Babelsberg soll absteigen.
Noch weiter unten... - die Regionalligen...
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Aus holländischer Sicht betrachtet Voetbal in de duitse Nordostliga
Fußball in der deutschen Nordostliga: Hafermilchjungs und Hooligans
Deutschland Die Fußballklubs der alten DDR sind nicht gut genug für die ersten Ligen. Umso mehr propagieren sie ihre illustre Vergangenheit.
Nynke van Verschuer
20. Januar 2023 um 20:00 Uhr
Lesezeit 6 Minuten
„Auf die Fresse! Auf die Fresse!“, tönt es auf der Tribüne von BFC Dynamo. Es ist Halbzeit im Spiel der Berliner Fußballvereine gegen den FC Carl Zeiss Jena, es steht 0:1 für Jena, es dämmert und es regnet, und die Fans von Dynamo Berlin haben gerade den Angriff auf die Gäste eröffnet. Männer in schwarzen Hoodies, in Shorts, die ihre tätowierten Waden entblößen, und in schwarzen Turnschuhen stürmen den Zaun, der die Anhänger trennt. Die Berliner Bereitschaftspolizei trabt auf die Fans zu und pariert den Angriff. Ein paar Dynamo-Fans hängen zappelnd am Zaun, von ihren Mitstreitern auf der einen Seite geschubst, auf der anderen von den Polizisten zurückgedrängt. Der Stadionsprecher beruhigt die Fans und dreht Bob Marley um: "Don't worry about a thing / 'cause every little thing is gonna be alright".
OSTDEUTSCHE ERFOLGE
Nur ein Verein aus der ehemaligen DDR ist in der Bundesliga vertreten, der FC Union Berlin, einst der größte lokale Konkurrent des BFC Dynamo. In der DDR war der FC Union immer der Underdog.
Im Februar spielt der FC Union in der Europaleague gegen Ajax. Auch RB Leipzig ist in der Bundesliga erfolgreich – allerdings wurde dieser Verein erst 2009 von Red Bull gegründet.
Zu DDR-Zeiten gewann ein ostdeutscher Verein den Europapokal II: der 1. FC Magdeburg, 1974 in De Kuip gegen den AC Mailand. Jetzt ist der 1. FC Magdeburg Dreizehnter der Zweiten Bundesliga.
Das Spiel zwischen Jena und Dynamo wird in der halbprofessionellen Regionalliga Nordost, der vierten deutschen Spielklasse, ausgetragen. Die Nordost-Liga deckt genau das Gebiet der alten DDR ab, ergänzt um die Vereine, die es vor dem Mauerfall in West-Berlin gab.
Bis 1990 hatte die DDR eine eigene Fußballabteilung und einen eigenen Meister. 32 Jahre später spielen viele DDR-Klubs immer noch in der Nordost-Liga gegeneinander. Profifußball auf höchstem Niveau bleibt für sie meist unerreichbar. Aber dank ihrer illustren Geschichte haben die Clubs immer noch eine treue Anhängerschaft und alte DDR-Rivalitäten leben auf den Tribünen weiter.
Nur ein Verein aus den neuen Bundesländern ist in der aktuellen Bundesliga vertreten, der FC Union Berlin aus dem Kreis Köpenick. In den ersten drei Spielklassen, inklusive der Bundesliga, spielen nur noch sechs Klubs aus den „Neuen Bundesländern“, wie die ehemaligen DDR-Staaten genannt werden, gegenüber 49 aus den „Alten Bundesländern“. Ein aktueller Bericht zum Stand der deutschen Einheit kommt zu dem Schluss: „Der [DDR-]Fußball hat den Sprung in die westdeutschen Profi-Ligen verpasst. Einige der erfolgreichsten DDR-Klubs sind in Vergessenheit geraten.“
Die Klubs mögen auf fussballerischer Ebene hinterherhinken, aber ihre Vereinskultur ist es nicht weniger. Für viele Fans ist der Verein ein Bezugspunkt in einer Heimatstadt, die sich plötzlich in einem anderen Land wiederfindet, mit festen Codes, eigenen Helden und oft auch bestimmten politischen Überzeugungen.
Von allen gehasst
Der Stadionsprecher des BFC Dynamo, zugleich Sprecher des Vereins, atmet tief auf, fragt nach dem ausbleibenden großen Erfolg vieler ehemaliger DDR-Klubs. „Viele unserer besten Spieler gingen in den 1990er Jahren zu Klubs im Westen. Und die Unternehmen hinter unseren Vereinen mussten ums Überleben kämpfen – Sportsponsoring stand nicht an erster Stelle.“ In den Namen vieler Ostvereine kann man noch erkennen, zu welchem Staatsbetrieb sie einst gehörten: „Lok“ stand für Mitarbeiter der „Deutschen Reichsbahn“, wie „Lok Leipzig“, „Chemie“ für die chemische Industrie wie in BSG Chemie Leipzig , 'Dynamo' wie BFC Dynamo für Polizisten und Stasi-Mitarbeiter.
