Nein hat er nicht. Und das was er sagt, zeugt auch davon, dass er sich keine Sekunde mit den neuen Spielformen beschäftigt hat.
Die sportfachliche Inkompetenz auf Entscheider-Ebene (Vizepräsident DFB) ist das eigentlich Erschreckende daran. Dass er nicht einmal Beschlüsse seiner eigenen Gremien respektiert, sagt viel über den DFB aus.
Die neuen modernen Kinderspielformen sind der Schlüssel, dass wir uns in 15 Jahren nicht mehr über einen DFB-Nationaltrainer unterhalten müssen, der nur den Mangel verwalten kann. Über Jahrzehnte wurde in Deutschland so ausgebildet, wie es sich die Erwachsenen immer vorgestellt haben. Mit einem großen Tor und einem Fünfer-Ball in einem 7 gegen 7 in der F-Jugend (7-Jährige). Das funktioniert nur, wenn man ganz früh auf die Kinder taktisch einwirkt. Kinder können sich dann aber nicht mehr kreativ selbst entfalten. Genau da steht heute der deutsche Fußball, siehe berühmtes Zitat von M. Scholl, mit hohen Defiziten in puncto Spielintelligenz und Technik.
Das Konzept für den neuen Kinderfußball ist übrigens von der Basis entwickelt und pilotiert worden und nicht vom DFB. "Small sided games" sind überall in der Jugendausbildung anderer Länder anzutreffen. Auch Urs Fischer setzt das ein.
Ein Mann namens Horst Wein wollte das "Funino" schon in den 80ern einführen, stoß damals aber auf taube Ohren und führte dies dann vor über 30 Jahren in Spanien, u.a. beim FC Barcelona erfolgreich ein. Der deutsche Fußball als "geschlossenes System", war leider nicht zugänglich für moderne Ideen, z.B. aus dem Hockeysport.
Der DFB ist jetzt, auf Druck und Drängen der Basis, erst (viel zu spät) aufgewacht und verändert endlich den Kinderfußball: Kleinere Felder, kleinere Tore, kleinere Bälle sind der Schlüssel zu mehr Ballaktionen, mehr Toraktionen und mehr Erfolgserlebnissen bei den Kurzen und Halblangen. In den Spiel-Festivals haben die Kids sieben Spiele mit sieben möglichen Siegen oder Niederlagen. Von wegen man schafft den Wettbewerb ab, absoluter Bullshit. Und alle dürfen mitmachen, niemand klebt auf einer Ersatzbank, nur weil er im Dezember geboren ist oder biologisch zurück. Letzteres ist leider Realität, weshalb viele Potenzialspieler sich schon früh vom Fußball verabschieden und uns dann in der Breite fehlen. Auch weil es in der Vergangenheit vielen Trainern oft wichtiger war eine Jugendliga-Tabelle in den whatsApp Status zu posten, anstatt die richtige Ausbildung zu machen, die den Kindern langfristig weiterhilft.
Es ist interessant. Alle wollen Veränderung und beschweren sich über die Leistungen der Nationalmannschaften. Aber wenn dann wirklich mal etwas Sinnvolles, ja eine Revolution, losgetreten wird, geht das Geschrei los.
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Vielen Dank Svenne . Du sprichst mir aus dem Herzen. Ich trainiere seit Jahren nach der Philosophie von Horst Wein. Scheiß auf die Wettkampf-Spielform-Fixierung und kurzfristigen Erfolg. Was die Kinder dabei lernen, wenn sie im 2 gegen 2 oder 3 gegen 3 viel mehr Ballaktionen haben, ist unbezahlbar.
Minis und F-Jugendspieler sind mit der Komplexität des großen Spiels oft vollkommen überfordert. Selektive Wahrnehmung, kein ausgeprägtes peripheres Sehen, wenig Koordination und dann tausend Dinge um einen Herum:
- Wo ist das Tor?
- Wo sind die Linien?
- Wo sind meine Mitspieler?
- Wo sind die Gegenspieler?
- Wo ist der Ball?
Und das alles, wo sie mit sich selbst und dem Ball noch nicht wirklich klarkommen.
Willste als Trainer „erfolgreich“ sein (und viele wollen das), dann lass die Schwachen und Kleineren draußen. Grauselig.
Die neuen Spielformen sind m.E. ein Segen, auch wenn das viele (die meisten?) noch nicht begreifen, auch und besonders unter den Nachwuchstrainern. Ist halt doof, wenn einem der Traum von der Meisterschaft geklaut wird. Sollte man aber vielleicht lieber Bundesliga-Manager spielen, statt Nachwuchstrainer zu sein.
Watzke hat hier in meinen Augen einfach keine Ahnung.