Puh, viele der Fragen kann man nicht eindeutig beantworten bzw sind abhängig von der Einzelperson und den Zielen. Aber ich versuche es mal auch ohne dein aktuelles Training zu kennen, natürlich alles Laien-Wissen / persönliche Erfahrungen und bezogen auf Marathon.
Ist Essen während des Laufs wirklich so wichtig, oder wie im Training fast ohne laufen ?
Bin ja letztens ohne Vorbereitung gelaufen , wusste am Vorabend nicht mal was davon.
Hatte ich vielleicht einfach nur Glück mit der Tagesform ?
Der Körper kennt 2 verschiedene Möglichkeiten Energie bereit zu stellen (ok eigentlich auch mehr, aber wir halten es mal einfach): Verbrennung von Fett, dauert relativ lange, reicht aber als Grundversorgung und für leichte sportliche Betätigung. +Fett kann gespeichert werden, steht also in großen Mengen zur Verfügung. Steigen die sportlichen Belastungen, braucht der Körper mehr und schneller Energie. Dazu greift er auf die Verbrennung von Kohlenhydraten zurück, die können aber nicht gespeichert werden (sondern nur zu Fett umgewandelt werden), der Körper kann über das Verdauungssystem nur Kohlenhydrate für ca. 2h hohe Belastung halten.
Die beiden System sind nicht exklusiv, sondern laufen nebeneinander ab. Je höher die Leistung, desto wichtiger werden die Kohlenhydrate. Das heißt für dich konkret: Willst du den gesamten Marathon so schnell wie möglich laufen, solltest du entweder in ungefähr 2h fertig sein oder du wirst dem Körper vermutlich Energie zuführen müssen. Läufst du allerdings bei einem ruhigen Tempo mit niedrigen Puls, wird das größtenteils von der Fettverbrennung abgedeckt und ich bin so auch bereits 2x nahezu ohne Essen (der Kuchen sieht bei km 3x halt immer gut aus...) durch einen Marathon gekommen. Aber wie gesagt laufen die beiden Systeme gleichzeitig ab, der Körper freut sich natürlich über alle Kohlenhydrate die er zustäzlich bekommt, auch wenn du langsam läufst. Da ist insbesondere die Ernährung am Vortag und am Morgen vor dem Lauf wichtig, ob du dann beim Laufen noch was essen willst ist dir überlassen.
Bei langen Läufen im Training ist es zweigeteilt: Du willst auf der einen Seite den Fettstoffwechsel trainieren, also lange ruhige Läufe ohne Essen sodass der Körper gezwungen ist auf Fette zuzugreifen. Wenn du dich entscheidest beim Marathon zu Essen, solltest du das aber natürlich auch bei ein paar der langen Läufe ausprobieren und schauen wie der Körper reagiert.
Werde auch die ganzen Marathontrainingspläne nicht einhalten können. Werde weiterhin fast täglich mit Rad zur Arbeit und versuchen einige Läufe über 25 km zu machen.
Ohne deine Vorbereitung im Detail zu kennen: 25km wären mir persönlich schon ein bisschen zu wenig. Und die langen Läufe sind auch nur ein Teil der Vorbereitung, mindestens genauso wichtig ist der wöchtenliche Umfang und vor allem die Konstanz.
Warum höre ich überall, mehr als 30-35 km nicht nötig im Training?
Damit der erste Marathon ein Wettkampf ist ?
Der Unterschied ist, dass du den langen Lauf regelmäßig machst, der Marathon aber (vorerst) nur eine einmalige große Belastung ist. (Für Ultra-Läufer wie Dirk sieht das natürlich anders aus). Da reichen im Training so 70%-80% der Strecke um den Körper vorzubereiten, nach dem Marathon kannst du dir alle Zeit nehmen bis die Beine sich wieder erholt haben.
Dazu kommt: Für viele die auf ihren ersten Marathon trainieren, sind es auch die ersten Läufe über solche Distanzen. Für diese Läufer stellt eine Runde von +30km einfach eine enorme Belastung dar, das Verletzungsrisiko steigt an, der Körper braucht einige Tage / eine Woche um sich von zu erholen usw usf. Daher geht die Meinung eher dazu, dass (regelmäßige) Läufe von 27-30km/150-180 Minuten als Vorbereitung reichen + der zusätzliche Trainings-Effekt ab km 30 das Verletzungsrisiko nicht aufwiegt und es nicht wert ist wenn man sich erst lange von erholen muss / in der Zeit nicht weiter trainieren kann. In vielen Plänen steht dennoch 1-2x 30km (bzw 20 Meilen / 32km bei englischsprachigen Plänen), einfach für das Ego um diese magische Grenze einmal durchbrochen und erlebt zu haben.
Aber nochmal als Anmerkung: Das ist größtenteils für den ersten Marathon und Läufer mit wenig Erfahrung. Bei den fortgeschrittenen Trainings-Plänen sind Läufe mit +30km keine Ausnahme und bei ganz, ganz Fortgeschrittenen gehen die auch mal bis 40-42km, die Leute haben aber auch die entsprechende Lauf-Erfahrung.
Ist Dehnen bei etwaigen Trinkpausen sinnvoll ?Könnte mein Ziel 4:30 h gefährden !
Wenn sich ein Krampf anbahnt ist kurzes Strecken / Dehnen sicher sinnvoll, aber länger als ich für 2 Becher Wasser brauche würde ich da auch nicht stehen bleiben.
Reicht Wasser beim Trinken ? (schwitze wenig)
Wasser reicht definitiv. Denk dran: Auch wenn du wenig schwitzt, das summiert sich über ein paar Stunden. Rein nach Durst trinken reicht zumeist nicht.
Geht der Puls am Ende bei euch auch hoch, trotz Langsamerwerden ?
Cardic Drift ist das Phänomen, dass über die Zeit bei gleicher Leistung (also Geschwindigkeit/Pace) der Puls höher wird bzw dass du um einen gleichmäßigen Puls zu halten langsamer werden musst. Gründe dafür sind verschieden, der Körper braucht zb mehr Blut in der Haut um den Prozess des Schwitzens im Gang zu halten. Da du dich allerdings erst an die Distanzen rantastest und es zum Schluss kam, würde ich es einfach als Erschöpfung deuten bzw wird das den Drift beschleunigen
Hatte bei meinem 38er auch keinen schlagartigen Kraftverlust , von dem immer geschrieben wird, wurde ‚schleichend‘ langsamer .
Siehe oben. Diese Wand / Mauer / der Mann mit dem Hammer ist zumeist beim schnellen Laufen wenn die Kohlenhydrate ausgehen oder der Kreislauf verrückt spielt, wobei sich beides bedingen kann. Und der Moment kommt (zum Glück) eher selten.
Das Angebot von unionerdirk solltest du ggf annehmen, einen erfahrenen Läufer an seiner Seite zu haben, ist beim ersten Marathon eine enorme Hilfe. Ansonsten viel Spaß beim Training, bin gespannt das hier im Forum verfolgen zu können