Beiträge von Andras

    Brauchen wir wirklich ein neues Stadion an der Alten Försterei?


    Da wurde also das unglaublich beindruckende Projekt Stadionumbau vorgestellt. Oder sagen wir ehrlicher Neubau, denn vom einstigen Sportpark Sadowa und dem Ergebnis von 140.000 freiwilligen Aufbaustunden bleibt ja nichts mehr stehen. Warum eigentlich? Kleiner Diskurs am Rande - das Stadion und der Grund auf dem es steht, gehören, wenn ich die aufgeschlagene Seite richtig verstanden habe, der ‘An der Alten Försterei’ Stadionbetrieb AG. Der Verein ist an dieser mit knapp 33% des Grundkapitals beteiligt. Allerdings wurden neben den Verinsmitgliedern bisher auch die gut 4.000 Mitglieder-Aktionäre der Stadionbetrieb AG nicht gefragt, ob sie die bedeutende Investition mittragen. Warum ich das erwähne? Weil ich sowohl Union Mitglied als auch Aktionär bin. Weil ein Neubau mit solch drastischen Konsequenzen bisher noch nie im Raum stand. Und weil das geplante Stadion nichts mehr mit dem jetzigen Wohnzimmer zu tun hat, wenn der gesamte jetzige Stehplatzbereich komplett abgerissen und abgetragen wird. Nichts wird mehr an die jetzige AF erinnern; allenfalls die ‘Ikonen’ wie Anzeigetafel und das Baudenkmal, und an irgendeiner Wand die Namensbausteine aus dem Tunnel...

    Freilich, heute im Jahr 2022 ist der Verein ein anderer – es gibt Gründe warum dieser Plan da ist: Wir sind auf dem Weg die 50.000 Mitgliedermarke zu durchbrechen, fast 10 mal mehr als zu Begin des Stadionumbaus 2008. Union ist in der Bundesliga, ist ‘Kult’, eine Marke die Interesse weckt, ein Höhenflug ohne gleichen, an dem viele Menschen teilhaben wollen und dürfen (inklusive der Mitglieder unseres Norwegischen Unionfanclubs, welche den Weg zu Union in den letzten Jahren gefunden haben). Da scheint das enge, laute Stadion manchmal zu klein… Aber sehen das die 5.000 Mitglieder von 2008, und die gut 4.000 Aktionäre von 2011 eigentlich auch so? Ja, es ist nicht einfach, an Karten zu gelangen. Aber warum muss das einfach sein? Ist der Mangel an Zugang nicht auch eine Voraussetzung für dieses besondere Flair, den Erfolg; das Mittendrin in der Unionfamilie mit der Verpflichtung zur bedingungslosen, durchgehenden Unterstützung, wenn du schon mal drin bist im Stadion? Im neuen Stadion werden viele Besucher im Oberring sitzen, um die im Unterrang fabrizierte Stimmung zu ‘erleben’. Werden da die Stehenden nicht zu Erlebnisproduzenten für die Sitzenden wie in anderen Stadien? Wollen wir wirklich an der Alten Försterei ‘Steht auf wenn ihr Unioner seid!’ singen müssen? Und was passiert wenn wir absteigen; wollen wir dann in einem halbleeren Stadion stehen, weil dann vielleicht doch nicht mehr so viele ‘Zweitverein-Unioner’ und passiv ‘Bundesliga-Interessierte’ ins Stadion kommen? Ist es da nicht besser unseren Freunden zu sagen: ‘Wartet bis wir absteigen, dann wird es wieder einfacher an Karten zu kommen.’? Das jungen Fans der Zugang zum Stadion erschwert ist und wir dadurch ‘überaltern’, kann durch einen Blick auf Zahl und Alter der bierbechersammelnden Jungs und Mädchen nicht stimmen. Und ob aus sitzenden Kindern stehende Ultras werden ist zumindest fraglich.

    Ein weiteres grosses Fragezeichen steht für mich hinter dem ‘zeitweiligen’ Umzug ins Olympiastadion. Für mich ist das problematischer als das Jahr im Cantianstadion, weil zu gross und zu weit weg von Köpenick, von Union und allem was Union-Identität ausmacht. Für ‘Europa’ habe ich es akzeptiert. Aber für ein Jahr Ligafussball - und wer sagt, dass es Bundesliga ist? Hertha hat in den 1990igern im Olympiastadion zeitweise vor<5.000 Zuschauern gespielt… Wer weiss zu 100%, dass es nur ein Jahr dauert? Was, wenn sich der Bau unvorhersehbar in die Länge zieht? Wie lange kann Union einen Auszug aus Köpenick aushalten, ohne beliebig zu werden, ohne sich von seiner Identität zu entfernen?

    Als Stadionbesitzer, direkt als Aktionär und indirekt als Union-Mitglied, macht mir das Risiko der Investition Sorgen. Im vorigen Geschäftsjahr war Union einer von wenigen Vereinen mit einem doch ziemlich hohen negativen Eigenkapital. Dieses muss abgebaut werden, um in der Zukunft eine Lizenz zu erhalten (für 2023 in Aussicht gestellt). Der Verein / die Stadionbetrieb AG hat nach wie vor Verbindlichkeiten (z.Zt. ~€20Mio), welche durch ein entsprechendes sportliches Abschneiden auch im jetzigen Stadion, soweit nötig, addressiert werden können. Müssen wir, kaum das dass finanzielle Risikospiel der letzten Jahre erfolgreich zu Ende gehr, gleich wieder bautechnisch in die Vollen hauen? Und wie sieht die Situation mit den Kreditsummen (und unsicheren Preisen für Material, Energie) bei steigenden Kreditzinsen aus, besonders wenn in der 2. oder 3. Liga kaum ein Spiel das 38.000 Zuschauer Stadion füllen wird? Neue Mitgliederaktien? Wie viele von den fast 50.000 Mitgliedern sind dann noch dabei, wenn es wieder heissen sollte ‘Bluten für Union’? Wollen wir das wirklich riskieren?


    Mir hat die Aussprache dazu auf der Mitgliederversammlung gefehlt neben all dem Jubel der in diversen Mitschnitten zu sehen wat (konnte leider an dem Abend nicht aus Oslo nach Berlin); vielleicht hat man sich auch etwas überfahren gefühlt… . Gibt es die Aussprache im März? Aus meiner Sicht muss das vorurteilsfrei diskutiert, alle Fragen beantwortet, und durch eine qualifizierte Mehrheit per Mtigliedervotum und Aktionärsbeschluss abgesegnet werden,mit Respekt vor jeder Meinung und ohne Anspruch auf ‘Alternativlosigkeit’. Was auch immer da heraus kommt, ist der Konsenz der Union-Familie, den das Projekt aus meiner Sicht unbedingt braucht.