlichsten. Man muss auch mal einen Taler ausschlagen und kann dennoch Erfolg haben.


    O.k., dann kommen natürlich noch ein paar hochindividuelle Dinge dazu, wie bei jedem von uns. Ich persönlich finde schon, dass auch die Stadt meines Vereins zu mir passen muss. Ein Freund von mir ist Schalke-Fan, findet aber Gelsenkirchen als Stadt doof. Naja, soll er. Bitte. Aber das könnte ich so nicht. Ich verbringe seit Jahren mindestens zwei Wochen pro Jahr in Berlin, ich war in Berlin früher mal fünf Jahre lang wochenendliiert, ich liebe die Stadt und mag die Leute da. Ich fühle mich hier längst nicht mehr als Gast oder Tourist. Es ist eher wie ein weiteres Zuhause. Anders ginge es für mich nicht. Ich könnte nicht die Schönheit von Köpenick besingen, wenn ich es kacke fände. Es gibt weitere Kleinigkeiten, die letztendlich nicht kriegsentscheidend aber schön sind. Schon die Kleinigkeit, dass ich den Namen 1. FC Union Berlin echt schön finde und "Eisern Union" ein eben wirklich einmaliger Schlachtruf ist. O.k, deswegen wird man nicht Fan. Aber ich finde es ehrlich gesagt schon beruhigend, dass man nicht einen Schlachtruf und Namen wie meinetwegen "He-He-He Martha BSE" haben muss.


    Also: Warum nicht mal so für sich aufzählen, was man am eigenen Verein eigentlich liebt. Kann man ja mal machen :)


    Eisern!

    Grüsse nochmal zurück,Wir sind hier durchaus ein paar Leute von Jenny haste ja schon gelesen,denke da wird sich mal was ergeben zwecks fahren oder zusammen kucken

    Eisern

    Zum Pokalspiel fährt übrigens ein Bus von Cuxhaven über Bremen HBF. 27 Unioner aus Bremen und Umgebung sind dabei! Habt ihr Interesse?

    Ich für meinen Teil muss passen. Wir reisen mit einem Kollegen von mir (Borussen-Fan) an, der eigentlich nur hinfährt, weil wir mitfahren. Wenn ich dem jetzt von der Fahrgemeinschaft abspringe, ist der wahrscheinlich kein Kollege mehr, sondern knurriger Auchmitmirarbeitender :)

    hallo flutlicht,jens wohnt am Katenbäker Berg auch mit grossem Fahnenmast im Garten ,und wie ich schon schrieb da gesundheitlich angeschlagen natürlich nicht ständig in der Öffentlichkeit aber ich sehe Ihn oft berufsbedingt und da zeigt Jens durch sein Outfit täglich für wen sein Herz schlägt

    Ich komme übrigens aus Ganderkesee

    Ah. Super, danke. O.k., erklärt natürlich einiges, Katenbäker Berg ist von uns etwas entfernt. Ich wird da mit meinem Sohn mal sehr zeitnah durch die Gegend streifen und die Fahnenmasten begutachten. Viele Grüße nach Ganderkesee. Ist ja um die Ecke.