Ich musste weiter darüber grübeln, warum Du so tickst und was genau aus meiner Sicht daran falsch ist. Bevor ich weiterschlafen kann, muss ich wohl noch kurz die Ergebnisse dieses Grübelns ausspucken:
Bei einem ähnlich stark homophoben Menschen würde man wohl vermuten, er sei insgeheim selbst homosexuell und hasst sich dafür (vielleicht weil ihm seine Eltern eingetrichtert haben, dass das falsch, abnormal oder krank ist). Analog dazu ist die Rattenpisse vielleicht insgeheim Dein Lieblingsgetränk und Deine Art damit umzugehen soll das kompensieren. Ist nur mal so ein Gedanke, um Dir klarzumachen, wie Du auf mich wirkst.
Jetzt aber wieder mehr in Richtung Sachlichkeit und Argumentation. Du legst, was das Konstrukt angeht, ein Schwarz-Weiß-Denken in Reinform an den Tag. Mal abgesehen davon, dass ich selbst bzgl. der schlimmsten Dinge, die so auf diesem Planeten passieren, nicht zum Schwarz-Weiß-Denken neige, birgt Dein Ansatz einige Gefahren. Erstens: so wichtig uns der Fußball sein mag und so verwerflich das, was RB hier tut, auch sein mag, so sehr gibt es einfach auch noch viel Schlimmere Dinge. Hasst Du alle, die - aus welchem Grund auch immer - mit dem IS in Verbindung stehen, direkt oder indirekt für die Rüstungsindustrie arbeiten oder andere Bevölkerungsteile genauso sehr? Das klingt nach Relativierung und ja, das ist es auch. Relativieren ist aber an sich nichts schlechtes, wenn man das Verachtenswerte (RB geht an einigen Stellen auch über Leichen) nicht ausblendet, es anprangert und richtig einordnet. Das ist Punkt 1. RB liegt mit dem, was es macht, in einer Verwerflichkeitsskala von 1 bis 10 bei mir bei einer 6 oder 7. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es bei Dir ernsthaft eine 10 sein soll (außer vielleicht in einer Parallel-Hobby-Fußball-Welt), denn wie würdest Du dann die Gräueltaten der Nazis einordnen?
Zweitens: Angenommen, RB an sich ist schwarz. Ist dann wirklich jeder, der mal irgendwas mit RB am Hut hatte, auch schwarz und somit die Ausgeburt des Teufels? Der Spieler, der als 12jähriger bei RB gespielt hat, weil er neben dem Sportplatz gewohnt hat? Der, der als Nachwuchsspieler aus Berlin abgeworben wurde? Mattenschiss selbst? Der Platzwart, der vorher arbeitslos war? Ein Nachwuchskoordinator? Ein Spieler, der mal mit RB verhandelt hat, dann aber nicht da hingewechselt ist? Ein Verein, der freiwillig ein Freundschaftsspiel gegen die macht? Oder der es dann wieder absagt? Wo fängt es an, wo hört es auf? Wenn es nur schwarz-weiß gibt, gibt es irgendwo eine Grenze. Bis zu dieser bleibe ich weiß (z.B. RB ruft mich an, weil sie an mir als Spieler oder an einem Testspiel interessiert sind). Und danach werde ich schwarz (z.B. sobald ich das Telefonat freundlich mit "Guten Tag" beginne, obwohl ich sehe, dass es eine Leipziger Nummer ist). Du merkst vielleicht, wo das Problem ist. Egal wie Du die Grenze ziehst - und Du willst sie ja bekanntermaßen sehr weit ziehen - es werden unglaublich viele Menschen schwarz, denen Du dann, wenn nicht den Tod, zumindest aber hässliche Verletzungen an den Hals wünscht (oder diese zumindest nicht bedauern würdest). Das hat den Nebeneffekt, dass Du ein charakterliches Arschloch irgendeines anderen Vereins, der aber noch nie was mit RB am Hut hatte, positiver einordnest (dunkelgrau) als einen Spieler, der ein Jahr für RB gespielt hat, eigentlich aber ein feiner Kerl ist. Außerdem versperrt es den Blick für die Verantwortlichkeiten, denn bei Schwarz-Weiß gibt es kein dunkel- und hellschwarz. Im gleichen Maße, wie Du den 12jährigen Nachwuchskicker dämonisierst, verwässerst Du die Schuld der tatsächlich Verantwortlichen. Das ist das, was mich mit am meisten stört.
Ich hoffe, ich könnte Dir klarmachen, was mein Problem mit Deinem Standpunkt ist. Ich würde diesen Standpunkt einem Jugendlichen zugestehen, denn diese zeichnet es aus, noch nicht die gesamte Realität zu erkennen und für das Gute in Reinform zu kämpfen. Einem intelligenten und schon etwas reiferen Menschen wie Dir würde ich aber das Erkennen und Verwenden von Grautönen schon zutrauen. Nichts anderes ist es, was viele der von Dir kritisierten hier im Forum tun. Nämlich die Verantwortung eines einzelnen einzuordnen und abzuwägen, ob er noch (oder nach einiger Zeit wieder) hellgrau genug ist, dass man ihm "verzeihen" kann oder ob er zu dunkelgrau ist, um bei Union aufgenommen zu werden. Und da hat jeder seine eigene Grenze und es gilt, in der Argumentation innerhalb der Union-Familie da einen gemeinsamen Standpunkt (Grau-Ton als Grenze) zu finden. Der wird immer wieder neu kalibriert und sollte auch für mich eher heller als dunkler sein. Da sehe ich z.B. unseren neuen Co vom Papier her schon kritisch, aber ich kenne weder den Menschen, noch die Umstände... Um es wirklich zu beurteilen, müsste ich mich näher damit befassen. Da hast Du es (bzw. machst Du es Dir) etwas einfacher. Der ist dann einfach mal schwarz. Schublade auf, Co-Trainer rein (und konsequenterweise eigentlich auch diejenigen, die ihn verpflichtet haben - oh, ein Dilemma!), Schublade wieder zu.
IronTom