Hallo Unioner! Hier ist ein direkt Beteiligter( der Rädelsführer bekam 2Monate) . Der Autor gab ein Beispiel aus Luckenwalde . Ich hab mal ne Mail an die Redaktion geschrieben und bin auf deren Reaktion gespannt.
Guten Tag ! Habe heute den Artikel gelesen über die Rechtsradikale Szene von Union Berlin . Ich bin der von ihrem Autoren betitelte Rädelsführer aus Luckenwalde.
Ich finde das ja ein Unding wie da Dinge geschrieben werden im Zusammenhang mit Ausländerfeindlichkeit und Rechtsradikalismus . Woher verfügt der Autor über Kenntnisse was an dem besagten Abend tatsächlich passiert ist ? Ich war damals 16 Jahre alt . Da es sich bei der Schlägerei um russische Staatsangehörige handelte wurde das Ganze als politisch motivierte Tat von den Behörden der Staatssicherheit an sich gerissen um ein Exempel zu statuieren. Zu dieser Zeit gab es schon versteckte Proteste unter den jungen Leuten. Die Russischen Offiziere damals waren stark angetrunken und haben sich den anwesenden jungen Frauen unmöglich benommen . War ne schlichte Kneipenschlägerei wie es sie zu Dutzenden in der Zeit gab. Nicht schön .. war aber so. Was die Stasi draus gemacht hat ist der eigentliche Skandal . Kinder / Jugendliche in einer koordinierten Aktion zu verhaften und in Stasiuntersuchungshaft zu stecken und dann einen Prozess abzuhalten der einen eher an die schlimmen Jahre im 3.Reich erinnerte ist abstoßend und Angst verbreitent. Kann sich der Autor vorstellen wie man sich in dem Alter fühlt in einen Gerichtssaal mit Knebelketten vor den anwesenden Eltern geführt zu werden . Keine Möglichkeit zu besitzen einen Rechtsbeistand anzurufen. Durch Androhung körperlicher Gewalt alles zuzugeben nur damit man schnell wieder nach Hause kann . Und dieses Beispiel jetzt Union Berlin im Zusammenhang mit den Vorfällen beim Spiel gegen Maccabi Haifa zu verwenden ist schon harter Tobak. Wir waren damals 8 Beteiligte von denen nach meiner Erinnerung 4 Personen mehr oder weniger regelmäßig zu Union gegangen sind. Und wir waren wegen dem Fußball da und nicht um Randale zu machen . Es gab sicher auch andere Tendenzen.. keine Frage… aber den Luckenwalder Vorfall in Verbindung mit Hooligans zu bringen ist schon ein starkes Stück.
Da bin ich mal auf ihre Reaktion gespannt .
Mit freundlichen Grüßen Guido Walzog
Alles anzeigen"Auf dem Platz spielt der 1. FC Union Berlin mittlerweile erstklassig, aber auf den Rängen geht es immer noch höchstens viertklassig zu"
Wow. Steile These. Eigentlich müsste man über das Sektiererblatt kaum eine Silbe nach einer solchen Bildunterschrift verlieren, aber trotzdem mal ein paar Bemerkungen:
1. der Autor ist 75, stammt aus Baden-Württemberg und hat wohl nie in seinem Leben ein Spiel der DDR-Oberliga besucht. Seine Darstellungen basieren allein auf DDR-(Stasi-?)Akten. Bezeichnenderweise wird das überhaupt nicht erläutert, auf welcher Quellenlage sein Artikel basiert. Eigentlich ein absolutes Unding für einen halbwegs ernstzunehmenden Artikel. Aber der Autor wird schon wissen, warum...
2. Der Autor vermischt Hooliganism und rechtsextremistische Tendenzen in den 80er/90er Jahren. Klar, gab es da oftmals einen Zusammenhang. Aber hier konstruiert der Autor halbwegs geschickt ein Gemenge, das assoziieren soll, dass ALLE Gewalt beim Fußball damals antisemitisch/rechtsextrem motiviert war. Und das ist nun mal Quatsch.
3. Ja, leider, antisemtische, rassistische und rechtsextreme Sprüche waren fast überall in Europa in den 80ern/frühe 90er Gang und Gebe. Auch bei Union gab es sowas. Aber (und das soll keine Entschuldigung sein) eben nicht nur dort, sondern quasi überall - vor allem im Westen: da hießen Fanklubs "Zyklon B", da wurde offen darüber berichtet wie in dieser Doku über den HSV, (ab 5:10 (Youtube) selbst bei St. Pauli gab es in den 80ern Reichskriegsflaggen und "Neger"-Beschimpfungen.
4. 30/40 Jahre danach eine Kontinuität zu konstruieren, weil es (leider!) wieder eine Handvoll (!) Typen gab, die sich wie dumme Arschlöcher benommen haben, bei einem Verein mit fast 40000 Mitgliedern, mehreren anti-rassistischen Initiativen, mit Spielern und Fans die sich für Geflüchtete und Obdachlose engagieren und und und...
Das ist einfach unredlich und verdient fast schon das Attribut "üble Nachrede".
Ok, die Bio und die Vorgehensweise des Autors sagt eigentlich schon alles, und die JungleWorld ist zum Glück kein ernst genommenes Medium, aber solche Artikel sind gefährlich, weil sie die Arbeit tausender Fans und Verantwortlicher torpedieren und nichts mit der Realität gemein haben.