Es ist sicherlich nicht vereinskonform Wasserstandsmeldungen zu Vertragsverhandlungen abzugeben, aber ich denke nicht, dass ein Journalist deshalb hier irgendwem Rechenschaft über seine Artikel schuldig ist. Wo sind wir denn hingekommen? Schön sind solche Artikel nicht, aber in einer Zeit, wo Union mit seinen Informationen mehr als restriktiv umgeht und möglichst alle Infos exklusiv für sich haben will, sollte man sich nicht wundern, dass so etwas passiert.
Dass die Fanseele kocht, wird der sportlichen Leistung mal schön egal sein und das ist auch gut so. Ein Verein, der sich sportlich von Fans reinreden lässt, die immer kurzfristig denken und meistens keine verdammte Ahnung haben, steht auf verlorenem Posten. Ich weiß nicht, was sich hier einige Wenige einbilden. Das ist nicht seriös und davon sollten wir uns alle mal bitte verabschieden.
Ich hoffe, dass "Tusche" bleibt, aber nicht um jeden Preis. Niemand wird für vergangene, sondern für aktuelle Leistungen bezahlt. Auch ein Torsten Mattuschka, der unbestritten als einer der Wenigen in unserem Team das gewisse Etwas hat. Aber ich bin gegen Rentenverträge. Bei jungen Spielern kann man das vielleicht mal machen, denn das ermöglicht Ablösesummen, aber diese Situation stellt sich bei einem 30jährigen Zweitligaspieler nicht. Wenn ihm wirklich nur ein Einjahresvertrag angeboten worden sein sollte, dann kann ich das aus Vereinssicht erstmal gut nachvollziehen. Es ist momentan nicht abzusehen, wie die weitere Leistungskurve von „Tusche“ aussehen wird. Bei seinem Alter geht sie wohl eher nicht mehr nach oben und somit stellt sich einfach die Frage, wie lange er das derzeitige Niveau noch halten kann.
Union muss heute die Weichen für die Zukunft stellen. Ob ein Mattuschka noch über mehrere Jahre eine tragende Säule darstellen kann, um sich im „Profibereich zu etablieren“ ist doch ungewiss. Die Argumentation des Vereins ist einfach: Wenn du Jahr für Jahr weiter Leistung bringst, wird dein Vertrag auch immer schön verlängert werden und dann verdienst du auch weiter gutes Geld. Womöglich einigt man sich am Ende auf einen stark leistungsbezogenen 2-Jahresvertrag. Ob „Tusche“ das bei seinem Familienstatus reicht, werden wir sehen.
Im Übrigen wird sich nicht nur Union fragen, wie lange er noch diese Leistung bringt, sondern auch jeder potenzielle Interessent. Auch ein Verein wie Cottbus wird ihm keinen Mehrjahresvertrag anbieten, sie werden unter Wollitz´ Philosophie wohl nicht einmal Interesse haben. Wollitz baut lieber einen Fandrich auf, als dass er einen 30jährigen für die Zukunft holen würde. Von daher müsste der Heimat verbundene „Tusche“ schon in die Ferne schweifen und wenn er ein wirklich gutes Package angeboten bekommt, das ihn für die nächsten Jahre finanziell absichert, sollten wir uns alle nicht wundern, wenn er uns im Sommer verlässt. Letztlich ist es doch sogar Drittligaclubs wie Heidenheim oder Sandhausen zuzutrauen, dass sie für einen schnellen Zweitligaaufstieg Ausnahmeakteuren wie Mattuschka Rentenverträge anbieten, um solche Spieler überhaupt zu bekommen. Wäre ein branchenüblicher Vorgang. Auch Mattuschka wird letztlich rational und weniger emotional handeln. Seine pragmatische Sichtweise welche Rolle das Geld spielt, hat Mattuschka doch kürzlich mehr als deutlich gemacht:
„Als Fußballer hat man nur gewisse Jahre, die man spielen kann. 15, 16
Jahre, wenn es gut läuft, wo man Geld verdienen kann. Das ist nicht so,
dass man hier soviel Geld verdienen kann, das man nie wieder arbeiten
gehen braucht. Das ist nicht. Das ist halt in der Bundesliga anders. Man
hat ja auch seiner Familie gegenüber eine Verantwortung. Wenn ein
Verein aus der Ersten Liga anruft und sagt, Du kannst das Achtfache
haben wie hier, dann muss man natürlich schon abwägen, was man
macht. Nicht nur wegen dem Geld. Auch das Sportliche sicherlich, aber
das Geld spielt dann auch ne Rolle. Sicherlich. Das ist ja normal.“
[Torsten Mattuschka in der Sendung des DLF "Unsere Liebe. Unsere Mannschaft. Unser Stolz." vom 02.11.2010. Quelle]