Auch BFC Dynamo war erfolgreich, obwohl das nicht unumstritten ist. „BFC Dynamo“, schreibt der Sportjournalist Frank Willmann in seinem Buch Fußball in der DDR, „wurde von allen gehasst.“ Das lag vor allem am Vereinspräsidenten. Dynamo wurde 1966 als Verein für Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit und der Volkspolizei gegründet. Erich Mielke, Minister der Stasi, war von Anfang an Vorsitzender.
Das Stadion des BFC Dynamo steht noch immer im Nordosten Berlins, im Stadtteil Hohenschönhausen, drei Blocks entfernt liegt das berüchtigte Stasi-Gefängnis. 2012 warb der Verein für ein Heimspiel gegen die Nachbarn im Stadtteil Lichtenberg mit dem Text: „Diesen Weg musste auch Erich gehen.“ Der Verein SV Lichtenberg befindet sich in der Normannenstraße – dort, wo auch das Stasi-Ministerium angesiedelt war und Erich Mielke sein Büro hatte.
Zwischen 1979 und 1989 gewann der BFC Dynamo alle Titel in der DDR-Oberliga – die meisten Schiedsrichter arbeiteten für die Stasi. Foto ANP / Imago Sportfotodienst GmbH
Schiedsrichter der Stasi
„… acht-, neun-, zehnfacher Meister“, singen die Fans von Dynamo Berlin während des Spiels gegen Jena auf der Tribüne. Als der unnahbare FC Bayern München im vergangenen Jahr zum zehnten Mal in Folge Deutscher Meister wurde, wurde darauf hingewiesen, dass Ähnliches in der deutschen Fußballgeschichte bereits passiert sei. Zwischen 1979 und 1989 gewann BFC Dynamo alle Titel in der DDR-Oberliga.
FUSSBALLVEREINE IM OSTEN DEUTSCHLANDS
Im Fußball der DDR habe es „einige Manipulationen und Intrigen gegeben“, schreibt Willmann. 1977 sagte Stasi-Minister Mielke auf der Meisterfeier des Rivalen SG Dynamo Dresden: „Sie waren oft genug Meister, jetzt ist der BFC dran, und ich werde alles geben, was ich kann.“ Drei Jahre später, vor dem Meisterschaftsspiel 1980, sagte Mielke den Dresdner Konkurrenten, man müsse verstehen, dass „die Hauptstadt einen Meister braucht“.
Laut einem ehemaligen Stasi-Mitarbeiter, der in dem Buch von Willmann und seiner Kollegin Anne Hahn, Stadionpartisanen, zitiert wird, waren sechs Stasi-Mitarbeiter nur am BFC beteiligt, etwa indem sie sich in die Wahl der Schiedsrichter einmischten. Viele der Schiedsrichter waren inoffizielle Mitarbeiter der Stasi. Niemand wollte es riskieren, Mielke und seiner Stasi in Ungnade zu fallen, nicht einmal erfolgreiche Fußballer.
Beim Spiel gegen Jena trägt ein Anhänger ein Trikot mit der Aufschrift: „Opa bei der Wehrmacht, Vater bei der Stasi und ich beim BFC.“ Über ihren Köpfen flattern Fahnen mit der Aufschrift „Ost-Berlin“. Doch Stadionsprecher Martin Richter bestreitet, dass viele Fans immer noch stolz auf die Vereinsvergangenheit sind. „Wir haben diesen Pullover vor fünfzehn Jahren verkauft“, sagte Richter.
Hooligans und Skinheads
Die BFC'er haben in der Nordostliga noch immer einen schlechten Ruf, seit den Neunzigern nicht mehr als Fußballklub von Mielke, sondern als Verein für Hooligans und Skinheads. Das hat laut Richter mit dem Niedergang des Vereins zu tun – vom DDR-Meister zum florierenden Regionalklub. Alte Fans gingen, Randalierer blieben zurück. Die Mitgliederzahlen des Clubs steigen seit einigen Jahren wieder, und das Stadion ist mit zwei- bis dreitausend Besuchern einigermaßen voll.
Fans, die in den 1990er-Jahren ausgestiegen sind, seien zurückgekommen, sagt Richter. „Viele unserer Fans kommen schon seit Jahrzehnten. Viele kommen aus der Gegend; und für viele auch ein angenehmes Gegenstück zum teuren Bundesliga-Fußball, aus den Tempeln der Kommerz wie Hertha BSC. Das ist nahbarer Fußball.“ Auch der BFC sei nicht rechts, sagt Richter, "weil 60 Prozent der Jungs in unserem Jugendzentrum einen Migrationshintergrund haben."
Die Männer im Stadion – Frauen gibt es kaum, obwohl Frauen wie Behinderte ihre Karten zum halben Preis bekommen – sehen aus, als hätten sie tatsächlich viele Stunden auf den Steintribünen gestanden. Mit der Presse wollen sie nicht reden – „Sie sind sicher der Antifa-Presse“, bellen drei Männer in Yamaha-Motorradanzügen.
