Die Wüste lebt
Das ist nicht nur ein Disney-Klassiker sondern auch der aktuelle Stand aller Projekte in Lategansvlei, die zukünftig unter dem Dach des gemeinnützigen Vereins „De Spekboom“ zusammengefasst werden. Auch wenn es nicht täglich Meldungen von da unten gibt kann man sagen, am südlichsten Außenpunkt von Union wird richtig geackert.
Dieses Jahr haben wir uns nur zu dritt auf den Weg gemacht und mal eine andere Route gewählt. Über Johannesburg, die Panoramaroute, den Hluhluwe-Nationalpark, Underberg, Sanipass, Lesotho, Kimberley und Orania ging die Tour nach Oudtshoorn und von dort dann nach Kapstadt. Insgesamt 4500 km für die wir genau drei Wochen Zeit hatten.
Wenn man durch Oudtshoorn und dann durch Lategansvlei fährt, ist das schon so, als ob man wieder nach Hause kommt. Was hat sich seit unserem ersten Besuch im November 2012 nicht alles verändert. Die elende Schotterpiste am Stadion vorbei Richtung Carmen und Dario hat jetzt den Namen „Hilmar Wilzek Drive“. Das hat sich Hilmar aber auch mit sehr viel Einsatz hier vor Ort für das Projekt verdient. Die nächste Straße müßte dann wohl Unionopi-Avenue oder so ähnlich heißen.
Aktuell wird am Stadion gerade das Cateringhäuschen ausgebaut. Auch in Südafrika gibt es strenge Hygienevorschriften, die unbedingt eingehalten werden müssen. Sollte sich hier einer der Kunden den Magen verderben, wird das Ding dicht gemacht. Um dem vorzubeugen wird alles den Vorschriften entsprechend verkleidet und gefliest. Das Cateringhäuschen hat noch keinen Namen – wie wäre es mit „Abseitsfalle 2“? Ich werde am Sonnabend mal vorsprechen, ob sie was dagegen hätten.
Zum Stadion selbst muß ich nicht viel schreiben, der Rasen ist richtig schön grün, es läuft sich darauf wie auf einem Teppich, das Flutlicht hat sich schon oft bewährt und die Tribüne wird nicht nur bei Fußballspielen genutzt.
Neben dem Fußballplatz und allem, was damit zu tun hat gehört auch das Volleyballfeld mit zum Verein „De Spekboom“. Das ist vor allem für die Frauen und Mädchen gedacht. Die haben es meistens nicht so mit aktivem Fußballspiel und versuchen sich darum lieber an Volleyball. Die dritte Abteilung des Vereins ist „Laras Nähstube“. Gegründet, damit sich die Frauen der Nachbarschaft mal ab und zu treffen, hat sich dieses Projekt so entwickelt, dass niemand mehr darauf verzichten möchte. Für die Frauen ist es oft die einzige Möglichkeit, andere Frauen zu treffen und mal zu Hause rauszukommen. Zusätzlich lernen sie dort nähen, häkeln und stricken. Die Ergebnisse der Nähstunden vertreibt Dario per Internet weltweit, was den Frauen erstmals zu einem kleinen Einkommen verhilft. Durch den großen Zuspruch zur Nähstube hat Dario das nächste Problem, seine Umkleidekabinen sind von den „Nähwütigen“ okkupiert worden. Die brauchen den Platz aber auch für die ganzen Nähmaschinen und das Material. Dario hat aber schon einen Plan in der Schublade, wie am Stadion mit Containern neue Räume und eine Bühne für Veranstaltungen geschaffen werden können.
Jetzt kommt noch ein Kindergarten zum Verein dazu. Der staatliche Kindergarten in Lategansvlei wurde geschlossen. Da hilft leider auch nur private Initiative weiter. Ohne Kindergarten sind die Mütter oder Großeltern zur Arbeitslosigkeit verurteilt. Der Bedarf an Kindergartenplätzen ist riesig, auf den Staat kann man sich aber leider überhaupt nicht verlassen.
Es ist auch sehr positiv, dass durch den Verein alles etwas breiter aufgestellt wird. Dario muß nicht mehr alles alleine machen. Lara hat das Projekt Nähstube komplett unter sich und für rechtliche Sachen und die Finanzen sowie die Vereinsgründung hat sich auch eine sehr kompetente Farmersfrau aus der Nachbarschaft gefunden. Der Nachbar Danny kümmert sich um den Rasen. Es werden also immer mehr Mitstreiter vor Ort.
Das wars zu den aktuellen Projekten und zum Verein. Wir mußten natürlich auch wieder ran und eine Runde Fußball spielen. Natürlich gab es wieder eine Klatsche, das ist aber schon Tradition bei uns. Mir gefällt immer besonders, wenn andere Touristen vor Ort sind und zum ersten mal etwas von dem Stadion mitbekommen. Die fallen vom Glauben ab. In diesem Fall war es ein Ü70 Pärchen aus dem Saarland, die eigentlich nur ein paar Strauße sehen wollten. Zum Schluß hat der Saarländer mit Fußball gespielt, abends im Stadion mit am Grill gestanden und die allererste Dauerkarte dieses Jahres geht auch ins Saarland. So gewinnt man Sympathisanten.
Der einzige, der sich dieses Jahr etwas angeschmiert hat, war Harry aus unserem Fanclub Alt-Unioner. Er wollte sich das Fußballspiel zwischen Union Lategansvlei und Calitzdorp schön von seinem Dauerkartenplatz auf der Haupttribüne aus anschauen – wenn man dann schon das erste mal dort vor Ort ist. Blöd ist nur, wenn man versprochen hat, als Schiedsrichter einzuspringen und wenn dann nach Monaten der Dürre pünktlich zum Spielbeginn der Regen losgeht und auch nicht mehr vor Spielende aufhört. Unterm Dach war es eigentlich ganz angenehm
Ich hoffe, ich habe hier alles fehlerfrei wiedergegeben.Wenn nicht, wird Dario das schon richtigstellen.