Und wenn ich es mir recht überlege, wäre auch das Gründen einer eigenen Liga keine einfache Lösung, zumindest wenn man da mit anderen Vereinen zusammen spielen will. Da würde sich dann wieder die Frage stellen, was ist erlaubt und was nicht? Dürfen spieler den Verein wechseln? Geld bekommen und wenn ja, wie viel? Darf es Sponsoren geben und darf ein Sponsor im Vorstand oder sogar Vorsitzender sein? Mein Heimatverein spielt in der Landesliga und wir versuchen, einen ähnlichen Weg zu gehen wie Union. Möglichst viele Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, Geld geht nicht vorrangig in die erste Mannschaft etc. Wir sind damit ziemlich erfolgreich (nach unserer Definition von Erfolg - viele Nachwuchsmannschaften, eigene Vereinsbusse etc.). Trotzdem ist es auch bei uns immer ein Spagat. Das alles kostet Geld und muss bezahlt werden. Da ist es den meisten eben nicht so wichtig, wie das Geld reinkommt. Nur reinreden lassen und abhängig machen wollen wir uns von Sponsoren nicht.
Es ist einfach, die Entscheidungen unserer Führungsebene zu kritisieren. Man weiß eben auch nicht, ob und wie schwer sich da die Entscheidungen gemacht werden. Aus welchen Gründen wird eine Entscheidung getroffen. Was wäre die Alternative? Angenommen, Jens Keller hat seinen Co-Trainer zur Bedingung für sein Engagement gemacht. Welche Trainer hätten wir dann bekommen können? Was wäre da wieder los gewesen, wenn hier ein XY aufgeschlagen wäre. Es hätte ein ebenso großes oder noch ein größeres Theater geben können. Man zeige mir den Trainer, der moralisch alles richtig macht, sportlich was auf Tasche hat, erschwinglich ist und von allen Fans geliebt wird. Weiß denn jemand, welche Sponsoren, Trainer, Spieler unsere Führung schon alles abgelehnt hat? Sollte das veröffentlicht werden? Wäre das professionell? Wäre das zielführend? Ich glaube es nicht.
Es stellen sich für jeden von uns ein paar Fragen:
Wie weit kann ich persönlich mitgehen und wann wird der Spagat zwischen Tradition und Kommerz/Erfolg für mich persönlich zu schmerzhaft?
Was wären meine Kosequenzen, wenn ich feststelle, dass es so weit ist?
Inwiefern bin ich persönlich bereit, nicht nur zu meckern, sondern z.B. auf der MV oder in anderen Gremien mich persönliche einzubringen - durch Vorschläge oder durch aktive Mitarbeit?
Würde ich den Job eines Vorstandsmitglieds persönlich machen wollen/können? Und würde ich es besser machen bzw. so, dass alle Unioner zufrieden sind?
Vertraue ich den gewählten Vertretern unseres Vereins?
Es ist eben nicht so einfach, wie es sich hier manche machen wollen. Wenn man mal Führungsverantwortung übernommen hat, weiß man erst, wie schwer das ist. Und man lernt, dass man es eben nicht allen recht machen kann.
Und ich würde mir eben wünschen, dass jemand, der für sich persönlich festgestellt hat, dass er das alles nicht mehr mittragen kann, einfach mal die Konsequenzen zieht, von denen er immer spricht. Dann muss man halt mit seinem geliebten Verein brechen, wenn es nicht mehr der Verein ist, in den man sich mal verliebt hat. Also entweder aufgeben - oder eben kämpfen und sich persönlich einbringen. Aber zu sagen, dass alles zu spät ist, selbst nicht loslassen zu können und allen anderen nur noch in die Suppe zu spucken und den Spaß zu vermiesen, das finde ich echt charakterlos und ist in etwa so konsequent wie "Wie verkaufen unsere Seele, aber nicht an jeden." und dann ein Testspiel gegen den Teufel anzusetzen...