Irgendwie liegt mir schon seit einiger Zeit etliches quer im Magen. Es begann mit Zinglers Wunsch nach einem weißen Ritter, was in dem zeitlichen Rahmen passend vom WM-Wohnzimmer ergänzt wurde. Das Abmelden der U23, die Trainerwechsel, die Fragen, die bei Schäfers Abgang bleiben (nicht vereinbare Ziele)und viele weitere kleinere und größere Vorfälle summieren sich langsam zu einem unübersehbaren Haufen Unstimmigkeiten.
Aus aktuellem Anlass und der damit verbundenen, weiteren Anhäufungen von kuriosen Ereignissen in der letzten Zeit, sollte doch nun langsam mal ein reflektiertes Hinterfragen einsetzen. Schließlich sind es ja nicht nur die Verantwortlichen im sportlichen Bereich, die auf dem Prüfstand stehen. Das sollte alle betreffen und ich frage mich, warum Aufsichtsrat und Präsidium von dieser Kritik immer wieder ausgenommen werden.
Der Kurs von Präsident Zingler hat sich innerhalb kürzester Zeit drastisch geändert. Wurde anfangs noch davon gesprochen MAL Urlaub in der 1. Bundesliga zu machen, wurde der Aufstieg kurz danach immer deutlicher und konkreter ins Auge gefasst und mittlerweile will man sogar zu den besten 20 Mannschaften in Deutschland gehören. Ich weiß nicht, wie die restlichen Fans so dazu stehen, aber ich für meinen Teil sehe uns dort eigentlich nicht. Geschweige denn, dass eine Entwicklung auf dem Rasen zu erkennen war, die solche arroganten Bekundungen rechtfertigen würde.
Wenn man damit erreichen wollte, dass man qualitativ hochwertigeres Personal verpflichten will, dann ist der Plan teilweise vielleicht sogar aufgegangen. Im Großen und Ganzen kann man aber schon davon reden, dass sowohl Spieler als auch die Öffentlichkeit und die Fans mit diesen großspurigen Ansagen mächtig verarscht wurden.
Mit dieser Zielsetzung wird es meiner Meinung nach stark bergab gehen. Wir holen scheinbar gute Spieler (welche bei Mannschaften mit berechtigteren Aufstiegsambitionen nicht mehr spielen und sich lieber woanders ausprobieren wollen? Wirklich?), mit denen der nächste Schritt gelingen soll. Man gibt einem neuen Trainer den Aufstieg als Zielvorgabe und entlässt diesen, nachdem er gerade mal ein paar Spiele mit einem neu zusammengestellten Kader beendet hatte…und man ihm den Aufstieg zum ach so wichtigen Republiksge….äh Vereinsgeburtstag nicht mehr zutraute.
Nun wird dann also der nächste Trainer verheizt, weil er sich von Zingler, in dem Glauben die erste Liga sei realistisch, hat einlullen lassen.
Ich glaube ja gerne, dass Lewandowski (und dasselbe trifft in weiten Teilen sicherlich auch auf Düwel zu) ein absoluter Fachmann und guter Trainer ist. Allerdings hat weder er, noch hatte sein Vorgänger, Erfahrung mit Spielern aus unteren Ligen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Arbeit mit richtigen Profis und Top-Talenten gewaltig von der mit unseren Zweitligagraupen unterscheidet. Für gute Konzepttrainer braucht man auch einen wirklich guten Kader und selbst dann kann niemand einen Aufstieg garantieren, geschweige denn davon sprechen, zu den 20 besten Klubs zu gehören. Zumal wir diesen Top Kader einfach nicht haben und ich auch nicht wüsste von welcher Kohle der zustande kommen sollte.
Dass ein Aufstieg eher mit Charakter und Herzblut (siehe Darmstadt, Braunschweig und Pauli ist jetzt auch nah dran) als mit zwanghaftem Wunschdenken klappt (Union, Kaiserslautern), liegt doch eigentlich auf der Hand wenn man nicht betriebsblind oder einfach nur naiv ist.
Und dann klappt es entweder, weil es klappen soll, weil wirklich jeder für jeden einsteht oder es klappt halt nicht. Dafür hat man aber eine Mannschaft, mit der man sich identifizieren kann und keinen zusammengekauften Söldnerhaufen, der für das Ziel Aufstieg zu uns gewechselt ist.
Auf dem Weg, den Zingler mittlerweile eingeschlagen hat, und da bin ich mir verdammt sicher, wird dieses Ziel auf gar keinen Fall erreicht werden.
„Mentalität schlägt Qualität“, schrieb vor Leipzig doch sogar eine Berliner Zeitung.
Und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, lässt sich der Pöbel mit ein wenig Brot und Spielen zwischendurch auch noch mundtot machen. Ist praktisch für jeden Despoten, wenn das Volk die Fresse hält.
Da passt eine Mitgliederversammlung, die im Zeichen der Feierlichkeiten steht und entgegen UNSERER Satzung verlegt wurde ja gut ins Konzept. Auch die anderen tollen Events, wie das Dortmundspiel und die Parties in der Schlosserei und der Volkbühne, die die „Marke Union“ ja so einzigartig machen, passen genauso gut dazu, wie ein gemeinsamer Feind wie die Blechdose. Klar, wer sein Feindbild so präsentiert kriegt, der guckt gar nicht, wo es bei sich selber schief läuft.
Wobei die Härte eigentlich die Aktion auf der Volksbühne war. Da wäre selbst Kim Jong-il blass vor Neid geworden.
Was glauben wir eigentlich wer wir sind, dass wir zum 50sten einen Affen machen als wären wir die Größten und hätten schon alles erreicht.
Selbst denjenigen, denen man aufgrund ihres Wunsches, die absoluten Outlaws zu sein, noch am ehesten ein oppositionelles Verhalten zutrauen könnte, machen einen auf taub, blind, stumm und springen lieber auf den Zug mit auf. Lebt sich ja leichter, wenn man dem Verein in den Arsch kriecht. Dann darf man auch mal inoffiziell genehmigt und total spektakulär bei der Kommerzveranstaltung Union vs. BVB im Stadion kokeln. Wie war das mit Fußball pur und gegen wen haben wir eine Woche später gleich noch mal gespielt? Ja ich kenne die sogenannten Gründe, warum die Choreo gegen Dortmund gemacht wurde. Schwachsinn! Tolle Outlaws. Wir sind ja so anders. Aber das ist ein anderes Thema, was man lieber an anderer Stelle klärt. Wobei es den Anschein hat, dass unsere Szene mittlerweile vom zinglerchen Drüsenfieber (Danke steinunioner) angesteckt wurde.
Und nun wird Lewandowski (wie einst Rangnick) seinen Vertrag in drei Wochen wahrscheinlich wegen Burnout auflösen und alle gucken wieder wie ein Schwein ins Uhrwerk. Hauptsache der Unantastbare und sein Klüngel bleiben weiterhin außerhalb jeglicher Kritik.
Wo genau besteht eigentlich noch der Unterschied zwischen Brausepaul und Union. Autokratie bei beiden, nur dass der eine keine Mitsprache zulässt und der andere den Pöbel soweit im Griff hat, dass der nicht mehr aufbegehrt.
Linientreuer und bequemer als wir, die ach so unangepasst und anders sein wollen, geht es ja kaum noch.
Wir sind nicht mehr anders! Wir sind auch nicht unangepasst! Schon gar nicht sind wir noch für irgendwen unbequem (siehe fauler Kompromiss mit den Turtles)! Willkommen im Profizirkus!