ich empfinde den niedergang der dialekte als traurigen verlust von vielfältigkeit, als kulturelle verarmung.
zu ostzeiten hatte man intensiv versucht, dem pöbel "intellektuell minderwertige" mundarten abzugewöhnen und ist radikal daran gescheitert:
die menschen haben sich erst recht ihrer lokalen / regionalen sprachfärbungen bedient, um stolz auf und verbundenheit zu ihrer heimat auszudrücken.
insbesondere auch deshalb, weil die erinnerung an historisch gewachsene identifikation mit den traditionellen ländern (sachsen, thüringen, anhalt, mecklenburg) durch die administrative neugliederung des DDR-territoriums in nichtssagende bezirke zerstört werden sollte.
insofern waren insbesondere bewusste nutzer und, erst recht, zur bewahrung traditioneller dialekte engagierte, dem regime stets ein dorn im auge:
denn die waren immer auch einer reaktionären haltung verdächtig - schien doch ihre verbundenheit zu ihren alten mundarten das festhalten an überkommenen, militaristisch-monarchistisch-kapitalistischen, also reaktionären, traditionen nahezulegen.
und in der tat war die benutzung des vertrauten dialekts auch (zumindest unterschwellig) ausdruck eines gewissen widerstandes gegen den totalitären zentralstaat samt seiner diesen tragenden, ideologisch willfährigen intelligenzija.
auch in der BRD wird die nutzung lokaler sprachfärbungen schon lange intensiv unterdrückt.
natürlich nicht offen staatlich verordnet, dafür aber oft als ausdruck vermeintlich intellektueller minderwertigkeit und ökonomischer rückständigkeit - und daraus resultierendend regional besonders häufigen auftretens politischer radikalität - abgewertet und denunziert.
* der boss möchte nicht, dass auf seiner hotline der kunde auf einen sächselnden call-center-agenten stößt, dessen sprachfärbung womöglich eine gewisse nähe seiner firma zu "gewissen schmuddelbewegungen" - denen (angeblich) insbesondere "DDR-sozialisierten individuen" mit einer zu demokratischen grundwerten nicht vereinbaren gesinnung - anhängen.
ein (zB) daraus resultierender ökonomischer druck zeitigt also um so "erfolgreicher" den niedergang der so vielfältigen und so herrliche regionale begriffe hervorbringenden dialektkultur.