Gestern hatte ich auf der Zugfahrt von München nach Berlin eine zufällige Begegnung, die ich so bewegend fand, dass ich sie gern mit Euch teilen möchte. Ich hoffe, es
passt hier rein.
Ich sitze also so im Zug mit einem mit mir bis dahin unbekannten
Unioner. Wir kommen ins Gespräch und reden viel über Union, Fußball und Jugendarbeit. Dann erwähnt er irgendwann beiläufig ganz dezent, dass er auch mal bei Union gespielt hätte. Mit Maske alles etwas schwieriger, aber ich hatte ihn zugegeben nicht wiedererkannt: Es ist Florian
Milatz, absolutes Union-Eigengewächs, ehemaliger U19-Kapitän, langjähriger Zweete-Spieler,
der in der Saison 2004/2005 auch im Profikader stand und einige Testspiele wie
das Benefizspiel gegen den FC St. Pauli absolvierte.
So weit so gut. Irgendwann im Laufe des Gesprächs setzt sich
plötzlich eine weitere Person zu uns und stellt lauter Fragen zu Union.
Er hatte unserem Gespräch unweigerlich gelauscht. Wir kommen schön ins quatschen über dies und das. Irgendwann sage ich,
dass er ganz schön viel über Union weiß. Also fragte ich mal höflich nach, was er denn
mit Union für einen Bezug hat. Er erwidert beiläufig, naja, er hätte auch mal
bei Union gespielt. Mit Nikol und Menze und so. Ich denke mir, in was für einem Film bin ich hier eigentlich? Wieder schaue ich ratlos in ein Gesicht mit Maske. Wer kann es sein? Es ist Andreas Ruhmland, der auch etwas anders aussieht als vor 20 Jahren
natürlich und zufällig aus seiner jetzigen Heimat München nach Berlin fährt. Von
2001 bis 2003 stand er in drei Saisons offiziell im Kader der Profimannschaft.
Er trainierte unter Wassiliew und Votava und kommt auf zwei Paul-Rusch-Pokaleinsätze,
viele Testspiele und ein Testspieltor. Er ist einer der wenigen Spieler, die es
aus der Nachwuchsarbeit der „vor-NLZ-Zeit“ der 90er Jahre überhaupt in den
Profikader geschafft haben.
Zu dritt entwickelte sich ein kurzweiliges Gespräch zwischen
Komik und Tragik. Es wurden viele schöne Geschichten erzählt. Und die Geschichten
hinter den Spielern, die es am Ende nicht schaffen, die hört man eher selten. Beide
Spieler eint dasselbe Schicksal aus der eigenen Jugend heraus lange für den
großen Traum gekämpft und auch lange im Profikader mittrainiert zu haben. Am
Ende hat es jeweils nicht zu einem Ligaeinsatz gereicht, obwohl man sich z.B.
so oft vor den Kurven warm gemacht hat. Es sind Zufälle, die entstehen einen
Einsatz zu bekommen oder eben nicht zu bekommen. Beide hatten auch viel Verletzungspech.
Am Ende sollte es einfach nicht sein. Sie brauchten mehrere Jahre, um das zu
verdauen, aber heute das spürte man, sind sie im Herzen Unioner geblieben. Jeder auf seine Art.
Florian, der sein ganzes Leben für nur einen Verein gespielt
hat, ist heute wieder sehr nah dran und reist auch als Fan mit dem Team mit,
engagiert sich aber auch im Lernzentrum des 1. FC Union. Andreas ist in München
sesshaft geworden mit Familie. Trotz der Distanz ist da dieses große Leuchten
in den Augen und viel Wertschätzung in den Aussagen, wenn er über Union spricht.
„Unsere Arbeit ist nur dann komplett, wenn Spieler, die
leistungs- oder verletzungsbedingt ausgeschieden sind, und deren Angehörige zu Freunden,
Mitgliedern, Fans, Trainern, Förderern, Mitarbeitern oder Sympathisanten des 1.
FC Union Berlin werden oder dieses bleiben.“ [Zitat aus der
Ausbildungskonzeption des 1. FC Union Berlin]
Gestern hat sich mal wieder gezeigt, dass das funktionieren
kann. Einmal Union – Immer Unioner.