Das hängt von ihren individuellen Fähigkeiten ab und auch von der taktischen Grundidee. Einen Becker kann ich mir als inversen Flügelstürmer nur schwer vorstellen, für gewöhnlich müsste er auf links in engeren Räumen agieren da es ihn dann nach Innen zieht. Allerdings ist dafür seine Ballkontrolle unter Druck nicht sonderlich gut ausgeprägt und einen guten Torabschluss nahdem er nach Innen zieht hab ich von ihm auch noch nicht gesehen, ebenso hat er Probleme mit dem linken Fuß auf Bundesliganiveau (auch wenn er das Andersson-Tor gegen den BVB mit links vorbereitet hat). Die rechte Seite lässt sein Alleinstellungsmerkmal (Schnelligkeit) wesentlich besser zur Geltung kommen, da er sich dort mehr Raum nehmen kann und von Außen spielt (da auch diagonal nach Innen ziehen kann und direkt den rechten Fuß für Flanken nutzen kann - wie gestern beim 1:0). Seine technischen Probleme wiegen dort nicht so schwer, da er in der Regel mehr Raum als im Halbraum/ Zwischenlinienraum hat. Und dass die Tore und Chancen gestern insbesondere über die Flügel vorbereitet wurden ist sicherlich kein Zufall, sondern geplant. Mainz Innenverteidiger haben enorme Probleme bei der defensiven Orientierung (verlieren Gegner im Rücken), St. Juste ist nicht gerade als Kopfballwunder bekannt und links hinten Brosinski mit deutlichen Geschwindigkeitsnachteilen gegen Becker. In Kombination mit dem frühen Pressing ist da zudem noch Raum im Rücken, den jemand wie Becker dann sehr gut ausnutzen kann. Gegen Mwene auf der rechten Mainzer Abwehrseite wäre es schwieriger gewesen, dafür bringt auch dieser keine guten körperlichen Voraussetzungen für das Spiel im Strafraum mit. Da mit Invartssen/ Kruse gegen St. Juste/Mwene ein Missmatch bei hohen Bällen/Flanken und mit Becker/Brosinski auf der Außenbahn + Trimmel als Spieler mit starken Flanken aus dem Halbraum dahinter zu haben ist schon sehr geschickt.
Stimme dir zu, bleibe aber dabei, dass hier anders als ggü. anderen Kombinationen von Positionen auf dem Feld eine inhärente Flexibilität besteht.
Ansonsten ist das eine gute Analyse von Beckers Fähigkeiten, die ihn leider auch immer davon abhalten wird, zu mehr als im besten Falle einem solidem Bundesligaflügelstürmer zu werden, trotz der herausragenden Grundschnelligkeit.
Insbesondere wenn man sich da Bayerns Davies im Vergleich anguckt, der gar noch schneller und noch besseren Antritt haben dürfte als Becker (mindestens gefühlt), merkt man eben schnell, dass dessen Spielverständnis einfach ein paar Etagen höher anzusiedeln ist (weshalb u.a. auch die Umschulung von Flügelstürmer zu AV auch so schnell gelang) und sein Dribbling einfach herausragend gut ist, wie u.a. zuletzt auch ein Semedo zu spüren bekam. Andererseits spielt er deshalb auch nicht bei uns, sondern bei Bayern. Aber für das Aufzeigen von Beckers Limitiertheit dennoch ein legitimer Vergleich, weshalb es umso wichtiger ist, dass Urs Becker aus taktischer Sicht möglichst gut zur Geltung bringen kann.
Darum geht es ja am Ende. Becker ist in die Spielidee die wir gestern gesehen haben viel besser einzufügen als die der letzten Saison und profitiert von Mitspielern wie Kruse oder Ingvartsen. Und ja, sicherlich gibt es da eine gewisse Flexibilität im Flügelsturm, aber ein Robben wäre doch auf der rechten Seite auch verschenkt gewesen, weil er dann nicht mehr in seine stärksten Aktionen kommt. Die Kaderzusammenstellung passt von daher auch recht gut (außer, dass wir im zentralen Mittelfeld zu eindimensional aufgestellt sind und da eine spielerische Komponente fehlt), denke ich zumindest, und ich freu mich drauf Becker öfter zu sehen.