Für viele auch ein angenehmes Gegenstück zum teuren Bundesliga-Fußball, aus den Tempeln der Kommerz wie Hertha BSC
Martin Richter Stadionsprecher BFC Dynamo
Jenas Fans haben ein anderes Image: akademisch und links. Auch die Fans des SV Babelsberg 03 aus Potsdam, Tabellenfünfter der Nordostliga, haben ein klares politisches Profil. „Seit dieser Woche ist alles vegan“, stellt ein Fan auf der Tribüne des Karl-Liebknecht-Stadions in Potsdam fest. Er sagt, er argumentiert seit Jahren, einschließlich Google-Rezensionen, für vegane Optionen auf der Speisekarte des Stadions.
Der Verein spielt zu Hause gegen den ZFC Meuselwitz aus Thüringen. Eine Sorte Bratwurst mit Schweinefleisch ist noch am Eingang erhältlich, das Sortiment besteht außerdem aus veganer Chorizo und dito Nuggets, Currywurst und Sojasteak. Der Verein hat einen Sponsorenvertrag mit dem Hafermilchproduzenten Oatly, der im Stadion mit dem Slogan Wer trinkt überhaupt Milch im Fußballstadion wirbt. Gemeinsam mit Babelsberg 03 führte das schwedische Unternehmen im vergangenen Sommer einen Versuch mit mehreren Spielern durch, der zeigen sollte, dass vegane Ernährung nicht zu Lasten der sportlichen Leistungsfähigkeit geht.
Fortsetzung folgt!
Danke das du uns an diesen Artikel teilhaben läßt
Bedankt!
"vertegenwoordigd" gegenwertig oder so?
Holländisch is mindestens so knuffelig wie unser Fritz, und mein Santi.
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Den Ultras aus Hohenschönhausen wurden die Materialien geklaut. (Vor dem Privathaus eines Mitglieds) Sie lösen sich nun auf.
Würde mich ja brennend interessieren, wer das war.
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Den Ultras aus Hohenschönhausen wurden die Materialien geklaut. (Vor dem Privathaus eines Mitglieds) Sie lösen sich nun auf.
Würde mich ja brennend interessieren, wer das war.
Es müssen Unkundige gewesen sein... wer sowas anfässt, ist für immer verstrahlt... .. .
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Den Ultras aus Hohenschönhausen wurden die Materialien geklaut. (Vor dem Privathaus eines Mitglieds) Sie lösen sich nun auf.
Würde mich ja brennend interessieren, wer das war.
Am Ende würde mich nicht Mal wundern wenn ihre polnischen Freunde da zugeschlagen haben. Wäre zumindest nicht das erste Mal das so Freundschaften gekündigt werden. Und wer das Material mit nach Hause nimmt wissen die eben wahrscheinlich auch.
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Hab den Artikel gelesen.
Schon verwunderlich dass die das Material einem Fanbeauftragten mitgeben.
Nichts desto trotz ne schäbige feige tat.
Hoffe doch inständig, dass wir damit nichts zu tun haben.
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Hab den Artikel gelesen.
Wo...?
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Auch wenn es mir eher egal, was da passiert wird und egal wer es war, verstehe ich nicht, wieso löst sich eine Gruppe auf, wenn ihr Sachen geklaut werden?
Aber sollen die machen
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Iss so ne Art Ehrenkodex, kibi …
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Auch wenn es mir eher egal, was da passiert wird und egal wer es war, verstehe ich nicht, wieso löst sich eine Gruppe auf, wenn ihr Sachen geklaut werden?
Aber sollen die machen
Soweit ich weiß, verlangt das der Ehrenkodex, wenn die Geuppe ihre Fahne/Banner "verlieren".....
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Iss so ne Art Ehrenkodex, kibi …
Sowas habich noch nie begriffen. Aber wennse das so wolln, könnse machen.
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Ist wohl ein Relikt aus mittelalterlichen Schlachten (oder noch länger zurück)
Wo ist der wassermann, wenn man ihn mal braucht …
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Ist wohl ein Relikt aus mittelalterlichen Schlachten (oder noch länger zurück)
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Verstehe, also so 'ne Art Höhlenmenschenritual.
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Können die Weicheier das nicht regeln wie ein Samurai?
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Von mir aus kann sich dieser ganze Scheiß Verein auflösen
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Ist wohl ein Relikt aus mittelalterlichen Schlachten (oder noch länger zurück)
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Verstehe, also so 'ne Art Höhlenmenschenritual.
Das wäre dann ja kulturgeschichtlich schützenswert
Heutzutage ist das fast ausgestorben, da werden ja jugendliche Aussetzer in der Regel von der gesamten Gesellschaft mitgetragen.
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In der Regionalliga ist ja was los. Noch nie was gehört von diesem Verein ...
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Ich hab mal vor Jahren auf einer Auswärtsfahrt im ICE meinen Schal verbummelt.
Hätte ich mich danach auflösen müssen?
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